Möglicher XL-Neubau macht Borgholzhausener Anwohnern Sorgen

Borgholzhausen. Selbst Borgholzhausens Politk-Urgestein Arnold Weßling ringt um die richtigen Worte. &bdquo;Ein Entschluss muss rechtlich vertretbar sein. Es wäre kein Grund da gewesen, eine Genehmigung zu versagen.“ Was Weßling in feinstem Politker-Slang zu umschreiben versucht, könnte das Leben der Anlieger am Klockenbrink und der Martin-Luther-Straße radikal verändern. Direkt in ihrer Nachbarschaft soll nach Plänen eines Piumer Investors ein riesiger Wohnkomplex mit 19 Einheiten entstehen. Aktuell befindet sich auf dem Grundstück in der engen Stichstraße ein großes, von außen betrachtet sanierungsbedürftiges Gebäude, in dem geflüchtete Familien untergebracht sind. Es ist im Privatbesitz der Borgholzhausener Unternehmerfamilie Dübber. Das Bestandsgebäude, das sich passend in die bestehende Umgebung aus Ein- und Zweifamilienhäusern einfügt, soll abgerissen und durch einen dreigeschossigen Komplex ersetzt werden. Im Erdgeschoss sind laut der öffentlichen Beschlussvorlage sechs Wohnungen, im Obergeschoss vier und in einem Staffelgeschoss drei weitere geplant. Zudem liegt bereits eine Baugenehmigung für ein weiteres Doppelhaus auf dem gleichen Grundstück vor. Dieses Projekt wurde bisher noch nicht angegangen. Neubau in Borgholzhausen wird größer Für den Neubau musste Borgholzhausens Politik die Weichen stellen. Die Dimensionen des Gebäudes überschreiten die Grenzen dessen, was bisher zulässig ist. Laut den öffentlich einsehbaren Plänen wird der neue Komplex rund 1,90 Meter höher als bisher möglich. Auch die Grundfläche würde bei einer Realisierung größer, zudem gibt es kleinere Änderungen bei der Dachform. Das führte zwar zu Bedenken, erntete in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses aber vor allem Lob. &bdquo;Das Konzept ist sehr gut. Genau solche Wohnungen werden gebraucht“, wird Stadtrat Jürgen Aufderheide (FDP) im Protokoll zitiert. Piums Bauamtsleiterin Kerstin Otte sprach von &bdquo;vielen kleineren Befreiungen“ im Bebauungsplan. &bdquo;Deswegen ist es aus Sicht der Verwaltung möglich, dem zuzustimmen.“ Grundsätzlich sieht auch Otte den Bedarf vor allem an kleineren Wohnungen. Diese sind in Borgholzhausen derzeit sehr schwer zu bekommen, das neue Projekt könne den Markt entlasten. So viel Lob hat Annegret Hesemann für die Pläne des Investors nicht übrig. Sie und zehn weitere Eigentümer-Familien aus dem besagten Gebiet erfuhren durch Zufall vom Inhalt der Sitzung. Die Anlieger wandten sich mit einem Schreiben an den Kreis. Denn die Gütersloher Behörde muss nun entscheiden, ob eine Baugenehmigung möglich ist. &bdquo;Wir sind alle entsetzt über die Pläne“, sagt Hesemann bei einem Ortstermin. Vor allem ärgert die Anlieger, dass bisher nicht mit ihnen gesprochen wurde. &bdquo;Wir hätten erwartet, dass man pro-aktiv auf uns zugeht.“ Anwohner in Borgholzhausen wütend Hesemann und ihre Mitstreiter haben Argumente gegen den geplanten Neubau aufgelistet. &bdquo;In einem Bereich, in dem sich ausschließlich Ein- und Zweifamilienhäuser befinden, ist der geplante Baukörper ein gravierend abweichender Baukomplex, der optisch wie sozio-kulturell nicht in die Gegend passt“, heißt es in dem Schreiben an den Kreis. Dort wird auch mögliche Verschattung von Nachbargebäuden kritisiert. Das größte Problem scheint aber die Parksituation zu sein. Laut Plänen sollen für die 19 Wohnungen insgesamt 15 Parkplätze entstehen. Beim Ortstermin wird deutlich: Kommen mehr Autos als geplant, wird es eng. Die Stichstraße am Klockenbrink ist zum Teil nicht einmal asphaltiert. Öffentliche Stellplätze in den umliegenden Straßen sind nur wenige vorhanden. &bdquo;Die geplante Parksituation würde vermutlich dazu führen, dass in einer ruhigen Wohnlage eine erhöhte Mobilitätssituation entstehen würde“, schreibt Hesemann. Die Eigentümer-Familie Dübber wollte sich bislang trotz mehrerer Anfragen nicht detailliert zu dem Projekt äußern. In einem kurzen telefonischen Statement hieß es von der Zimmerei lediglich: &bdquo;Da ist noch gar nichts entschieden. Es sind zunächst nur Pläne.“ Borgholzhausens Politk zumindest votierte einstimmig für die Ideen des Investors. Der Spielball liegt nun beim Kreis Gütersloh, der aber bereits telefonisch gegenüber der Stadt sein Einvernehmen signalisiert habe, heißt es in der Beschlussvorlage.

Meistgelesen

30 neue Wohnungen in Borgholzhausen geplant - Anwohner sind entsetzt

Radweg von Borgholzhausen nach Melle: Anwohner skeptisch bei Schotterlösung

Zahl der neu gebauten Wohnungen in NRW bricht ein

Borgholzhausener Buckelpisten: Diese Straßen werden teuer saniert

Zukunft des Bostik-Gebäudes: Borgholzhausener Geschäftsmann hat große Pläne Einer Nutzung des alten Verwaltungsgebäudes an der früheren B68 als Beherbergungsbetrieb erteilte der Kreis Gütersloh eine Absage. Nun gibt es andere Pläne für die Borgholzhausener Immobilie.

Umstrittene Wohnhäuser in Borgholzhausen: So ist der Stand des Projekts An der Sundernstraße/Ecke...