
Borgholzhausen. Wenn Kinder in den ländlichen Regionen Moldawiens, die sich sonst mit übergroßen Sporttrikots als Oberteil oder Sandalen als Winter-Schuhwerk behelfen müssen, von ihren Eltern herausgeputzt werden, dann hat sich Besuch angekündigt. Dann sind die Borgholzhausenerin Christine Kleine-Tebbe und ihr Team vom Projekt „Weihnachtspäckchenkonvoi“ mal wieder im Land, um Päckchen auszuliefern, um menschliche Wärme zu verbreiten, und um zu sagen: Es denkt jemand an euch.
Für diesen Moment muss die offensichtliche Armut der Familien vor Ort in den Hintergrund rücken - schließlich will sich vor den Geschenkebringern keiner die vermeintliche Blöße geben, bedürftig zu erscheinen. Das zumindest ist der Eindruck, den Christine Kleine-Tebbe auf ihren bisherigen Reisen nach Moldawien, der kleinen osteuropäischen Nation zwischen Rumänien und der Ukraine, gewonnen hat.
Doch dass dieser Moment, in dem sich die Kinder ihr präsentieren, nicht dem Alltag der Menschen in Moldawien entspricht, weiß Kleine-Tebbe ganz genau. „40 Kilometer außerhalb der Hauptstadt kommen einem Ochse und Karren entgegen“, sagt sie. „Selbstversorger-Beete im Garten sind völlig normal.“
Borgholzhausenerin seit 15 Jahren Mitglied in Service-Club
Die Gewissheit, den Kindern vor Ort zumindest kurzfristig helfen zu können, treibt die Borgholzhausener Immobilienmanagerin an, auch dieses Jahr wieder nach Moldawien zu reisen. Sie tut das im Rahmen einer Gemeinschaftsaktion der Service-Clubs Ladies’ Circle, dem Round Table, dem Tangent Club und den Old Tablers, die soziale Projekte sowohl lokal, regional als auch international auf die Beine stellen.
Für das Projekt „Weihnachtspäckchenkonvoi“ sammelt der Zusammenschluss deutschlandweit Päckchen aus der Bevölkerung, um sie an regionalen Lagerstellen zu sortieren und zu verladen. Von Hanau aus bricht der Konvoi bestehend aus Lkw und Bussen zum Transport der Helfer Richtung Osteuropa auf, wo sich die Fahrzeuge aufteilen. Moldawien, Bulgarien, Rumänien und die Ukraine werden dann angesteuert. Bereits zum dritten Mal wird Christine Kleine-Tebbe dieses Jahr die Moldawien-Tour leiten.

Sie ist seit 15 Jahren Mitglied des Ladies´ Circle und hat auf den dazugehörigen Reisen in der Vorweihnachtszeit schon so manches Leid und so manchen Glücksausbruch erlebt. Doch die Tour ist nicht nur emotional aufreibend, sondern auch körperlich anstrengend. „Die Anreise dauert 42 Stunden, aber wir halten nicht, um zu schlafen“, sagt Kleine-Tebbe, „alle vier Stunden wechselt der Fahrer.“
Borgholzhausenerin empfindet glückliche Kinder als Belohnung
Die körperliche Arbeit beim Entladen und Ausliefern bei meist sehr niedrigen Temperaturen - und das über mehrere Tage hinweg - fordere entsprechend ihren Tribut. „Auf der Rückreise wird viel geschlafen“, sagt Kleine-Tebbe und lächelt, die sich - wie viele andere Helfer auch - Urlaub nimmt, um diese Strapazen auf sich nehmen zu können. Angesichts dieser Mühen nehmen sich die Lieferanten die Zeit, mitzuverfolgen, wie die Kinder ihre Päckchen auspacken. „Das ist unsere Belohnung“, sagt Kleine-Tebbe, die schon die unterschiedlichsten Reaktionen miterlebt hat. „Manche Kinder wollen das Geschenk mitnehmen und zu Hause aufmachen, manche können es nicht erwarten und reißen es sofort auf. Manche fallen dir sofort um den Hals“, erzählt sie.

Partner der Service-Clubs organisierten vor Ort und im Vorfeld die Übergabetermine. In der ein oder anderen Ortschaft werde seitens der Stadt schon mal das Rathaus als Kulisse zur Verfügung gestellt. Im Beisein des Bürgermeisters und anderer wichtiger Persönlichkeiten werde dann vorgezogene Bescherung gefeiert. „Die springen da aus der Hose, um uns das zu ermöglichen“, sagt Kleine-Tebbe. Wohin in welcher Reihenfolge ausgeliefert wird, das besprechen die Helfer im Vorfeld mit ihren lokalen Partnern bei einem jährlichen Treffen. Je nach Zielort werden die entsprechenden Päckchen ausgehändigt, die vorher nach Altersgruppentauglichkeit sortiert wurden.
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„Wir können die Lebensrealität der Kinder mit den Päckchen nicht ändern“, sagt Kleine-Tebbe. Dennoch habe so ein Paket in einem ihr bekannten Fall eine ziemlich prägende Wirkung gehabt. „Vor zehn Jahren haben wir einem Jungen ein Paket mit Produkten zum Haarestylen geschenkt“, erinnert sie sich. „Inzwischen ist er ein junger Mann, hat zwei Friseur-Salons und sieht immer geschniegelt aus“, erzählt sie und lacht. Mittlerweile arbeite er auch mit den Helfern in Deutschland zusammen und organisiere die Päckchenübergabe in seinem Heimatort.
Borgholzhausenerin steht bei Fragen zur Verfügung
Geschenke packen kann sich also auch in dieser Hinsicht lohnen. Wer weiß, wozu der Inhalt inspiriert. Päckchen können noch bis zum 20. November an den entsprechenden Annahmestellen abgegeben werden. Nicht geeignet sind batteriebetriebene Dinge oder solche, deren Bedienung die deutsche Sprache erfordert. Gebrauchte Gegenstände und Spielsachen sind hingegen gerne gesehen, sofern sie denn in einem guten Zustand sind.
Unter weihnachtspaeckchenkonvoi.de können Sie unter Angabe ihrer Postleitzahl Annahmestellen in ihrer Nähe ausfindig machen. Bei Fragen können Sie sich auch unter folgender Nummer bei Christine Kleine-Tebbe persönlich melden: Tel. 0176 82121252.
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