Schwer kranke Frau aus Steinhagen berichtet von Ärzte-Marathon

Steinhagen. &bdquo;Wenn ich mir morgens die Socken anziehen kann, wird es ein guter Tag“, sagt Martina Pelzel. Vieles, das für andere selbstverständlich ist, bedeutet für die 60-Jährige eine Herkules-Aufgabe. Der Grund: Die Steinhagenerin leidet an Long-Covid und ME/CFS. Beide Krankheiten sind gar nicht so selten, aber schwer eindeutig zu diagnostizieren. Martina Pelzel hat einen Marathon durch Arztpraxen und Krankenhäuser hinter sich. Vor drei Jahren gründete sie eine Selbsthilfegruppe für den Kreis Gütersloh. Mittlerweile helfen sich rund 40 Betroffene gegenseitig mit Ratschlägen, Informationen, Erfahrungen - und vor allem dem Gefühl, nicht allein zu sein. Die Krankheitsbiografie der langjährigen Erzieherin ist in mancherlei Hinsicht typisch für viele CFS-Betroffene, auch wenn ihre Erfahrungen natürlich individuell sind. &bdquo;ME/CFS“, das steht für &bdquo;Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom“. In Deutschland ist üblicherweise vom chronischen Erschöpfungssyndrom die Rede. Besonders nach Belastung werden die Betroffenen neben der allgemeinen Ermüdung von multiplen Symptomen heimgesucht, von wandernden Schmerzen, über Bewegungseinschränkungen und Schwindel bis hin zu Konzentrations- und Sprachstörungen. &bdquo;Bei mir kann es bei Stress sogar so weit gehen, dass ich nicht laufen kann“, sagt die Erkrankte selbst. Steinhagenerin leidet seit Corona unter Schmerzen und Erschöpfung Nicht nur bei Martina Pelzel tritt das Fatigue-Syndrom in Kombination mit einer Covid-19-Erkrankung auf. Tatsächlich ist das eine häufige Verbindung. Pelzel glaubt, dass ihre Corona-Ansteckung 2023 die Symptome verstärkt hat, die sie wegen einer Erkrankung am Pfeifferschen Drüsenfieber schon seit Jahrzehnten kannte. &bdquo;Das Eppstein-Barr-Virus, dass das Drüsenfieber auslöst, bleibt ein Leben lang im Körper. Corona hat es wohl wieder aktiviert“, vermutet sie. Allerdings, das muss auch gesagt werden, sind manche Zusammenhänge in dieser Krankheitskombination nicht sehr gut gesichert. Viele CFS- und Long-Covid-Betroffene leiden sehr darunter, dass ihre Krankheiten nicht oder nicht vollständig anerkannt werden. Sie selbst habe wegen ihrer Konzentrations- und Sprachprobleme in Kombination mit heftigen Erschöpfungsphasen bei drei Neurologen vorgesprochen, die ihr jeweils eine Depression bescheinigten und sie mit Antidepressiva behandeln wollten. Diese Therapie verweigerte sie. Erst der vierte habe sich tiefer gehend mit den CFS-Symptomen befasst. Mittlerweile kenne sie einige andere Betroffene, denen es ähnlich erging. Lesen Sie auch: Schwer kranker Wertheraner bangt um Existenz &bdquo;Das Krankenhaus für Naturheilweisen in München hat mich erstmals darauf gebracht, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Eppstein-Barr-Virus und Corona gibt“, sagt sie heute. Die Behandlung dort und ein weiterer Aufenthalt in der auf neurologische Rehabilitation spezialisierten Westerwaldklinik Waldbreitbach hätten ihr endlich weitergeholfen. Auch wenn eine wirkliche Heilung nicht zu erwarten steht. Anfang des Jahres wurde Martina Pelzel eine volle Erwerbsminderung bescheinigt. Achtung: Wie man die neue Corona-Variante erkennt Fast ebenso wichtig wie die professionelle Therapie sei für sie die Selbsthilfegruppe. Die hatte die Steinhagenerin eigentlich gar nicht für sich selbst gegründet. Tatsächlich sei die Gruppe entstanden, weil gleich acht Mitarbeiterinnen ihrer damaligen Kindertagesstätte ab 2020 an Corona erkrankt seien und zum Teil über Monate mit heftigen Folgen zu kämpfen gehabt hätten, trotz Impfungen. &bdquo;Sie hatten zum Teil langfristige Ausfallerscheinungen. Die Ärzte sahen das Problem noch nicht. Ich hörte auch von weiteren betroffenen Kollegen“, erzählt die Rentnerin. &bdquo;Ich habe gedacht: Da muss doch was passieren!“ Ärzte-Marathon nahm Steinhagenerin den Mut In Zusammenarbeit mit der BIGS, der Bürgerinformation Gesundheit und Selbsthilfekontaktstelle des Kreises Gütersloh, entstand die &bdquo;Selbsthilfegruppe Post-Covid und ME/CFS“. Einmal im Monat treffen sich die Mitglieder per Online-Meeting. Noch wichtiger als die Treffen sei indes die Whatsapp-Gruppe mit rund 40 Teilnehmern. &bdquo;Dort werden die neuesten medizinischen Informationen gesammelt. Es wird sich aber auch über rechtliche Dinge ausgetauscht“, erklärt die Steinhagenerin. &bdquo;Wir haben Leute, die im rechtlichen Sinn helfen können, eine Kollegin ist medizinisch sehr bewandert, andere im sozialen oder theologischen Bereich. Auch ein Logopäde ist dabei“, erklärt die 60-Jährige. Mehr zum Thema: CFS-Diagnosen haben sich verdreifacht Selbst wenn es einmal nichts Neues zu berichten gibt, hat die Gruppe einen großen Wert, finden Martina Pelzel und ihr Ehemann Andreas. &bdquo;Die physischen Folgen sind chronisch, die gehen nicht weg. Aber bei den psychischen Problemen hilft es, zu wissen, dass andere auch kämpfen“, sagt Andreas Pelzel. Diese Strategien helfen, den Tag durchzustehen Heute hat seine Frau gelernt, mit Long-Covid und ME/CFS zu leben. Grundsätzlich gilt: &bdquo;Runterfahren ist die einzige Möglichkeit. Man kann sich auf seinen Körper nicht verlassen“, sagt die Chronisch-Kranke. &bdquo;Außerdem mache ich viele Tätigkeiten im Sitzen.“ Das gelte zum Teil selbst für das Kochen. Ebenfalls spannend: Zu jung für die Frührente? Haller wird abgelehnt Darüber hinaus hat sie noch einen ganz speziellen Tipp. &bdquo;Fast alle Betroffenen, die ich kenne, haben eine Fitnessuhr“, sagt die Steinhagenerin. Mithilfe ihrer medizinischen Werte könne sie recht gut einschätzen, wie stabil sie gerade sei. &bdquo;Es hat sogar jemand ein Programm geschrieben, das das Stresslevel misst.“ Pacing laute das Stichwort - bewusstes Einschätzen der Energiereserven, um jegliche Überforderung konsequent zu vermeiden. Wer mit der Selbsthilfegruppe Post-Covid und ME/CFS in Kontakt treten möchte, sollte Martina Pelzel eine E-Mail senden an SHG_MECFS_OWL@yahoo.com. Weitere Infos auch bei der Beratungsstelle des Kreises Gütersloh unter Tel. 05241 852882. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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