„Bin nicht so der Party-Guy“: Matchwinner Young versetzt Arminia Bielefeld in Ekstase | Haller Kreisblatt

Bielefeld. Leo Oppermann machte kurzen Prozess. Weil Arminias Matchwinner Isaiah &bdquo;Isi“ Young noch mit TV-Interviews beschäftigt war, während der Rest des Teams den erneuten Pokal-Coup gegen Werder Bremen (1:0) ausgelassen mit den Fans feierte, schritt der Ersatzkeeper des DSC zur Tat. Oppermann riss den Arminen des Tages kurzerhand aus dem laufenden Gespräch und beförderte Young vor die tobende Südtribüne. Aus voller Kehle schreiend, mit rudernden Armen und geballten Fäusten ließ sich der US-Amerikaner für sein goldenes Tor feiern. Young genoss den Moment im Rampenlicht sichtlich, ehe er sich nach kurzer Zeit wieder den eher lästigen Pflichten eines &bdquo;Man of the Match“ zuwandte. &bdquo;Charakterlich eine Eins“, befand Sky-Reporter Yannick Erkenbrecher. In der 93. Minute hatte Young die Bielefelder Alm mit seinem Treffer in absolute Ekstase versetzt. Wenige Augenblicke zuvor hatte Julian Kania in der eigenen Hälfte den Ball vom Bremer Felix Agu stibitzt. Über Sam Schreck und Kapitän Mael Corboz landete das Spielgerät auf der rechten Seite bei Benjamin Boakye. Dessen Hereingabe ließ der durchgespurtete Kania im Zentrum clever durch und verschaffte so Young am langen Pfosten Zeit und Platz. Young ist bei Arminia nur Teilzeitkraft &bdquo;Ein großer Dank geht an Julian Kania. Eigentlich spielt er nicht ab, aber er hat den Ball durchgelassen“, sagte Young mit breitem Grinsen. &bdquo;Ich habe mir nur gesagt: Isi, bleib ruhig. Ich habe mir einen Kontakt genommen und erst über das lange Eck nachgedacht, habe dann aber auf den ersten Pfosten geschossen.“ Das entscheidende Tor erzielt zu haben, sei &bdquo;ein geiler Moment“ gewesen, urteile Young, &bdquo;einer der besten in meiner Karriere“. Zumal der im US-amerikanische Berlin, New Jersey, geborene Offensivspieler eine Werderaner Vergangenheit hat. Zwischen 2017 und 2020 absolvierte Young 65 Partien für die U19 und die zweite Mannschaft des Bundesligisten. &bdquo;Ich habe natürlich vollsten Respekt vor den Bremern, aber das Tor geschossen zu haben, macht mich sehr glücklich.“ Seine sportliche Situation beim DSC dürfte bei Young zuletzt eher wenige derartige Glücksgefühle ausgelöst haben. Der flinke Flügelspieler muss sich mit der Jokerrolle zufriedengeben, kam gegen Düsseldorf (5:1) lediglich zu einem Kurzeinsatz und blieb in Kiel (2:0) gänzlich außen vor. Aus seinen gerade einmal elf Minuten plus Nachspielzeit gegen Bremen machte er am Freitagabend dann das Beste. Arminias Joker bringen neuen Schwung &bdquo;Wenn du reinkommst, willst du zeigen, was du kannst“, unterstrich er. &bdquo;Ich bin mit Selbstvertrauen auf den Platz gekommen.“ Auch daran hatte der zweite Torhüter Oppermann offenbar entscheidenden Anteil. &bdquo;Leo hat mir gesagt: Zeig was du kannst, du bist ein super Spieler.“ Young tat, wie ihm geheißen und wurde dafür von den Fans hochleben gelassen. Und auch seine Mitspieler gönnten es &bdquo;Isi“. &bdquo;Der Junge bekommt so viele Sprüche unter der Woche, weil er nicht oft genug das Tor trifft. Heute hat er ein ganz wichtiges gemacht. Das freut mich sehr für ihn. Ich glaube, er jubelt immer noch“, sagte Kapitän Mael Corboz über seinen &bdquo;kleinen New-Jersey-Brother“. Coach Mitch Kniat stellte Youngs Leistung ebenfalls heraus. &bdquo;Er hat das Spiel für uns entschieden. Er gibt in jeder Einheit 100 Prozent und hat diesen Moment gebraucht, deswegen freut es mich extrem für ihn.“ Ein Teil des Kompliments durfte sich auch der Cheftrainer an das Revers heften. Immerhin bewies er mit der Hereinnahme des Trios Kania, Boakye und eben Young einmal mehr ein goldenes Händchen bei seinen Einwechslungen. Angreifer Kania war gegen Bremen bester Armine und brachte in der zweiten Halbzeit viel Schwung in die Arminia-Offensive. Boakye und Young sorgten gegen die zusehends müderen Gäste, die nach der Gelb-Roten Karte für Leonardo Bittencourt (54.) in Unterzahl agierten, für zusätzliche Geschwindigkeit und Agilität auf dem Platz. Weil der DSC die numerische Überlegenheit geduldig ausspielte, ging er unter dem Strich als verdienter Sieger vom Platz. Arminia Bielefeld setzt Pokalmärchen fort &bdquo;Im Nachhinein haben wir alles richtig gemacht“, meinte Kniat und schob das Lob direkt wieder seinen Schützlingen zu: &bdquo;Es ist aber auch einfach für mich als Trainer, wenn alle Jungs sofort da sind. Man kann bringen, wen man will.“ Insbesondere Young durfte sich angesprochen fühlen, doch all die Würdigung inklusive der Auszeichnung zum &bdquo;Man of the Match“ waren dem 27-Jährigen nicht geheuer. &bdquo;Der Verdienst gebührt der gesamten Mannschaft, wir haben eine tolle Leistung gezeigt. Ich habe das eigentlich nicht verdient.“ Ihre märchenhafte Reise im DFB-Pokal, die sie in der vergangenen Spielzeit bis ins Finale nach Berlin geführt hatte, setzten die Arminen jedenfalls auch in der neuen Saison unvermindert fort. Dafür gab es vom Coach nicht nur die Feier-Erlaubnis, sondern obendrein noch zwei Tage frei. Ob Matchwinner Young sich ins Bielefelder Nachtleben stürzte, ist nicht überliefert. &bdquo;Ich bin nicht so der Party-Guy“, räumte er ein. Wenn nicht am Freitagabend, dann vielleicht am 28. oder 29. Oktober, wenn sich Arminia die nächste Chance für eine Pokalparty bietet.

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