Schwer kranker Wertheraner bangt nach Corona-Impfung um seine Existenz

Werther/Spenge. Mit so viel Resonanz hatte er nicht gerechnet, und trotzdem war Stefan Bergmann enttäuscht, nachdem er im Februar im Haller Kreisblatt ganz offen über seine Erkrankung gesprochen hatte. Gut gewesen sei, dass sich sehr viele bei ihm gemeldet hätten, denen es ähnlich ging wie ihm und die froh waren, dass jemand offen über die Beschwerden sprach und sich auch traute, eine Verbindung zwischen den Symptomen und der Corona-Impfung herzustellen. Enttäuscht war er darüber, dass sich niemand aus Politik oder Gesundheitswesen gemeldet habe und sich seiner Sache angenommen oder zumindest Hinweise gegeben hätte, was er tun könne. Seit Sommer 2021 hatte sich das Leben des 41-Jährigen schlagartig verändert. Bis dahin fühlte er sich gesund, Sport gehörte zu seinem Leben. Doch dann bekam er unerklärliche Magenschmerzen, Schweißausbrüche, einen aufgeblähten Bauch. In den darauffolgenden Monaten kamen starke Schluckbeschwerden mit Räusperzwang, dauernde Müdigkeit und Probleme mit der Sehempfindlichkeit, Gedächtnisbeschwerden sowie extreme und schlagartige Kurzatmigkeit hinzu. Zudem verlor er 15 Kilo an Gewicht. Den ersten Beschwerden vorausgegangen war eine Corona-Impfung mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson. Nach einer Auffrischungsimpfung mit dem Impfstoff von Moderna im Dezember 2021 verschlechterte sich seine Gesundheit weiterhin. Er bekam mehr als 600 schmerzhafte Entzündungen auf der Haut, verteilt über den ganzen Körper. Hinzu kamen tagelange Lähmungserscheinungen an Händen, Fingern, Füßen und im Gesicht. Vielen Menschen geht es ähnlich wie dem Wertheraner Die Liste ließe sich fortsetzen. Er ging von einem Facharzt zum anderen. Man stellte fest, dass in seiner Speiseröhre viel zu wenig muskuläre Leistung vorhanden sei. Das Gleiche ergab sich für den Darm. In der Lunge wurde absterbendes Gewebe gefunden und eine Lungenfibrose diagnostiziert. Auch Rheuma wurde diagnostiziert und ME/CFS, das chronische Fatigue-Syndrom, also eine chronische extreme Erschöpfung. &bdquo;Ich hatte zahlreiche einzelne Diagnosen, aber niemanden, der das alles zusammenbringt“, sagt Stefan Bergmann rückblickend und nennt damit einen aus seiner Sicht extremen Missstand im System. Nachdem sein Hausarzt zunächst Longcovid vermutete, steht für Stefan Bergmann fest, dass er am Post-Vac-Syndrom leidet, also dass seine Symptome durch die Impfung aufgetreten sind. Mehr zum Thema: Steinhagener arbeitsunfähig: &bdquo;Die Corona-Impfung hat mich krank gemacht“ Seit Jahren beschäftigt er sich mit dem Thema. Liest alles, was er an Fachartikeln oder Studien bekommen kann, und hat in verschiedenen Selbsthilfegruppen oder bei Klinikaufenthalten zahlreiche Menschen getroffen, die Ähnliches wie er seit einer Impfung durchmachen. Beim Paul-Ehrlich-Institut wurden zwischen 2021 und 2024 rund 350.000 Verdachtsfälle auf Nebenwirkungen von Covid-19 gemeldet. Rund 64.000 davon wurden als schwerwiegend eingestuft. Wertheraner hoffte auf Blutwäschen Bei den Post-Covid-Zentren der Unikliniken in Erlangen und Hannover steht Stefan Bergmann schon seit über einem Jahr auf der Warteliste. Auf seine jüngsten Nachfragen teilte man ihm mit, dass die Wartezeit noch mindestens ein weiteres Jahr betragen werde. Seine ganze Hoffnung setzte er in eine Ärztin, die im oberbayerischen Bad Aibling in einer internistischen Fachklinik für onkologische Akutbehandlungen arbeitet und dort Blutwäsche für Krebspatienten, aber