
Borgholzhausen. „Wohnraum zu schaffen, ist sicherlich unsere Aufgabe. Aber passt er auch ins Umfeld?“ Mit diesem Statement plus Frage setzte der Bauausschussvorsitzende Arnold Weßling (CDU) am Dienstagabend den Tenor der Debatte im Borgholzhausener Rathaus. Zahlreiche Anwohner und Anwohnerinnen des Heidbreder Wegs und der Sundernstraße waren in den Sitzungssaal gekommen, um mehr über die Pläne zu insgesamt vier neuen Wohnhäusern in ihrem Lebensumfeld zu erfahren. Die Chance zur Stellungnahme nutzten sie ausgiebig - und kontrovers.
Das sagt der Architekt
In Vertretung der beiden Investoren Roman Hahn und Artur Allert, die beide derzeit im Ausland weilen, trug Architekt Daniel Rolfsen aus Steinfeld das Konzept vor. Zunächst verwies er auf das gemeinsame Projekt in der unmittelbaren Nachbarschaft von Borgholzhausen: In Versmold am Brüggenkamp entstehen insgesamt 32 Wohnungen. „Zwei Acht-Familien-Häuser sind schon vermietet“, berichtete Rolfsen.
Insgesamt 30 Wohneinheiten sollen auf dem gut 3.400 Quadratmeter großen Borgholzhausener Grundstück entstehen. Zum Teil handelt es sich um exklusive Angebote wie ein 170 Quadratmeter großes Penthouse. Selbstredend pries Rolfsen die Vorzüge des Projekts: Ein Spielplatz und eine komplett mit Gründach versehene Stellplatzanlage seien denkbar. Die entschärfe die Parksituation.
Anwohner aus Borgholzhausen kritisieren die Architektur

Aufgrund der Topografie wirkten die möglichen künftigen wuchtigen Gebäude gar nicht einmal so viel höher als die bestehenden Häuser der Nachbarschaft, so Rolfsen weiter. Die geplanten Flachdächer sorgten für eine effiziente Ausnutzung von Fotovoltaikanlagen.
Das spricht dagegen
„Ist das nicht ein bisschen übers Ziel?“, fragte Reiner Meyerhoff von den BU. „Wir sind hier ja in der Peripherie“, so das Ratsmitglied der Unabhängigen und schlug vor: „Vielleicht tut es auch ein Geschoss weniger.“ „Der obere Balkon erschlägt mich“, pflichtete Silke Niemeyer (SPD) mit Blick auf das Modell bei. „Mir fehlt die Lockerheit“, ergänzte sie.
Ein Plädoyer gegen die geplante Bebauung in der vorgestellten Form hielt Bürgermeister Dirk Speckmann. „Die Flachdächer gehören da nicht hin, die optische Viergeschossigkeit auch nicht, 30 Wohneinheiten sind eine Menge“, sagte der Verwaltungschef und verwies darauf, dass die Bauten für Jahrzehnte die Umgebung prägen würden. Speckmann unterstrich: „Das ist aber meine persönliche Meinung.“ Für die erhielt er spontan Applaus einer Anwohnerin.

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Die Anwesenden erhielten anschließend Gelegenheit zu weiteren Stellungnahmen. „Das erschlägt mich. Es passt nicht in die Siedlung. Es ist gut geplant, aber nicht geeignet“, sagte eine Anwohnerin. „Es täte mir in der Seele weh, wenn das so umgesetzt würde“, sagte ein anderer Anwohner. Und ein weiterer fragte: „Wollen wir uns da solche Legosteine hinsetzen, neben ansonsten verspielter Architektur?“
Hauseigentümer aus der Nachbarschaft äußert Kritik
Einen zusätzlichen Aspekt brachte ein Hauseigentümer aus der Nachbarschaft ein: „Ich musste vor sechs Jahren wegen 50 Zentimetern zurückbauen. Wenn ich die Klötze sehe, fühle ich mich nicht fair behandelt.“
Das spricht dafür
Doch es gab auch andere Stimmen aus dem Publikum. „Da sind eine Menge positiver Ansätze. Wir sollten auch mal etwas aus uns rauskommen und selbstbewusst sein“, kommentierte Andreas Ewert das Projekt. Der bekannte Piumer Sportler und Hermannslaufsieger bekam Unterstützung aus Reihen von CDU, Grünen und FDP.

„Das habe ich noch nie hier gesehen: Investoren, die sich über Nachhaltigkeit und Architektur Gedanken machen“, sagte Alexander Enns (CDU). Die Gebäude als „Hochhäuser“ zu deklarieren, halte er für „sportlich“. „Wir brauchen Wohnraum und dürfen nicht zu wählerisch sein.“ Die Investoren verdienten ein positives Signal der Offenheit.
„Das ist eine Aufwertung“, sagte Jürgen Aufderheide (FDP). Die Stadt wolle immer in die Höhe bauen, jetzt habe sie die Chance. Zudem werde viel Kaufkraft nach Borgholzhausen geholt.
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Die Grünen freuen sich über 30 neue Wohnungen in Borgholzhausen
Markus Kemper (Grüne) mahnte zwar an, noch einmal gestalterisch an die wuchtigen Gebäude heranzugehen. Grundsätzlich aber erklärte er sich einverstanden: „Die Grünen freuen sich über 30 Wohnungen. Und mit Flachdächern und dem energetischen Standard haben wir kein Problem.“
So geht es weiter
Baugenehmigungsbehörde ist der Kreis Gütersloh. Bauamtsleiterin Kerstin Otte verwies darauf, dass nicht klar sei, ob der Kreis das Projekt letztlich absegne. Am Ende aber fand ein nach einer kurzen Sitzungsunterbrechung abgestimmter Beschlussvorschlag eine einstimmige Mehrheit. Für die nächste Fachausschusssitzung Anfang April wurden Investoren und Architekten „Hausaufgaben“ mitgegeben.
Die Baukörper sollen demnach noch einmal überplant und das massive Erscheinungsbild reduziert werden. Auf eine vorspringende Brüstung etwa solle verzichtet werden. Im Gegenzug kommen aus Borgholzhausen grundsätzlich positive Signale für das Projekt: Die Initiative, erheblichen Wohnraum zu schaffen, werde begrüßt.
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