Upcycling in Werther: Designer verwandelt Abfall in Designermöbel

Werther. Ganz hinten, im letzten Teil einer alten Industriehalle an der Engerstraße, verwirklicht Sven Stornebel gerade seinen Traum. Lange hat er gesucht nach einer Gewerbefläche, um seine Ideen Realität werden zu lassen. Denn Ideen hat der Designer, Künstler und gelernte Tischler eine ganze Menge. Vor allem die Möbel fallen sofort ins Auge, wenn man seinen Werkraum betritt. Den hat er erst in den vergangenen Monaten mit viel Liebe eingerichtet. Neben Holzplatten aller Art, die in Regalen an der Rückwand der Halle stehen, hat er Maschinen zur Holzbearbeitung. Im Nebenraum findet sich eine Druckmaschine und sogar ein Mini-Fotostudio. In der Ecke hat sich der 54-Jährige ein Büro eingerichtet. Die Unterschiedlichkeit der Maschinen spiegelt die Vielfalt der Bereiche wider, in denen Sven Stornebel sich bewegt. Mit 16 Jahren macht er eine Ausbildung als Tischler, damals noch in der DDR im sächsischen Klingenthal. Später kommen weitere Abschlüsse hinzu: staatlich geprüfter Holztechniker, staatlich geprüfter Form- und Raumgestalter. Als Designer gestaltet er Läden und Gastronomie 2005 hält er den Abschluss als Diplom-Designer in der Hand und wird damit beim Herforder Unternehmen &bdquo;Moysig Retail Design“ Leiter des Produktdesigns: Fortan zeichnet er verantwortlich für Objekte zur Innengestaltung von Einzelhandel, Gastronomie, Hotels, Firmen und Messeauftritten. In Herford lernt er auch seine Frau, eine Innenarchitektin, kennen und zieht ihr zuliebe nach Werther. Das ist auch der Grund, warum er als jemand, der als Künstler und Designer seinen Lebensunterhalt verdient, nicht in die nahe gelegene Großstadt zieht, sondern seinen beruflichen Werdegang im beschaulichen Werther verortet. &bdquo;Meine Frau ist hier nicht wegzubewegen“, sagt er lachend, &bdquo;und wir haben zwei Kinder im Grundschulalter, da ist es praktisch und notwendig in der Nähe zu arbeiten. Im Notfall kann ich sie auch mal mit ins Büro nehmen“, sagt er. Denn im Büro am Schreibtisch wird er trotz der großen Werkhalle voraussichtlich die meiste Zeit seines Arbeitstags verbringen. Seine Dienstleistung umfasst drei Bereiche: die Erstellung von Konzepten für Messe- und Ladenbau, Gastronomie- und Büroeinrichtungen über den Entwurf bis zur Umsetzung. Dann den Entwurf und Bau seiner besonderen Möbel. Und er hat auch sein Talent zum Zeichnen und Malen in sein Konzept mit einbezogen. Lesen Sie auch: Projizierte Werke eines bekannten Wertheraner Künstlers zieren Stadtbahn Nachhaltige Möbel: Alte Holzplatten mit neuem Leben &bdquo;Hier in der Halle kann ich das, was ich am Schreibtisch entwerfe, gleich praktisch ausprobieren“, sagt er. Die Arbeit mit Holz ist für den gelernten Tischler immer noch eine Leidenschaft. Daraus entstanden sind beispielsweise seine Signatur-Möbelstücke &bdquo;Other Side“. &bdquo;Das ist Upcycling Deluxe“, sagt Sven Stonebel. &bdquo;Bei der Umgestaltung von Läden oder nach Messen falle containerweise Holz an, das entsorgt und verbrannt wird“, das nutzt Sven Stornebel für seine Produkte. In der Branche habe da zum Glück ein Umdenken stattgefunden. Aber er holt mit seinem Anhänger auch ausrangierte Möbel, die eigentlich auf den Sperrmüll sollen, bei Privatleuten ab und zerlegt sie. Danach sägt er das Holz – sogar alte Spanplatten – in Streifen, sortiert sie bunt durcheinander, verklebt sie mit Holzleim und baut daraus Sitzmöbel und Tische. &bdquo;Dabei kommt in den Fokus, was man sonst nicht sieht: die schmale Seite von Span-, Tischler- oder Sperrholzplatten“, erläutert Sven Stornebel. Kunst als Familien-Event? In Werther gehen schon Dreijährige ins Museum Möbel aus Werther für ein ganzes Hostel Diese Möbel hat er schon in seinen vorherigen Jobs erfunden und unter seiner Leitung bauen lassen. &bdquo;Wir haben damit ein ganzes Hostel eingerichtet“, sagt Sven Stornebel. Wir? Das sind Werkstätten von sozialen Trägern. Denn nach einigen Jahren der Selbstständigkeit verbindet Stornebel von 2013 bis 2024 die Liebe zum Design und zum Holz mit sozialem Engagement. Er arbeitet in leitenden Positionen in Holzwerkstätten für Langzeitarbeitslose und Menschen mit Behinderungen und übernimmt schließlich die Produktionsleitung Design der &bdquo;Neuen Arbeit“ der Diakonie Essen. Dort etabliert er die Marke Kronenkreuz für hochwertige Produkte und zieht namhafte Aufträge an Land. Doch 2024 will er zurück in die Praxis. Er &bdquo;setzt alles auf eine Karte“, wie er sagt, sucht lange nach den passenden Räumen – &bdquo;es ist unglaublich schwer, freie Gewerbeflächen in Werther zu finden“ – und investiert in die Maschinen. Seit Januar ist alles fertig. &bdquo;Ich bin jetzt in der Akquisephase“, sagt der Freiberufler. Und will sich nun in den kommenden Wochen in Werther und Umgebung bekannter machen und vernetzen. Lesen Sie auch: Handwerkstradition in Werther endet - trotz allem ist der Chef guter Dinge Drucke und Gemälde gibt’s im Onlineshop &bdquo;Die Möbelproduktionen in der Nähe machen den Standort hier interessant“, sagt er und hofft, auch bei den Gewerbetreibenden im Ort seine Dienste anbieten zu können. Für alle, die keine Möbel brauchen, sich aber vielleicht gerne einen &bdquo;echten Stornebel“ an die Wand hängen möchten, gibt es noch die dritte Säule seines Angebots. Aktuelle Nachrichten bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK Aus den Aktzeichnungen, die er im Laufe der Jahre als Künstler angefertigt hat, macht er farbige Drucke, die er in seinem Onlineshop anbietet, und experimentiert auch anderweitig damit. &bdquo;Und auch mit dem Malen habe ich wieder angefangen“, sagt er und zeigt auf zwei großflächige Gemälde, die an der Wand lehnen. &bdquo;Das steckt einfach in einem drin“, sagt er über seinen künstlerischen Output, &bdquo;ich kann gar nicht anders.“ Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Sven Stornebel (@stornebel)

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