
Halle. Der allgemeine Trend zur bewussten Ernährung ist wohl nicht abzustreiten. Die Anzahl der Bio-Produkte in den Supermärkten ist größer denn je, und immer mehr Verbraucher wollen wissen, woher die Dinge kommen, die auf ihren Tellern landen. Ein Umdenken, das durch den hessischen Wilke-Wurst-Skandal im Herbst 2019 oder den Corona-Massenausbruch bei Tönnies im Juni 2020 weiter beschleunigt wurde. Dabei gibt es Hofläden, auf denen regionale Produkte direkt angeboten werden, schon länger. Aber gerade in Zeiten von Corona laufen sie noch besser als vorher.
Corona hat die Nachfrage gesteigert
„Gerade zu Beginn von Corona hat die Anzahl der Kunden stark zugenommen", sagt Doris Tarner, die gemeinsam mit ihrem Ehemann Jürgen bereits seit gut 35 Jahren einen Hofladen betreibt. Anfangs im ehemaligen Pferdestall, seit etwa einem Jahr auf deutlich größerer Fläche in der renovierten Deele. „Unsere Kerngeschäfte sind Spargel und Erdbeeren", sagt Tarner. Aber auch die Kartoffeln und die Aronia-Beeren, die bei Barteldrees zu Saft verarbeitet werden, stammen aus dem eigenen Anbau. Ergänzt wird das Angebot durch zugekaufte Sachen von Herstellern aus der Umgebung.
Seit drei Monaten gibt es einen weiteren Hofladen in Halle. „Wir versuchen, uns ein weiteres Standbein aufzubauen", sagt Marco Nollmann, Betriebsleiter auf dem Hof von Landwirt Jürgen von Morsey-Picard an der Margarethe-Windthorst-Straße. Der Ende November eröffnete Hofladen soll das Kernstück dieses Vorhabens sein.

Vor etwa sechs Monaten hat man die Kuhhaltung aufgegeben und sich auf Rinderzucht spezialisiert. Zudem hat man sich 200 Hühner angeschafft, deren Produkte nun einen Teil des Angebots im Hofladen ausmachen. „Regionale Produkte werden immer gefragter und wir hatten eh noch einen ungenutzten Stall übrig", erklärt Nollmann. Also wurde dieser zu einem Hofladen mit Selbstbedienungsprinzip umgebaut. Im Angebot gibt es eigene Waren, wie etwa die Eier der freilaufenden Hühner, aber auch Kartoffeln vom Hof Sirges (Versmold), Fleisch- und Wurstwaren von Wißmann (Dissen), Marmelade, Nudeln und vieles mehr. Bisher liefe der Verkauf sehr gut, sagt Nollmann, und auch die Kasse passe. „Die Leute sind sehr ehrlich und zahlen die Beträge in bar oder auch per EC-Karte."
Bereits seit 35 Jahren betreiben Christa und Hermann Künsemöller ihren Bioland-Laden in Künsebeck. „Für einige Produkte ist jetzt eine schwierige Jahreszeit", sagt Christa Künsemöller. Die heimischen Böden liefern im Moment nur eine überschaubare Bandbreite an Früchten. Der Laden ist dennoch gut gefüllt, denn neben den selbst geernteten Kartoffeln sowie Obst- und Gemüsesorten gibt es auch hinzugekaufte Produkte, wie etwa Eier, Wein oder Käse.
Die Nachfrage nach regionalen Produkten sei stärker geworden. Die Kunden schätzten die persönliche Beratung. „Es ist ihnen wichtig, zu wissen, wo die Ware herkommt", sagt Künsemöller. Allerdings erwarten sie auch ein breiteres Sortiment als früher, so dass man beispielsweise auch Gemüse aus Südeuropa ankaufen muss. „Vor 30 Jahren gab es Möhren und rote Beete, heute gibt es fast alles." Allerdings lässt sich auch mit wenig Zutaten so manch leckeres Gericht zubereiten. „Ich gebe auch gerne mal Hilfestellung beim Kochen", sagt Jörg Künsemöller. Wer also bei ihre einkauft, bekommt auf Wunsch das passende Rezept gleich mit dazu.

Beim Bezahlen sind alle ehrlich
Seit einem Jahr betreibt Jörg Künsebeck mit seiner Familie den Hofladen auf seinem Hof Hardeland in Ascheloh. „Angefangen hat es mit der Hühnerhaltung in mobilen Ställen. Inzwischen gibt es neben Eiern auch Nudeln, hergestellt von den eigenen Freilandeiern, Honig von regionalen Imkern, Kartoffeln aus der Region und weitere Produkte. Der Laden hat 24 Stunden geöffnet, gezahlt werden kann bar oder mit Karte. „Die Kunden sind sehr ehrlich", sagt Künsebeck. Die Kasse passe und wer mal zu wenig reinlege, gleiche die Differenz beim nächsten Einkauf selbstständig aus.
Das Geschäft laufe gut, obwohl der Hofladen am Ascheloher Weg aufgrund einiger Baustellen mitunter schwer erreichbar ist. Jörg Künsebeck hat in den vergangenen Monaten auch schon einmal darüber nachgedacht, sich mit seinem Angebot dem Lieferservice Wochenmarkt 24 anzuschließen. „Ich hatte mich dort mal beworben, aber eine Absage erhalten, da man bereits mit anderen Landwirten mit ähnlichen Angeboten kooperiert", sagt Künsebeck. Dafür gibt es aber die Eier seiner Hühner auch in der Fleischerei Goldbecker in Borgholzhausen und im Wertheraner Rewe-Markt.