Storck-Erweiterung: Bis Februar 2021 soll Planung stehen

Bis zum 17. Juli können Bürger und Behörden zu den Expansionsplänen Stellung nehmen. Derweil löst die Verwaltung ihr Versprechen einund erörtert der Öffentlichkeit Details der Planung. Hierbei wählt sie ein neues Format und unterstreicht den Willen zu mehr Transparenz.

Im Waldstück nördlich der A 33 werden Erweiterungsflächen für die Toffifee-Produktion vorgehalten, östlich des Paulinenweges entstehen Hallen, zu deren Verwendung es noch keine Infos gibt. Foto: Urich Fälker | © Ulrich Fälker

Nicole Donath
13.06.2020 | 13.06.2020, 17:54

Halle. „Eines vorab: Qualität geht hier vor Schnelligkeit und wenn wir mehr Zeit brauchen, dann akzeptieren wir das natürlich", stellt Michael Flohr, zuständiger Abteilungsleiter im Bauamt, bei einem eigens angesetzten Pressetermin zur Erläuterung der Storck-Erweiterung klar. Mit dabei sind Planer Dirk Tischmann und Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann. Alle Fragen kommen auf den Tisch, Zeit ist ausreichend vorhanden. „Der Zeitpunkt, zu dem die Pläne rechtskräftig sein sollen, ist dennoch nicht beliebig", fährt Flohr dann fort. „Wir haben uns Anfang Februar 2021 zum Ziel gesetzt – also drei Wochen vor Ende der Fällperiode."

Das Ziel ist ambitioniert, aber realistisch. Denn nachdem die Corona-Krise auch die Sitzungspläne der Stadt Halle und der Bezirksregierung durcheinandergewirbelt hat, nimmt der Planungsprozess jetzt wieder an Fahrt auf. Mittlerweile hat der Regionalrat einen Weg gefunden, um der Regionalplanänderung zuzustimmen – das entscheidende Startzeichen für die Einleitung des Planverfahrens auf kommunaler Ebene. Und Storck kommt seinem Ziel näher, östlich des Paulinenweges neue Produktionshallen und Verwaltungsgebäude zu bauen.

Geplante Veränderung - © Nicole Donath
Geplante Veränderung (© Nicole Donath)

Der Geltungsbereich

Ursprünglich umfasste der neu zu ordnende Bereich 15 Hektar, mit dem Kauf der Rieke-Immobilie und den umliegenden Flächen wurden es 18,66 Hektar – jetzt werden 26 Hektar betrachtet. Planer Dirk Tischmann erklärt diese neue Zahl mit betriebsinternen Abläufen und Änderungen durch die Verlegung der Storck-Zufahrt von der Margarethe-Windthorst-Straße an die L 782. „Durch die geänderte Zufahrt über das Betriebsgelände verschiebt sich beispielsweise das Hochregallager in seiner Ausrichtung, was entsprechende Weiterungen in der Planung mit sich bringt." Außerdem bräuchte Storck klar getrennte Produktionseinheiten, so Tischmann weiter. „Die Flächen nördlich der A 33 sind beispielsweise für die Toffifee-Produktion reserviert, weil es hier bereits entsprechende Hallen gibt." Darüber hinaus müsse ein Konzern wie Storck die Möglichkeit haben, mit Spielraum zu bauen. Eigentlich würden in einem Plangebiet immer erst die Lücken geschlossen – das sei hier nicht möglich.

Flächentausch

In der ursprünglichen Planung hätte Storck die Möglichkeit gehabt, 5,4 Hektar Fläche nördlich der Margarethe-Windthorst-Straße gewerblich zu nutzen – dieses Baurecht gibt der Konzern jetzt auf. Stattdessen soll Baurecht auf der Waldfläche östlich des Paulinenweges geschaffen werden. „Wir haben die Qualität der beiden Waldstücke miteinander verglichen – das nördliche Gebiet hat den größeren Altbaumbestand", so Tischmann. Gleichwohl gebe es bei der Alternative jetzt den möglichen Konflikt zum Randbereich des FFH-Gebietes. Andererseits sei eine Trennung bereits durch die A 33 herbeigeführt worden. Viele Voruntersuchungen hätten stattgefunden, die entsprechenden Gutachten lägen vor.

