Werther. Triathleten träumen davon, irgendwann auf Hawaii zu starten. Den prestigeträchtigen Ironman zu beenden. So das Klischee. Leon Steinböhmer reizt das nicht. Für den 24-jährigen Mann aus Werther hat zum Beispiel seine Dauerkarte bei Arminia mehr Wert als die Reise auf die Pazifik-Insel. „Im Herzen bin und ich bleibe ich eben Fußballer", sagt der Ausdauersportler und lacht.
Erst vor rund vier Jahren begann Steinböhmer mit dem Triathlon. Zuvor hat er 14 Jahre Fußball gespielt. Erst beim SV Häger, dann in Wellensiek und Theesen. „Ich war gut, aber auch kein Ausnahmetalent", sagt er. Als er 2015 für ein duales Studium nach Frankfurt ging, tauschte er die Stollen- gegen die Laufschuhe. Kommilitonen hatten ihn davon überzeugt, es vereinsmäßig mit dem Triathlon zu versuchen und dabei einen guten Riecher bewiesen. Steinböhmer begann bei Eintracht Frankfurt. Und er entwickelte sich schnell.
„Von viel kommt viel im Ausdauersport"
„Von viel kommt im Ausdauersport viel", sagt der Wertheraner, der mittlerweile in Bielefeld lebt. Disziplin, Fleiß und Motivation. Tugenden, die Steinböhmer über die Jahre immer besser werden ließen. In Natascha Schmitt schreibt eine Diplom-Sportwissenschaftlerin ihm die Trainingspläne. Sie war eine seiner ersten Trainerinnen in Frankfurt. Der Kontakt riss nie ab. Nicht, als Steinböhmer von Frankfurt wenige Kilometer weiter nach Oberursel wechselte. Und auch nicht, als er bei Trispeed Marienfeld begann. Seit 2019 gehört Steinböhmer zum festen Stamm des heimischen Zweitligisten. Wirklich beweisen konnte er sich dort bislang aber nicht.
Pandemiebedingt fielen nämlich die meisten Triathlon-Wettkämpfe in 2020 aus. Nur einmal, Mitte September, war er in Erkner nahe Berlin im Sprint am Start. Die Veranstalter hatten ein coronakonformes Konzept entwickelt: Gruppen- statt Massenstart. „Das war wenigstens ein Wettkampf", blickt Steinböhmer, damals schnellster Marienfelder, zurück: „Aber ein normales Zweitliga-Rennen ersetzt dieses Format nicht", sagt er.
Sportliches Fernziel fehlt dem Mann aus Werther momentan
Steinböhmer ist ein Wettkampf-Typ. Mann gegen Mann, das ist voll sein Ding. „Deshalb reizt mich die Triathlon-Bundesliga", sagt er: „Immer dieselben Teilnehmer gemeinsam am Start. Der Schnellste gewinnt. So einfach ist das."
Ob die Veranstalter schon in dieser Saison zur ursprünglichen Wettkampfform zurückkehren, ist mehr als ungewiss. Ob überhaupt Triathlon-Rennen stattfinden ebenso. Auch Steinböhmer will keine Prognose abgeben. Ein sportliches Fernziel vor Augen, das hat er im Moment nicht. Zu groß ist die Angst wieder enttäuscht zu werden. Wie im vergangenen Jahr: Steinböhmer war in Topverfassung. Dann kam Corona. Die ganze Mühe fast umsonst
„Ich habe immer noch große Lust, mich zu bewegen"
Sein Trainingspensum hat er seitdem heruntergeschraubt. Auf zehn bis zwölf Stunden die Woche. In denen geht er laufen oder sitzt auf dem Rad. „Ich habe immer noch große Lust, mich zu bewegen", sagt er: „Nur seltener und nicht so intensiv wie zuvor." In Spitzenzeiten waren es 15 bis 18 Stunden. Training im Becken hatte er zuletzt im Oktober. Danach wurden die Hallenbäder geschlossen. „Wenn ich irgendwann wieder Schwimmen gehen kann, war ich über ein halbes Jahr nicht im Wasser", rechnet Steinböhmer vor.
Die gewonnene Freizeit investiert der Sportstudent auch in sein Studium. „Das bringe ich gewissenhaft voran", sagt er. Noch in diesem Jahr will Steinböhmer den Bachelor-Abschluss machen. Was danach kommt, weiß er noch nicht so genau. Zuletzt hat er ein Praktikum in der Marketingabteilung von Arminia Bielefeld gemacht. An seinem Herzensverein ist der Wertheraner also schon jetzt viel näher dran als am Ironman auf Hawaii.
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