Charlotte M. ist Erzieherin. Die 27-Jährige wurde nur einen Tag vor dem Astrazeneca-Stopp geimpft. Seitdem ist sie wütend und fassungslos, ihr fehlt das Verständnis für das Hin und Her. Außerdem fürchtet, sie, dass die Impfbereitschaft der Bevölkerung nun völlig in den Keller gehen wird.
Auch um sich selbst sorgte sie sich zunächst. „Wenn man keine 24 Stunden nach dem eigenen Termin plötzlich hört „Alles gestoppt", dann fragt man sich natürlich sofort: Was passiert jetzt mit mir?" Besonders starke Reaktionen auf die Impfung hatte sie allerdings nicht und das hat sie beruhigt. „Bei mir war lediglich der linke Lymphknoten etwas angeschwollen. Deshalb sage ich mir einfach: Ich hab die Impfung gut vertragen. Punkt."
"Für mich ist Impfen alternativlos"
Vorsichtig ist sie trotzdem. "Ich würde jetzt gerade keinen Hochleistungssport machen, schone mich schon sehr, damit der Körper das gut verarbeiten kann." Eine andere Meinung zum Impfen hat sie nach der Erfahrung und angesichts des Astrazeneca-Stopps nicht. "Für mich ist das in meiner Arbeit mit den Kindern der einzige wirksame Schutz. Abstand halten geht nicht, stundenlang Maske tragen auch nicht, weil die Kinder unsere Mimik sehen müssen. Von daher ist das für mich alternativlos."
So ähnlich sieht das auch Lehrerin Tabea G. (33). Sie schöpft derzeit allerdings ihre größte Beruhigung aus dem Umstand, dass sie den kritischen Punkt bereits weit überschritten hat. Bislang sind die Fälle von tödlichen Blutgerinnseln bei Patienten überwiegend 4 bis 16 Tage nach der Impfung aufgetreten. "Ich sage mir immer: Wenn es mich erwischt hätte, wäre das längst passiert."
Was hätte passieren können, was dann mit ihren zwei kleinen Kindern gewesen wäre, ihrem Mann, was gerade in ihrem Körper passiert, all das blendet die Lehrerin allerdings rigoros aus. "Ich glaube, sonst würde man ausflippen."
"Auf gar keinen Fall nochmal Astrazeneca"
Dennoch ist die Verunsicherung groß. "Ich bin sehr froh, dass mein nächster Termin erst am 15. Mai ist. Gerade wüsste ich überhaupt nicht, was ich tun soll." Bislang gibt es zwar Studien, ob eine erste Astrazeneca-Dosis mit einem anderen Impfstoff vervollständigt werden kann, aber keine Gewissheit.
Für Tabea G. ist allerdings klar: Wenn es irgendeine Chance gibt, auf Astrazeneca zu verzichten, wird sie die auch ergreifen. "Dieses Wissen ist aber kein rationales. Das ist eher so ein Bauchgefühl. Ich merke, dass ich zum Beispiel dem Impfstoff von Biontech viel eher vertrauen würde, als der Aussage von Ärzten oder Instituten, dass ich Astrazeneca beruhigt nehmen kann."
Erzieherin Charlotte M. sieht das ganz anders. "Ich werde auf jeden Fall beim zweiten Mal auch noch Astrazeneca nehmen. Zum einen, weil ich den Vektorimpfstoffen mehr vertraue, weil die länger erforscht sind." Zum anderen möchte sie ihrem Körper nicht zwei verschiedene Impfstoffe zumuten.
Zumindest ihr Plan ist nun wohl hinfällig: Die Ständige Impfkommission empfahl am Donnerstagabend, mit Astrazeneca Geimpfte sollten bei der Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff geimpft werden, also entweder mit Biontech/Pfizer oder Moderna.