Nur Kartenzahlung: Borgholzhausener Bäckerei erntet massiven Gegenwind

Borgholzhausen. &bdquo;Tradition, Handwerk und Moderne.“ Mit diesen drei Schlagworten wirbt die Bäckerei und Konditorei Welpinghus auf ihrer Website. Seit dem 1. Oktober wird dort - wie berichtet - nun kein Bargeld mehr angenommen. Mit dieser Entscheidung macht Friederike Tebbe einen deutlichen Schritt in Richtung Moderne - zum Leidwesen einiger ihrer Kunden und Kundinnen. Die halten mit Kritik nicht zurück, wie Tebbe dem HK nun berichtet. &bdquo;Ich habe auf Facebook jetzt gar nicht mehr geguckt“, sagt die Welpinghus-Geschäftsführerin. Das Thema finde sie auch so, zum Beispiel übers Telefon. &bdquo;Ich bekomme Anrufe mit unterdrückter Rufnummer“, sagt Tebbe. Am anderen Ende der Leitung habe sich jemand als Kundin von ihr ausgegeben und sich wortreich beschwert. In den ersten Tagen sei auch im Geschäft eine Menge Unmut an die Verkäuferinnen herangetragen worden, berichtet Tebbe und wirft ihrer Mitarbeiterin Daniela Mallon einen mitfühlenden Blick zu. &bdquo;Das war sehr anstrengend. Bestimmt 50 Prozent der Kunden haben nachgefragt“, bestätigt Mallon. &bdquo;Daniela ist eine sehr gute Verkäuferin, aber sie kommt kaum dazu, weil sie ständig auf das Bargeld-Thema angesprochen wird“, sagt Tebbe kopfschüttelnd. Borgholzhausener Bäckerei verliert Stammkunden Vor allem unter den Beiträgen zum Thema, die auf dem Facebook-Account der Bäckerei veröffentlicht wurden, wird in der Kommentarsektion viel diskutiert. Einige kündigen an, unter diesen Umständen nicht mehr bei Welpinghus einzukaufen und auch solche, die offenbar gar nicht aus der Region kommen, stimmen in der Sache zu. &bdquo;Arme Menschen heben zum Monatsbeginn ihr verfügbares Geld ab und teilen es für die Woche in Umschläge auf“, sagt ein Nutzer. &bdquo;Man nimmt ihnen die finanzielle Orientierung.“ Andere Nutzer springen Friederike Tebbe bei. Bargeldloses Bezahlen sei in anderen Ländern längst etabliert und mindestens unter Gesichtspunkten der Hygiene vorzuziehen. Bei sachlichem Austausch allein bleibe es allerdings nicht. Es gehe sogar so weit, dass Nutzer ihr online die Insolvenz wünschten, so Tebbe. &bdquo;Das ärgert mich wirklich. Und dagegen gehe ich auch mit einem Anwalt vor“, sagt Tebbe kämpferisch. &bdquo;Ich gebe nicht auf“, fährt sie fort. &bdquo;Konsequenz ist jetzt angesagt.“ Die Geschäftsfrau ist überzeugt, dass das bargeldlose Bezahlen langfristig der richtige Weg für ihre Bäckerei ist. Es habe schlicht mehr Vorteile, wie etwa die Zeitersparnis und die bessere Hygiene im Umgang mit Lebensmitteln. Es brauche Zeit, bis die Menschen diese Entscheidung akzeptierten. &bdquo;Es ist eine Gewöhnungssache, und der Mensch ist ein Gewohnheitstier“, sagt sie. Zur Vorgeschichte: Brötchen ohne Bargeld: Bäckerei in Borgholzhausen testet neues Bezahl-Modell Doch der Weg dorthin ist wohl härter als gedacht - und mit Verlusten verbunden. &bdquo;Wir sind traurig über jeden Stammkunden, der deswegen nicht mehr kommt“, bedauert Daniela Mallon. So habe eine Borgholzhausener Familie, die sonst regelmäßig bei Welpinghus eingekehrt sei, angekündigt, nicht mehr kommen zu wollen. &bdquo;Sie haben gesagt, sie kämen mit dem bargeldlosen Bezahlen nicht klar“, erinnert sich Tebbe. Ihre Stimme klingt tonlos. Vorteilskarte kann in Borgholzhausener Bäckerei aufgeladen werden Die Argumente, mit denen Kunden ihre Abneigung gegen das digitale Bezahlen begründeten, kann Tebbe mitunter nicht nachvollziehen. &bdquo;Was wir bei einem Stromausfall machen würden, wird dann gefragt“, nennt sie ein Beispiel. &bdquo;Bei einem größeren Stromausfall können wir ja nicht einmal Brötchen backen und hätten gar nichts zu verkaufen“, sagt sie. &bdquo;Oder was denn Kinder machen sollten, wenn sie nicht bar bezahlen können“, fährt sie fort. &bdquo;Ob ein Kind jetzt den Zehner mitnimmt oder die Vorteilskarte - auf beides muss es aufpassen.“ Friederike Tebbe meint damit eine Karte, die im Laden mit Guthaben aufgeladen werden kann. Sie ist eine von drei Möglichkeiten, wie bei Welpinghus ohne Bargeld bezahlt werden kann. Das geht darüber hinaus noch per App oder Bankkarte. &bdquo;Außerdem fürchten sich Menschen vor Überwachung“, weiß Tebbe. &bdquo;Aber wen interessiert überhaupt, was ich mir beim Bäcker kaufe?“, fragt sie rhetorisch. Man spürt: Das Nervenkostüm der Unternehmerin wurde in den vergangenen Tagen strapaziert. Während sie versucht, die Beweggründe ihrer Kritiker nachzuvollziehen, zieht sich ihr Gesicht in Falten. Die Diskussion um ihre Bäckerei sind nicht spurlos an ihr vorbeigegangen. Aktuelle Nachrichten bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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