Werther/Berlin. Es ist Montagnachmittag und Joshua lächelt glückselig – während ihm fast die Augen zufallen. Viel geschlafen hat er am vergangenen Wochenende nicht, vielleicht sieben Stunden oder auch nur sechseinhalb. Was allerdings auch kein Wunder ist: Der Grundschüler aus Werther gehörte zu den elf Einlaufkindern, die mit den Profis von Arminia Bielefeld zum DFB-Pokalfinale ins Berliner Olympiastadion einlaufen durften. Welch ein unvergessliches Erlebnis!
Mit dem Zug ging es Samstagmorgen früh von Bielefeld nach Berlin. „Vier Stunden Puffer hatten wir eingebaut, meine größte Sorge war tatsächlich, dass wir nicht pünktlich ankommen“, erzählt Joshuas Mutter Tanja Beckmann und zieht die Augenbrauen hoch. „Und tatsächlich: Der Platz vor dem Bahnhof war total überfüllt, die Halle selbst auch. Tausende Arminen-Fans waren da. Ich dachte erst, wir schaffen es gar nicht zum Gleis.“ Aber ging alles gut, jede Viertelstunde fuhr ein ICE in Richtung Hauptstadt. Und pünktlich zur Mittagszeit kamen die beiden in Berlin an.
„Wir haben dann erst etwas gegessen und sind – vorbei an der Gedächtniskirche – zu unserem Hotel gelaufen“, berichtet Tanja Beckmann. Während Joshua die Hände überm Kopf zusammenschlägt. „Und dann waren da plötzlich überall Stuttgart-Fans. Auf einem Platz und im Hotel auch!“ Seine Mutter lacht. „Das stimmt, aber die waren alle sehr freundlich, es war ein friedliches, fröhliches Fan-Fest.“
An der Hand von Arminia-Profi Felix Hagmann in Berlin
Am Nachmittag dann wurde es langsam ernst: Per Sonderfahrt ging es mit der Junior-Eskorte des DFB-Partners VW zum Olympiastadion. „Und dann trennten sich unsere Wege auch schon“, erzählt Tanja Beckmann. Während sie gemeinsam mit den anderen Eltern und Großeltern eine Runde ums Stadion drehte und ganze 8.000 Schritte zurücklegte, wurden Joshua und die zehn übrigen Einlaufkinder eingekleidet. Und erhielten prominenten Zuspruch.
„Wir haben dann Fabian Klos getroffen, und der hat uns Mut gemacht“, berichtet Joshua. „Der sagte: Ich bin aufgeregt, ihr seid es bestimmt auch. Aber wenn ich das schaffe, schafft ihr das auch!“ Der Junge strahlt, und für einen Augenblick vergisst er seine Müdigkeit. Obendrein hatte die Arminia-Legende ja sogar recht: Während Klos gemeinsam mit dem früheren Bundestrainer Jogi Löw den Pokal sicher ins Stadion brachte, klappte auch das Einlaufen ganz wunderbar.
Arminia-Legende Fabian Klos macht Joshua und den Einlaufkindern Mut
„Die Choreos von Arminia und Stuttgart waren das Erste, was ich gesehen habe“, zählt Joshua auf. „Dann waren wir drin, und es war richtig-richtig laut.“ Schließlich hätten sich beide Teams für die Nationalhymne aufgestellt. „Ein paar von uns haben mitgesungen“, schiebt der Arminia-Fan hinterher. „Ich eher leise.“ Letztlich hätte es nur einen kleinen, einen klitzekleinen Wermutstropfen gegeben.
Joshua seufzt. „Also das war so: Ich stand schon neben Wörl. Aber dann war ein Kind vorne allein, ohne einen Spieler. Also mussten wir aufrücken - und dann bekam ich Hagmann.“ Das sei jetzt auch nicht so schlimm gewesen, fügt er schnell an. Aber mit Marius Wörl einzulaufen, das wäre tatsächlich sein größter Traum gewesen.
Zum DFB-Pokalabenteuer gehören viele besondere Momente
Das Spiel konnte sich „Joshi“, wie ihn seine Eltern rufen, dann gemeinsam mit seiner Mama Tanja Beckmann im Stadion anschauen. Die bereits mit Herzklopfen, einer Träne im Auge und „ein bisschen wie in Trance“ ihrem Sohn beim Einlaufen zugeschaut hatte. „Wirklich mega Plätze“, wie sie noch einmal dankbar betont, „direkt unterhalb der VIP-Tribüne.“ Und dass Arminia am Ende verloren hat, haben die beiden auch längst akzeptiert: „Das war jetzt natürlich nicht so schön, dass Arminia verloren hat“, erklärt der Zehnjährige, der in seiner Freizeit beim BV Werther kickt. „Aber die vier Tore waren gut von Stuttgart. Und dass wir doch noch ein Tor selbst gemacht haben und sozusagen noch eins produziert haben, das fand ich cool von uns.“
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Gegen Mitternacht endete der Pokalabend für Mama und Sohn schließlich, dann ging es zurück ins Hotel – natürlich wieder mit dem Sonder-Bus. Sonntag dann stand noch ein bisschen Sightseeing auf dem Programm: Reichstagsgebäude, Brandenburger Tor, ein paar Andenken erstehen. Um schließlich den Zug zurück nach Bielefeld zu nehmen. „Kurz vor halb sechs waren wir wieder da.“
Joshua trägt nun eine blau-weiße Pappkrone mit der Aufschrift „Sieger der Herzen“
Für Joshua ging es mit Papa Robert Raaf direkt nach Hause. „Und ich habe mit Freunden noch ein Bierchen am Rathaus getrunken, da fand ja die große Aufstiegsfeier der Arminia statt“, fügt Tanja Beckmann an und zwinkert. Aber dann fuhr auch sie zurück nach Werther. Wo das Abendessen wartete und ebenso Hund Lenny. Erschöpft, aber glücklich. Unendlich glücklich. Und den Blick auf die kleine blau-weiße Pappkrone gerichtet mit der Aufschrift „Sieger der Herzen“.
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