Brötchen ohne Bargeld: Bäckerei in Borgholzhausen testet neues Bezahl-Modell

Borgholzhausen. Der junge Mann, der am Montagmorgen in die Konditorei und Bäckerei Welpinghus an der Kaiserstraße kommt, bestellt zehn Brötchen und ein Schokocroissant. 8,40 Euro ruft Mitarbeiterin Daniela Mallon an der Kasse auf. Der Kunde zückt zwei Fünf-Euro-Scheine. Mallon weist kurz auf das Schild am Tresen hin. Auf dem steht, dass seit dem 1. Oktober bei Welpinghus keine Barzahlung mehr möglich ist. &bdquo;Oh“, sagt der junge Mann, der lediglich Scheine und Münzen dabei hat. Wie gut für ihn, dass an diesem Morgen das &bdquo;Haller Kreisblatt“ vor Ort ist und die Bezahlung per Girocard übernimmt. Retour gibt es dafür das Bargeld des dankbaren Kunden. &bdquo;Der Oktober ist erst einmal der Testmonat“, sagt Welpinghus-Geschäftsführerin Friederike Tebbe. Gleichwohl solle das bargeldlose Bezahlen in der beliebten Borgholzhausener Konditorei und Bäckerei aber zur Dauereinrichtung werden. Tebbe und Daniela Mallon betonen die Vorteile der Regelung. &bdquo;Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind eine Viertelstunde eher zu Hause“, sagt Tebbe. Daniela Mallon bestätigt: &bdquo;Es geht wirklich schneller und ist eine große Erleichterung.“ Bisher sei es so gewesen, dass die erste Schicht morgens zunächst das Wechselgeld zählte. Das Prozedere wiederholte sich am Abend. Zudem wurden die tagsüber eingenommenen Geldscheine noch am selben Abend bei der Bank eingezahlt. Borgholzhausener Bäckerei informierte Kundschaft im Vorfeld Das aufgelaufene Münzgeld wiederum wurde gesammelt und regelmäßig in einer größeren Menge bei der Bank eingezahlt. &bdquo;Ich selbst habe ja auch noch im Büro gesessen und geschaut, ob es Differenzen gibt. Das fällt für mich jetzt weg“, sagt Friederike Tebbe. Die Effizienz am Verkaufstresen steige, da sich die Mitarbeiterinnen bei einer langen Kundenschlange nicht mehr umständlich mit dem Wechselgeld aufhalten müssten. Auch unter hygienischen Gesichtspunkten sei der Verzicht auf Bargeld ein Plus, unterstreicht die Geschäftsführerin. Spannende Historie: Ulrich Welpinghus erzählt über Borgholzhausens Wirtschaftsgeschichte &bdquo;Außerdem schreitet die Digitalisierung ohnehin voran“, sagt Friederike Tebbe und verweist etwa auf die Selbstbedienungskassen in Supermärkten. &bdquo;Es gibt Kunden und Kundinnen, die begeistert von ihrem Urlaub in Schweden erzählen, hier aber sofort wieder bar bezahlen.“ In dem skandinavischen Land spielt das Bargeld im Gegensatz zur Situation in Deutschland mittlerweile nur noch eine kleine Nebenrolle. Die Konditorei und Bäckerei Welpinghus hat zum großen Teil Stammkundschaft. Rund drei Wochen vor Beginn des Testlaufs sei die informiert worden, so Daniela Mallon. &bdquo;Manche sind schon sauer und unterstellen uns, wir wollten das Bargeld abschaffen“, sagt Friederike Tebbe. Negative Google-Bewertungen blieben nicht aus, hat die Geschäftsführerin festgestellt. &bdquo;Ich möchte noch immer selbst entscheiden, ob ich für 4 Euro mit Karte oder in bar bezahle“, schreibt dort eine Kundin. Eine weitere bargeldaffine Person krame nach eigenen Worten lieber nach Münzen im Portemonnaie. Borgholzhausener Bäckerei bietet drei Möglichkeiten für bargeldloses Bezahlen Entspannter sieht es Kunde Johannes Schmidt, der am Montagmorgen bei Welpinghus eingekauft hat. &bdquo;Ich finde es auch schön, ein paar Scheine in der Börse zu haben“, sagt er. &bdquo;Das verleiht mir die Illusion, autark zu sein“, ergänzt er lächelnd. Das bargeldlose Bezahlen bei Welpinghus stelle für ihn aber kein Problem dar: &bdquo;Ich kaufe meistens sowieso mehr als nur zwei Brötchen.“ Friederike Tebbe hat festgestellt, dass ältere Kunden und Kundinnen ab 60 Jahren gar nicht so das Problem seien. Kritik komme eher von der jüngeren &bdquo;Generation X“, also den Nach-Babyboomern. Größtenteils sei die Bereitschaft aber da, sich auf das bargeldlose Zahlen einzustellen. Drei Möglichkeiten dafür gibt es bei Welpinghus. Ganz klassisch bekommt man Brötchen per Girocard oder Kreditkarte. Als zweite bargeldlose Variante bietet Welpinghus eine eigene Vorteilskarte an. Die kann per Girocard und Kreditkarte im Geschäft selbst aufgeladen werden. Boni sind auf der Vorteilskarte auch vorhanden. Ab einem Aufladebetrag von 50 Euro bekommen Kunden und Kundinnen 2,50 Euro &bdquo;geschenkt“. Bei 100 Euro Aufladung sind es entsprechend fünf Euro. Bezahlung auch per Paypal über die Welpinghus-App &bdquo;Das bekommen Sie selbst bei Banken nicht“, sagt Friederike Tebbe lächelnd. Ein Bonusprogramm ist auf der Vorteilskarte ebenfalls hinterlegt. Beim Einkauf von Brot gibt es für je einen Euro drei Prozent gutgeschrieben. Diesen Betrag bekommen Kunden und Kundinnen dann beim nächsten Brotkauf abgezogen. Das System gilt aber nur bei Brot, nicht etwa für Kuchen. Drittens kann die Welpinghus-Kundschaft auch per geschäftseigener App bezahlen. Sie ist an den Finanzdienstleister Paypal gekoppelt. Auch Bestellungen sind über die App möglich. Insgesamt, so Friederike Tebbe, würden derzeit noch weniger als zehn Prozent der Kundschaft die App benutzen. Bei den restlichen Welpinghus-Käufern verteile sich das Verhältnis zwischen Vorteilskarte und klassischer Kreditkarte oder Girocard annähernd hälftig. Wenn der Testmonat Oktober abgelaufen ist und erfolgreich war, dürften dann auch die letzten Bargeldzahler der Vergangenheit angehören. Und niemand muss mehr hilfreich zur Seite springen, weil nur Scheine und Münzen im Portemonnaie sind. Aktuelle Nachrichten bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Konditorei Bäckerei Welpinghus (@konditoreiwelpinghus)

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