Die Wegeführung

In der ursprünglichen Planung bildete der Paulinenweg die Grenze des Regionalplanes, jetzt wurde das Gebiet bis zur Arrode einbezogen. Hier gab es die Überlegungen, den Steinhausener Weg so auszubauen, dass sogar landwirtschaftliche Fahrzeuge passieren und auf diese Weise das Waldgebiet südlich der A 33 erreichen können. „Der Flurschaden wäre zu groß gewesen", sagt Tischmann. „Jetzt wird der Steinhausener Weg nahezu nicht angefasst. Allein Radfahrer und Fußgänger sollen künftig noch die Gelegenheit erhalten, über diesen Weg in den Wald zu gelangen. Wer als Kraftfahrer den Bereich erreichen möchte – unter anderem betrifft das einige Anliegerfamilien – wird künftig über eine Zufahrt an der L 782 geführt.

Der Laibach

Obwohl auch das Thema Gewässer erst bei einem weiteren Pressetermin in zwei Wochen näher betrachtet wird, erläuterte Dirk Tischmann zum Laibach bereits so viel: „Bisher beträgt die Lauflänge rund 700 Meter – im Zuge der Planungen soll diese fast verdoppelt werden; auf 1,3 Kilometer Länge." Der Laibach bekommt also einen komplett neuen Verlauf, die heutigen Ententeiche werden dabei aller Voraussicht nach stillgelegt. Dennoch könne es sein, dass man einzelne Flachgewässer anlege. Im nördlichen Bereich und damit im Rücken der Arrode erhält der Laibach außerdem einen Korridor und damit die Möglichkeit, sich in einem Grünzug sein eigenes Bett zu wählen. Der Antrag auf Verlegung liegt bereits beim Kreis.

Schutz der Anlieger

Ein Grünzug zwischen der Arrode und den neuen Produktionshallen von Storck – zuletzt waren vier im Plan eingezeichnet, aktuell sind es drei – soll die Anlieger schützen und die Fledermäuse obendrein. Außerdem verlangt der Bebauungsplan hier gedimmtes Licht.

Die Parksituation

Während die Parkflächen links des Paulinenweges erhalten bleiben und unter Umständen noch ergänzt werden sollen, ist parallel zur Margarethe-Windthorst-Straße ein mehrstöckiges Parkhaus mit rund 1.000 Stellplätzen vorgesehen. Die Fehler aus dem Ravenna-Park sollten sich nicht wiederholen, betont Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann. Laut den Berechnungen von Storck sei diese Anzahl ausreichend. Derweil wird eine öffentliche Nutzung des Geh- und Radweges zwischen Arrode und Paulinenweg, der künftig ja zum Betriebsgelände gehört, weiterhin gewährleistet. „Das war uns als Stadt wichtig", betonte Flohr.

Fazit für den Augenblick

Weitere Details, so die Planer, könnten zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht genannt werden. „Schließlich handelt es sich um eine Angebotsplanung, die noch viel Spielraum zulässt", so Tischmann. Grundsätzlich sei es aber wichtig, dass die Planung jetzt vorangetrieben werde, findet Anna Rodenbrock-Wesselmann. „Storck kann jetzt keinen Stillstand vertragen, sie wollen weiter und nicht erstarren. Und wir wissen, was wir an Storck haben."

Hinweise, Anregungen oder Bedenken unter hallewestfalen.de; bauleitplanung@hallewestfalen.de; ` (05201) 183-140 oder -142.

Kommentar: Sehr professionell

Wie man grundsätzlich zu den Expansionsplänen des Haller Süßwarenkonzerns steht, ist die eine Sache. Was jedoch die Gründlichkeit der Firma Storck bei der Planung ihrer Erweiterungswünsche betrifft, da gibt es keine zwei Sichtweisen: Storck agiert maximal professionell. Es gibt vergleichbare Beispiele, gerade in Halle, da wurden erst Fakten geschaffen, um dann im Nachhinein in Hektik und unter Druck die Rahmenbedingungen anzupassen. Das läuft hier anders. Im Laufe der jetzt schon vier Jahre andauernden Planungsphase wurden durch die Verantwortlichen des Süßwarenriesen zunächst die Ziele definiert. Dann hat man sich über mögliche Konsequenzen Gedanken gemacht, die entsprechenden Behörden und Verwaltungen befragt, die Planungen angepasst, Gutachten in Auftrag gegeben, und ist dann mit den Ideen an die Öffentlichkeit gegangen. Dass es bei einer solchen Planung auch dann noch Knackpunkte gibt, dass Menschen über Entscheidungen dennoch nicht glücklich sind, liegt in der Natur der Sache. Wie Storck die Planung jedoch begleitet, nachbessert, Sonderwünsche finanziert – das ist sehr professionell.