Refill Deutschland

Hilfe bei Hitze: Hier gibt es in Borgholzhausen kostenloses Trinkwasser

Besonders bei Rekordtemperaturen wird Wasser zu einem überlebenswichtigen Gut. Die Stadt Borgholzhausen hat sich Gedanken gemacht, wie jeder Bürger Zugang zu ausreichend Trinkwasser bekommen kann.

Trinken, trinken, trinken - lautet die Devise bei den heißen Temperaturen. In Borgholzhausen gibt es vier öffentliche Anlaufstellen. Foto: Sebastian Widmann | © Verwendung weltweit, usage worldwide

Matthias Foede
14.08.2024 | 14.08.2024, 11:11

Borgholzhausen. Der Sommer 2024, der im Vergleich zu seinen Vorgängern bisher noch gar nicht so mit brutaler Hitze aufgefallen ist, legt sich diese Woche noch einmal ordentlich ins Zeug. 30 Grad Celsius und mehr zeigt das Thermometer. Dazu kommt im Laufe der Woche eine unangenehme Schwüle mit einer fiesen Luftfeuchtigkeit. Der Wetterdienst gibt eine Hitzewarnung raus. Die Mediziner raten zum Aufenthalt im Schatten oder in geschlossenen Räumen - und fordern dazu auf: trinken, viel trinken.

Wer zu Hause sitzt, ist mit Trinkwasser bestens versorgt. Doch was macht der Wanderer oder Radfahrer, dem unterwegs das Wasser knapp wird? Wie reagiert der Handwerker oder der Privatmann, wenn unterwegs die eigenen Vorräte schwinden? Für solche Fälle hat die Stadt Borgholzhausen eine Aktion unter den Gewerbetreibenden der Stadt publik gemacht, die in solchen Fällen Abhilfe schaffen kann. Das Motto: Kostenloses Wasser für alle - und zwar nicht nur bei Hitze.

Bürgermeister Dirk Speckmann erläutert: „Als ein Ergebnis unseres Klimadialoges haben wir rund 60 Unternehmen in Borgholzhausen angeschrieben, ob sie sich nicht der Aktion „Refill Deutschland“ anschließen wollen.“ Der Leitgedanke, der hinter „Refill Deutschland“ steht, lautet: Refill möchte Plastik vermeiden. Refill ist eine soziale Bewegung, die für alle zugänglich sein soll, unabhängig von Einkommen, Lebensstil oder Hintergrund. Wasser auffüllen geht auch im Marmeladenglas!

Refill Deutschland hat mittlerweile bundesweit mehr als 6.000 Stationen

Und Refill ist ein offenes Projekt, das sich verpflichtet hat, alle Menschen gleich zu behandeln, unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, ethnischer oder sozialer Herkunft, genetischen Merkmalen, Sprache, Religion, Weltanschauung, politischer Überzeugung, Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit, Vermögen, Geburt, Behinderung, Alter oder sexueller Ausrichtung.

Also: “Habe eine Trinkflasche dabei – Schütze unsere Umwelt – Trink genug Wasser – Lebe Gesund und spare Geld”, so der Slogan. Eine einfache Idee mit einer großen Wirkung. Davon haben sich in der Bergstadt vier Partner angesprochen gefühlt: die Stadtverwaltung, die Bäckerei Welpinghus, die Versicherungsagentur Lehmann und der Getränkehändler Steiner.

Das klingt zunächst einmal wenig, ist aber im Vergleich zu anderen Städten im Altkreis Halle viel. In Werther und Steinhagen gibt es aktuell noch niemanden, der sich bei „Refill Deutschland“ beteiligt. In Halle und Versmold lediglich jeweils einen. Deutschlandweit sind seit dem Start der Aktion 2017 mittlerweile mehr als 6.000 Stationen registriert.

Mit solchen Aufkleber markieren die Refill-Geschäfte, dass sie gratis Wasserflaschen auffüllen. - © Hans-Hermann Igges
Mit solchen Aufkleber markieren die Refill-Geschäfte, dass sie gratis Wasserflaschen auffüllen. (© Hans-Hermann Igges)

Vier Unternehmen aus Borgholzhausen beteiligen sich bei Refill

Die vier „Refiller“ aus Borgholzhausen sind dem Link zur Homepage gefolgt, haben sich den Refill-Aufkleber ausgedruckt und ihn sichtbar an ihrer Schaufensterscheibe platziert. „Eine Sache von zwei Minuten“, erzählt Friederike Tebbe, Inhaberin der Bäckerei Welpinghus. Der bürokratische Aufwand habe sich absolut in Grenzen gehalten. Man müsse nichts extra anschaffen oder irgendwelche Bestimmungen einhalten, weil „uns die Leute ihre Flasche geben und wir sie gerne mit Leitungswasser auffüllen“ (Tebbe).

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Lars Lehmann, Inhaber der Versicherungsagentur Lehmann, ergänzt: „Ich sehe das als eine Service-Leistung für die Allgemeinheit. Für mich ist es selbstverständlich, den Menschen, die um Wasser bitten, zu helfen.“ Allerdings - und das räumen sowohl Friederike Tebbe als auch Lars Lehmann ein - halte sich die Resonanz auf die Aktion noch „absolut in Grenzen“. Bei Welpinghus waren es in der Regel Fahrradfahrer, die um eine Auffüllung ihrer Trinkflasche gebeten haben, bei Lehmann Kunden und vereinzelt Wanderer.

Die Stadt Borgholzhausen setzt auf die Refill-Aktion, weil sie sich bewusst gegen eine Installation von öffentlichen Trinkwasserbrunnen und -spendern entschieden hat. „Die Kosten sind unverhältnismäßig hoch“, begründet Bürgermeister Dirk Speckmann: „Außerdem wäre auch der Wartungsaufwand solcher Stellen groß.“

Im Sommer müsste man eine Keimfreiheit garantieren, im Winter müsste die Anlage abgeklemmt werden, damit der Frost keine Schäden anrichtet. „Außerdem“, so Speckmann, „hat unser Leitungswasser ohnehin eine sehr hohe Qualität, und die meisten Geschäfte haben Zugang zu frischem Wasser.“