Hofladen, SB-Hütte und Co.: Versmolder Betriebe rücken näher zusammen

Versmold. An 16 Stellen in der Stadt können die Kundinnen und Kunden Lebensmittel direkt vom Produzenten kaufen. Diese Zahl der Direktvermarkter zeigt eine Übersichtskarte der Stadt Versmold an. Damit sind Hofläden, Werksverkäufe oder kleine SB-Hütten gemeint. Außerdem sind einige der Landwirte mit ihren Verkaufswagen oder -ständen auf Wochenmärkten vertreten. Die Fachhochschule Münster (Fachbereich Oecotrophologie, Facility Management) hat die Ist-Situation genauer analysiert, Anbieter und Kunden befragt sowie Perspektiven aufgeführt. Die Ergebnisse der Studie wurden jetzt im Versmolder Rathaus präsentiert. Im Rathaus deshalb, weil es auch um die Rolle der Stadt geht. Eine Kernfrage: In welchen Bereichen sehen die Direktvermarkter einen Bedarf an Unterstützung, der durch die Stadt Versmold bedient werden könnte? Gemeinsam möchte man nun Maßnahmen ableiten, die die örtlichen Höfe und das regionale Einkaufen stärken. Die Ergebnisse basieren auf der Befragung von 452 Kunden sowie aus sieben Interviews mit Direktvermarktern. Auf die Perspektive der Verbraucher ging Prof. Dr. Pirjo Susanne Schack bei der Präsentation ein. Die Hesselteicherin arbeitet an der FH Münster und hat die Bachelorarbeit von Leona Siegel zum Thema betreut. Wo kaufen die Versmolder am liebsten ein? Wenig überraschend: Als bevorzugte Einkaufsorte werden Supermärkte und Discounter aufgeführt. Zudem werden Hofläden und Bäckereien gerne von der Kundschaft angesteuert. Bei der Wahl der Einkaufsorte spielt vor allem die Erreichbarkeit/die Nähe zum Wohnort eine Rolle. Preis und Qualität werden ebenso als Kriterien genannt. Welche Produkte werden in Versmold hauptsächlich ab Hof gekauft? An erster Stelle stehen Eier, es folgen Kartoffeln sowie Obst und Gemüse. Als Gründe für den Einkauf beim Landwirt führen die Befragten die Punkte &bdquo;Qualität und Frische“, &bdquo;Unterstützung der lokalen Wirtschaft“ sowie &bdquo;Bezug zu regionalen/saisonalen Produkten“ an. Die drei bekanntesten Direktvermarkter in Versmold sind laut Befragung Obstbau Hantke, Tims Landbau und Landwirt Uthmann. Lesen Sie auch: Mutige Milchbauern: Versmolder Familien-Betrieb stellt auf Bio um Schwächen und Stärken der Direktvermarktung Eine Erkenntnis der Studie: Der Bekanntheitsgrad ist sehr unterschiedlich. Ein weiteres Fazit: Wenn es ums Thema Frische geht, sehen die Kunden die Direktvermarkter im Vorteil. Die Zugänglichkeit und die Erreichbarkeit der einzelnen Verkaufsstellen, die in der Regel außerhalb der Kernstadt liegen, werden als Hürden angesehen. Ebenso führten die Befragten das höhere Preisniveau an. Was aus Sicht der Verbraucher wünschenswert wäre, ist ein zentraler Laden, in dem regionale Produkte gekauft werden könnten. Landwirte denken über neue Vertriebswege nach Dieser Punkt wurde bei dem Treffen im Rathaus mehrfach angesprochen. &bdquo;Die Idee einer Art Market-Hall gab es schon mal“, sagte Bürgermeister Michael Meyer-Hermann. Eine solche zentrale Verkaufsstelle würde allerdings Aufwand und Personal bedeuten. Studentin Leona Siegel bezog sich in ihrer Präsentation unter anderem auf eine Studie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft aus dem Jahr 2020, die vier Erfolgsfaktoren der Direktvermarktung und Handlungsempfehlungen nennt. Dazu gehört die Kombination traditioneller und innovativer Vertriebswege. Beispiele wären Onlineshops oder eben Vermarktungskooperationen. