Taktikcheck: Die größte Arminia-Baustelle ist das Spiel im letzten Drittel | Haller Kreisblatt

Saarbrücken/Bielefeld. Das 0:0 beim 1. FC Saarbrücken war kein Rückschlag für die Ambitionen der Arminen. Die Bielefelder waren aktiver und hatten die bessere Spielanlage. Die Heimelf fokussierte sich fast nur auf das Spiel gegen den Ball und auf Standardsituationen. Das ist ziemlich wenig für eine Heimmannschaft, die Aufstiegsträume hegt. Die Zuschauer quittierten den Auftritt ihrer Mannschaft mit Pfiffen. Viele kleine Unzulänglichkeiten und ein mangelhaftes Spiel im letzten Drittel verhinderten ein besseres Ergebnis für die Arminia. Und das Spielglück fehlte auch. Der Gegner Die Saarbrücker agierten die meiste Zeit in einem 4:4:2-System gegen den Ball. Sie fokussierten sich darauf, die Arminen Marius Wörl und Lukas Kunze in den Achterräumen aus dem Spiel zu nehmen. Sontheimer und Krahn nahmen die beiden beim gegnerischen Spielaufbau in Manndeckung. Das erschwerte das Übergangsspiel der Bielefelder, da Stefano Russo so im Zentrum keine Anspielstationen fand. Arminia wählte häufig den Spielaufbau über die Flügel. Die beiden größten Torchancen der Gastgeber resultierten aus einem Eckstoß in der 2. Minute und einem Freistoß in der 33. Minute. Fast jeder Freistoß wurde von den Saarbrückern zelebriert und dazu genutzt, die kopfballstarken Spieler in den Strafraum zu bringen. Dieses Unterfangen unterbrach permanent den Spielfluss der Arminen und kostete wertvolle Spielzeit. Umschaltspiel Die Arminen kamen zu einigen guten Umschaltmomenten. In der 14. Minute gewann Russo an der Mittellinie den zweiten Ball und suchte sofort die Vertikale in Richtung Mika Schroers. Der Ball lief weiter über Young zu Kania, dem aber im Strafraum kein guter Abschluss gelang. So kann es gehen, doch leider wurden einige gute Umschaltsituationen durch einen schlechten ersten Kontakt oder durch eine fehlende Passgenauigkeit ausgelassen. Nach einer guten Balleroberung von Christopher Lannert in der 64. Minute wählte Kaito Mizuta ein schnelles Abspiel hinter die letzte Kette des Gegners, um Schroers allein in Richtung Saarbrücker Tor zu schicken. Dieser verpasste den Pass des Japaners nur um Zentimeter. Es sind häufig Kleinigkeiten, die im Fußball über Erfolge und Misserfolge entscheiden. Spiel im letzten Drittel Die größte Baustelle von Trainer Kniat ist das sogenannte Spiel im letzten Drittel. Die Boxbesetzung der Offensive in Saarbrücken war schlecht. Keine der vielen Flanken erreichte einen Mitspieler im Strafraum, da Kania und Co. häufig ein und dieselbe Position anliefen. Dazu scheint der athletische und hoch aufgeschossene Kania kein besonders guter Kopfballspieler zu sein. Der schnelle Schroers nahm in Tornähe zu selten den Abschluss und zeigte sich im Strafraum zu entschlossen. Und Wörl traf nach einem starken Einsatz von Kania in der 44. Minute in der Box die falsche Entscheidung. Sein Querpass landete beim Gegner. Auch der eingewechselte Biankadi brach nach gutem Dribbling in der 83. Minute bis zur Grundlinie durch, doch der Rückpass auf einen freien Mitspieler misslang. Fazit Trainer Kniat muss die 14-tägige Länderspielpause dazu nutzen, die Aktionen der vordersten Linie zu verbessern. Zum einen muss in Laufwege in die Box investiert werden, zum anderen in elementare Offensivaktionen wie erster Kontakt, Passspiel, Tempodribbling und Abschlüsse. Dabei gilt die alte Fußballerregel: Präzision vor Härte. Nur über ein besseres Offensivspiel werden die Arminen dauerhaft um die vorderen Tabellenplätze mitspielen können. Durch die Verpflichtung von Joel Felix haben die Bielefelder defensiv weiter an Stabilität gewonnen und sind mit nur acht Gegentreffern Ligaspitze. Eigentlich eine hervorragende Basis für mehr Offensive und eine erfolgreiche Saison. Das nächste Spiel gegen den VfL Osnabrück wird zeigen, ob und wieweit diese Hoffnung erhalten bleibt.

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