Bielefeld. Die Deutschen stehen der digitalen Welt kritischer und abwartender gegenüber als gedacht. Auch trauen sie ihren eigenen Fähigkeiten im Umgang mit Smartphone, Internet und anderen digitalen Möglichkeiten nicht. Klaus-Peter Schöppner, Chef des Bielefelder Meinungsforschungsinstituts Mentefactum, spricht in diesem Zusammenhang bereits vom Entstehen „digitaler Wutbürger“, die sich abgehängt fühlen.
Das sind einige der Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage seines Instituts für das Telekommunikationsunternehmen Deutsche Glasfaser unter 3.000 Bürgerinnen und Bürgern. Die Befragung wurde in Form von persönlichen Interviews durchgeführt.
Demnach sind vor allem selbst diagnostizierte Bedienungsprobleme der Befragten Ursache für die Skepsis. 69 Prozent, die ihre Digitalkenntnisse schlecht einschätzen, machen diese Schwierigkeiten dafür verantwortlich. Immerhin 25 Prozent der Deutschen (15 Millionen Menschen) schätzen ihre Fähigkeiten als „schlecht“ ein. In OWL gehören zu dieser Gruppe sogar 39 Prozent.
Ältere Generation hat kein Interesse an Weiterbildung
Nicht verwunderlich, dass es dabei auch um eine Generationenfrage geht. 36 Prozent der über 60-Jährigen mit schlechten Digitalkenntnissen haben gar kein Interesse, sich digital weiterzubilden. „Für viele Menschen ist die Digitalisierung zu einer modernen Form der Aussperrung geworden“, schreibt Schöppner in einem Gastbeitrag für diese Redaktion.
Für sie wird es zunehmend schwieriger, Tickets zu kaufen, Hotels zu buchen und mit den Enkeln zu kommunizieren. Von der Teilhabe am Alltagsleben der jungen Generation, das viel auf Social-Media-Plattformen stattfindet, ganz zu schweigen. Das richtet Schäden an. Schöppner: „Milliarden an Sozialkontakten und Wirtschaftserlösen gehen verloren.“
Auch das Vertrauen in die digitale Zukunft ist begrenzt. Nur 14 Prozent der Befragten (in OWL 16 Prozent) meinen, dass Deutschland in der Digital- und Innovationspolitik auf einem guten Weg ist. Nur knapp die Hälfte glauben, dass der Einsatz digitaler Endgeräte und entsprechender Programme für die Wirtschaft und im Beruf von großer Bedeutung sein werden.
Immerhin glauben 65 Prozent der Ostwestfalen, dass die Digitalisierung im Gesundheitswesen Nutzen bringt. Aber: 50 Prozent der Deutschen lehnen Künstliche Intelligenz und Videosprechstunden in Arztpraxen ab.