Hermannslauf 2025: Diese Frau ging trotz Warnung an den Start | Haller Kreisblatt

Bielefeld. Vom Hermannslauf habe ich das erste Mal vor elf Jahren gehört, als ich meinen Bielefelder Mann kennengelernt habe. Es kann gut sein, dass er den Wettkampf sogar gleich im ersten Gespräch erwähnt hat. Seitdem ist der letzte Sonntag im April für mich gesetzt – als Zuschauerin im Ziel, die jedes Jahr aufs Neue die tolle Stimmung an der Promenade genießt. Der Hermannslauf ist für uns ein Familien-Event. Genauso lange, wie ich meinen Mann kenne, höre ich ihn sagen, dass er diesen Lauf zwar liebt, ihn mir aber nicht empfehlen könne. Der &bdquo;Hermann“ sei härter als ein Marathon und würde leicht unterschätzt. Bislang hatte ich den Lauf ohnehin nicht mit mir in Verbindung gebracht. Mein Sport ist das Schwimmen, gelaufen bin ich vielleicht 30 Kilometer – im Jahr. Vor zwei Jahren habe ich dann doch den Laufsport für mich entdeckt. Im vergangenen Jahr bin ich den &bdquo;Hermann“ mit meinem Schwager gewandert, als erste Annäherung an die Strecke. Wir sind stramm marschiert, an einigen Stellen wäre ich schon sehr gerne in den Laufschritt verfallen, um das Ganze zu beschleunigen. Es gibt Rückschläge, schlechte Trainingstage und Frust Nachdem ich meinen ersten Halbmarathon im Herbst in einer (für mich!) echt guten Zeit gelaufen bin, stand der Entschluss fest: Ich laufe mit 42 Jahren meinen ersten Hermann. Und obwohl die Warnungen meines Mannes leiser geworden sind, haben sie mich doch durch die Trainingszeit begleitet und keine richtige Leichtigkeit aufkommen lassen. Es war intensiv. Ich habe gelernt, dass die Vorbereitung auf einen solchen Wettkampf wohl nicht linear verläuft. Es gibt Rückschläge, schlechte Trainingstage, Frust und unerklärliche Verletzungen, die Zweifel aufkommen lassen. Die Nacht vor dem Lauf habe ich nicht gut geschlafen, und am Morgen fühlte es sich eher so an, als stünde mir ein medizinischer Eingriff bevor. Für zusätzliche Aufregung sorgte der Busfahrer, der eine ganz eigene Route wählte und uns 1:15 Stunden durch Ostwestfalen kutschierte. Meine Vorfreude kam tatsächlich erst im Startblock auf: das tolle Wetter, die vielen Läufer – das war sehr emotional. Die ersten Kilometer getragen von der Euphorie Die ersten Kilometer habe ich mich stark gefühlt, getragen von der Euphorie des Bergablaufens. Der Ehberg kam mir überraschend lang vor und hat Kraft gekostet, die ich mir in Augustdorf zurückgeholt habe: Es standen unfassbar viele Menschen entlang der Strecke und haben angefeuert. Kurz darauf meldete sich plötzlich eine alte Laufverletzung an der Hüfte, ich musste abwägen, ob ich abbrechen muss, oder ob es Hoffnung auf Besserung gibt. Das hat viel mentale Energie gekostet. Glücklicherweise wurde die Hüfte besser, den Tönsberg bin ich gut hochgekommen, die letzten Meter bin ich gegangen. Der Streckenabschnitt in Oerlinghausen, bergab und mit toller Stimmung, hat meinen Lauf gerettet. Die Zuschauer haben mich aufgebaut, mich getragen. Wie toll, dass so viele Kinder Schilder gebastelt haben, auf denen &bdquo;Tap here to power up“ stand. Ich habe, glaube ich, keine Gelegenheit für einen Power-Schub ausgelassen. &bdquo;Ich weiß jetzt, dass der Hermann einem?alles abverlangt“ Kurz vor den Lämershagener Treppen kam das zweite Tief, gleichzeitig aber auch die Vorfreude darauf, dass es bald vorbei ist. Die letzten hundert Meter vor dem Zieleinlauf auf der Promenade habe ich total genossen: ein unbeschreibliches Gefühl, das so manche schwere Stelle vergessen macht. Ich hatte mir vorgenommen, nicht auf die Zeit zu schauen und nur meinen Puls im Blick zu behalten. Und so habe ich erst im Ziel gesehen, dass ich mit 2:50:36 Stunden eine Zeit erreicht habe, von der ich geträumt habe.Waren die Warnungen meines Mannes berechtigt? Ich weiß jetzt, dass der &bdquo;Hermann“ einem alles abverlangt und viel mentale Stärke voraussetzt. Diese unendlich vielen Anstiege! Die Reise hin zum letzten Sonntag im April hat mich wachsen lassen. Allein für die Erfahrungen aus der Vorbereitung kann ich den Lauf jedem empfehlen, der sportlich noch etwas vorhat. Ich weiß noch nicht, ob ich im nächsten Jahr wieder starten möchte. Aber so geht es gerade bestimmt vielen.

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