Frust über Politik: Wertheraner Apotheker zieht sich zurück

Werther. Lars Rohde ist Pragmatiker. Seit 1997 führt er die Markt-Apotheke an Werthers zentralem Platz. Die Apotheke ist gut aufgestellt, erreicht in Branchenportalen top Bewertungen. Er selbst hat sich jahrelang in der Stadt engagiert, gehört zur Wertheraner Gesellschaft dazu. Mit 59 Jahren ist er noch lange nicht im Rentenalter. Und trotzdem wird er sich zum 31. März aus Werther verabschieden und seine Apotheke in andere Hände legen. Der Grund dafür liegt, so sagt er, bei der Politik. &bdquo;Ich habe noch zwei andere Apotheken, und die Politik hat die Rahmenbedingungen so gesetzt, dass mir das zu viel wurde“, sagt er und bringt es auf die Kurzformel: &bdquo;Immer mehr Arbeit, weniger Geld.“ Neben der Markt-Apotheke in Werther betreibt Lars Rohde noch in Bielefeld die Dornberger Amts-Apotheke sowie die Kreuz-Apotheke am Bethel-Eck. Die Wertheraner Apotheke sei die schönste von den dreien. Hinsichtlich der Einrichtung und des Platzes sei sie seit dem Umbau 2009 so, &bdquo;wie ich das immer gewollt habe“. Apotheker ist sauer auf die Politik in Berlin Dass er sich nun ausgerechnet von dem Schmuckstück trennt, hat ganz praktische Gründe. &bdquo;Bis jetzt war ich sowohl mit dem Gütersloher als auch mit dem Bielefelder Gesundheitsamt konfrontiert“, sagt er. Zukünftig kann er eine der Behörden, die Gütersloher, aus seinem Adressbuch streichen. Der Frust über die Rahmenbedingungen, die sich für Apotheker und Apothekerinnen &bdquo;seit der Gesundheitsreform von Ulla Schmidt 2003“, immer weiter verschlechtert haben &bdquo;und von Herrn Lauterbach fortgeführt wurden“, sitzt tief bei Lars Rohde. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK Die selbstständigen Apotheker seien &bdquo;enteignet worden durch die SPD“, sagt er und begründet diesen scharfen Vorwurf damit, dass durch immer neue Regelungen der Wert der Betriebe auf ein Drittel gesunken sei. &bdquo;Das ist für mich wie eine Enteignung“, sagt er, &bdquo;es ist unverschämt, wie mit uns umgegangen wird.“ Abschied aus Werther ohne Wehmut Hinzu käme die Unterversorgung mit Medikamenten für Krebspatienten, Epileptiker und andere, die auf das Konto der Politik ginge. &bdquo;Davor haben wir schon vor langer Zeit gewarnt, galten aber nur als Lobbyisten“, sagt Lars Rohde, der vielfältige Aufgaben im Politischen für die Apothekerkammer Westfalen-Lippe wahrnimmt und auch Aufsichtsratsvorsitzender des Versorgungswerkes der Apothekerkammer ist. Engagiert hat er sich auch stets in Werther. Er war Vorsitzender der Werbegemeinschaft, habe die Schlaganfallhilfe ins Leben gerufen und den Böckstiegellauf mit initiiert, zählt er auf. Bis 2010 hat der gebürtige Bünder auch in der Böckstiegelstadt gewohnt. &bdquo;Ich habe hier viele Freundschaften geschlossen, die bleiben aber ja auch weiter bestehen“, sagt er. Und er wird sich auch weiterhin sehr verbunden mit der Stadt fühlen. Schließlich kenne er alle. Trotzdem kommt keine Wehmut in ihm auf, wenn er an den Abschied denkt. &bdquo;Ich bin da neutral“, sagt er. Vielleicht auch, weil er weiß, dass seine Apotheke zukünftig in guten Händen liegt. Das sechsköpfige Team wird unverändert weiter für die Kunden da sein mit Heike Schlüter als Filialleiterin. Und in Lennard Kindt hat er einen guten Nachfolger gefunden. &bdquo;Ich freue mich; das ist nicht üblich“, sagt Lars Rohde und verweist darauf, dass jährlich etwa 600 Apotheken schließen. Lesen Sie auch: In Borgholzhausens Apotheke gibt es Medikamente bald rund um die Uhr Nachfolger hat Apotheken in Borgholzhausen und Enger Mit erst 28 Jahren ist es für Lennard Kindt bereits die vierte Apotheke, die er übernimmt. Seit Oktober 2022 ist er Inhaber der Westfalen-Apotheke in Borgholzhausen, übernahm im Januar 2024 dort auch die traditionsreiche Ziegler’sche Apotheke und machte aus zweien eine. Bereits im September 2023 hatte er die Wittekind-Apotheke in Enger übernommen. Nun wird also Werther der dritte Standort seines Apothekenverbundes. Er sei eigentlich nicht auf der Suche gewesen, nach einer weiteren Apotheke, sagt Lennard Kindt. Aber dass nun gerade in Werther eine zum Verkauf stand, habe sein Interesse geweckt. &bdquo;Für mich passte einfach der Ort von der Lage her“, sagt er. Denn die Markt-Apotheke liegt genau zwischen seinen beiden anderen Standorten. &bdquo;Außerdem bin ich Haller. Große Teile meiner Familie leben in Werther; Werther ist für mich auch zu Hause.“ Ob oder welche Pläne er mit der Markt-Apotheke habe, dazu möchte sich Lennard Kindt erst äußern, wenn es so weit ist und er im April das Ruder übernimmt. Aber für die Kunden, das verspricht er, werde sich nicht viel ändern. &bdquo;Es wird ein geräuschloser Übergang mit keinerlei Nebenwirkungen.“

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