auch für Long-Covid- und Post-Vac-Patienten anbietet. In einer ARD-Doku stellte TV-Arzt Eckart von Hirschhausen die Ärztin vor, die von guten Behandlungserfolgen mit der Blutwäsche (HELP-Apharese) bei Longcovid berichtet. Gleichzeitig warnen allerdings auch Ärzteverbände vor der Apherese, weil es noch keine Studien dazu gibt. Stefan Bergmann nahm die lange Reise nach Oberbayern trotzdem auf sich. &bdquo;Ich hatte zuvor schon vier Aderlässe in der Onkologie in Gütersloh machen lassen. Das hatte mir Erleichterung verschafft. Deshalb habe ich mir von der Blutwäsche einiges versprochen.“ Heute sagt er: &bdquo;Ich bin so froh, dass ich da war. Vor allem wegen der Menschen, die ich dort kennengelernt habe.“ Denn auch dort trifft er wieder Patienten, die genau wie er unter Zuständen wie dem Fatigue-Syndrom leiden und ebenfalls überzeugt sind, dass dies auf eine Covid-Impfung zurückzuführen sei. Die Motivation, weiterzukämpfen, hat nachgelassen Die Blutwäsche, deren Kosten von rund 2.000 Euro er aus eigener Tasche zahlen musste, habe ihm geholfen, sagt er. &bdquo;Ich habe mich für einige Zeit wieder frischer und wacher gefühlt.“ Die zweite Blutwäsche im Februar 2025 macht er in Osnabrück im MVZ am Klinikum. Er schwört darauf, dass ihm die Filterung seines Blutes hilft – zumindest für einen gewissen Zeitraum. Trotzdem sind keine weiteren Blutwäschen geplant. &bdquo;Ich kann das nicht alles bezahlen“, sagt er. Denn die Krankenkasse biete ihm maximal einen Kuraufenthalt für Long-Covid-Patienten an. &bdquo;Der hilft für ein paar Wochen, aber davon werde ich auch nicht gesund.“ Und gesund werden, das ist es, wovon Stefan Bergmann träumt. Bei unserem Gespräch im Februar hatte er sich noch kämpferisch und optimistisch gezeigt. Davon ist dieses Mal nichts zu sehen. &bdquo;Man wird irgendwann müde“, sagt er und meint damit nicht das Fatigue-Syndrom, sondern seine Versuche, dass seine Erkrankung ernst genommen wird und dass ihm geholfen werden kann. &bdquo;Alle sagen immer, es ist nichts bewiesen.“ Lesen Sie auch: Long Covid: Haller Familienvater schreibt bewegende Leidensgeschichte auf Im Herbst läuft sein Anspruch auf Krankengeld nach eineinhalb Jahren aus, dann müsste er Arbeitslosengeld beziehen. Finanziell wäre das eine Katastrophe, sagt er, denn der Hauskredit und andere Verbindlichkeiten laufen weiter. Eine Erwerbsminderungsrente hat er schon beantragt. Eine Wiedereingliederung in seinem Job als Vertriebler im Maschinenbau ist geplant. &bdquo;Nicht, weil ich mich fit dafür fühle, sondern aus der finanziellen Not heraus.“ Das Gedächtnis lässt immer weiter nach Denn besser geht es ihm nicht. Neben der Erschöpfung leidet er besonders unter Wortfindungsstörungen und Sprachschwierigkeiten, die auch im Gespräch deutlich hervortreten. &bdquo;Besonders schlimm ist die kognitive Beeinträchtigung. Mein Gedächtnis ist ganz schlecht, und wenn ich ein offizielles Schreiben bekomme, verstehe ich oft gar nicht, was die von mir wollen, und muss meine Lebensgefährtin fragen. Früher war das alles kein Problem.“ Sein Antrag auf Entschädigung wegen eines Impfschadens, den er beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe gestellt hat, wurde gerade abgelehnt. Ein ursächlicher Zusammenhang mit der Impfung sei nicht erkennbar. &bdquo;Die haben so eine Standardbegründung geschickt und sich gar nicht richtig mit meinem Fall beschäftigt.“ Er hat Einspruch eingelegt. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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