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK Verschiedene Interessen als Herausforderung Die Wege, die Produkte vom Hof zum Verbraucher zu bringen, sind in Versmold sehr unterschiedlich. Mit dem Biobauernmarkt Hoffmeier gibt es in Hesselteich einen vergleichsweise großen Vollsortimenter, der an sechs Tagen in der Woche geöffnet hat und bei dem außerdem ein kleines Bistro integriert ist. Andere Landwirte betreiben klassische Hofläden mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Einige beliefern auch den Lebensmitteleinzelhandel. Die verschiedenen Interessen und Möglichkeiten der Betriebe unter einen Hut zu bringen, scheint eine Herausforderung zu sein. Resonanz auf Regionalmarkt unterschiedlich Das zeigte sich bei der Debatte um den Regionalmarkt, mit dem die Stadt den Wurstträgermarkt bereichern möchte. Nicht alle Direktvermarkter sind dabei vertreten. Ulrike Sirges, die mit ihrer Familie in Loxten unter anderem Kartoffeln anbaut, war im Oktober erstmalig dabei - und ganz begeistert von der Veranstaltung. Sie betonte aber auch: &bdquo;Der Regionalmarkt ist gut für Direktvermarkter, die kein eigenes Ladengeschäft haben.“ Da seien solche Aktionen wertvoll, um den Bekanntheitsgrad zu steigern und das Bewusstsein für regionales Einkaufen zu stärken. Mehr zum Thema: Pfiffige Idee aus Versmold: Wenn das Rindersteak mit der Post kommt Hofladen kontra Supermarkt und Discounter Die Produkte sind verschieden, die Vertriebswege sind es und nicht für jeden ist jedes Format geeignet - und doch möchten alle näher zusammenrücken. Wohlwissend, dass die Direktvermarktung nach wie vor &bdquo;eine Nische“ ist, wie Matthias Hoffmeier sagte. Die Marktmacht hätten Discounter und Supermärkte. &bdquo;Es gilt, ein dickes Brett zu bohren“, weiß Imker Friedrich-Wilhelm Brinkmann. &bdquo;Aber es geht nur gemeinsam“, ist er überzeugt. Auch sein Kollege Josef Rohlmann wünscht sich, alle besser &bdquo;unter einen Hut zu bekommen“. Wo kann die Stadt die Direktvermarkter unterstützen? Dabei wünschen sich alle Beteiligten die Unterstützung der Stadt, beispielsweise bei Marketingmaßnahmen oder Veranstaltungen. &bdquo;Die Studie liefert interessante Ergebnisse, auf denen man gut aufbauen kann“, fasste Bürgermeister Meyer-Hermann die Perspektiven von Verbrauchern und Vermarktern zusammen. Regelmäßig möchten Stadt und Landwirte sich nun gemeinsam an einen Tisch setzen und unter anderem den Regionalmarkt weiterentwickeln. Bauern-Brunch oder besonderer Streetfood-Markt? Einen Ansatz, den alle am Besprechungstisch für gut befanden und gerne weiterverfolgen möchten: ein gemeinsames Event, das die Vielfalt der Versmolder Produkte zeigt. Das Kulinarische soll dabei verstärkt in den Fokus rücken - so etwas wie ein kleiner Streetfood-Markt mit Gerichten vom Hof. Vorgeschlagen wurde auch ein Frühstück beispielsweise im Stadtpark. &bdquo;Brunchen ist total in. Wir wollen das, was die Region bietet, auf den Teller bringen“, sagte Matthias Hoffmeier und plädierte dafür, durch solche Aktionen das &bdquo;Wir-Gefühl“ und die Sichtbarkeit herauszustellen. Tim Fichter ergänzte: &bdquo;Wir müssen den Menschen näherbringen, dass es eine Alternative zum Lebensmitteleinzelhandel gibt und es ihnen schmackhaft machen, saisonal und regional einzukaufen.“ Die Stadt hat eine Übersicht über die Direktvermarkter und ihre Angebote zusammengestellt. Hier gibt es alle Informationen. Weiteres zum Thema: Regional einkaufen: Vier Tipps für Hofladen-Kunden in Werther

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