Bitter: In Werthers Haushalt klafft ein Vier-Millionen-Loch

Werther. Die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses sind schlechte Nachrichten gewohnt - aber so schlechte dann doch nicht: Was Kämmerer Rainer Demoliner jetzt an Zahlen an die Wand werfen musste, lässt sich auch bei bestem Willen nicht schönreden: Mehr als vier Millionen Euro Miese für das laufende Haushaltsjahr. &bdquo;Das ist ein schlechter Stand“, sagt er nüchtern. Natürlich war schon das Defizit, mit dem der Kämmerer Ende 2023 für 2024 kalkuliert hatte, nicht erhebend. Da hatte er bereits ein Minus von 3,5 Millionen Euro in den Haushaltsplan schreiben müssen. Wenn man allerdings bedenkt, dass die Stadt in den vergangenen acht Jahren stets mit einem Millionendefizit gerechnet hatte und am Ende jeweils mit einem Plus an der Talsohle herauskam, ist die aktuelle Nachricht umso bedrückender. Die Schuldigen sind beim Blick auf Demoliners Zahlen schnell ausgemacht: Es sind Werthers Gewerbebetriebe. Auch wenn es kleinere Verschiebungen bei den Grundsteuern, der Umsatzsteuer und dem Familienlastenausgleich gibt - das rote Signal kommt klar aus Richtung der Gewerbesteuereinnahmen. Nach aktuellem Stand fallen sie um 650.000 Euro geringer aus als geplant. In Summe rutschen die Gewerbesteuereinnahmen damit nach Jahren wieder unter die Sieben-Millionen-Marke und liegen mit Stand November statt bei kalkulierten 7,5 nur noch bei 6,8 Millionen Euro. Verursacher sind drei große Betriebe Aber woran liegt das? Dazu der Kämmerer: &bdquo;Eigentlich wäre die Situation in diesem Jahr gar nicht schlecht.“ Ursächlich für die Mindereinnahmen seien am Ende Veranlagungen für die zurückliegenden Haushaltsjahre 2021 bis 2023 mit erheblichen Rückzahlungen. Welche Unternehmen der Stadt die Bilanz verhagelt haben, sagt der Kämmerer nicht, nennt auf Nachfrage auch keine Branchen. Nur so viel: &bdquo;Es geht hier nicht um kleckerweise Kleinstbeträge, sondern um zwei, drei große Betriebe.“ Ändern lasse sich daran nichts, &bdquo;wir müssen einfach hoffen, dass es vielleicht doch besser ausgeht, als es derzeit aussieht“. Wenig tröstlich ist für ihn dabei, dass es den meisten Kommunen im Land nicht anders geht. &bdquo;Die Lage wird überall schwieriger, das sehen wir auch bei unseren direkten Nachbarn.“ Im Vergleich zu manchen anderen Städten in NRW gehe es Werther sogar regelrecht gut. &bdquo;Helfen würde, wenn das Land den Kommunen einen Schnaps mehr zahlen und sie auskömmlich finanzieren würde“, so der Kämmerer. Der unsicherste Faktor des Haushalts Selbst wenn dies allerdings passiere, würde die Gewerbesteuer mal rauf, mal runtergehen, sagt Demoliner. &bdquo;Sie ist einfach bei der Planbarkeit der unsicherste Faktor unseres Haushalts. Weil sich durch vorangegangene Jahre immer noch Veränderungen ergeben.“ Daher nennt der Kämmerer die wichtige Steuer auch eine &bdquo;Black Box“, eine schwarze Kiste, da die Stadt nie wisse, was aus früheren Veranlagungen resultiert. Trotzdem ist er froh über einen gesunden Branchenmix in Werther mit einer Vielzahl von Gewerbetreibenden. Insgesamt hatte Werther mit Stand 2023 371 gewerbesteuerzahlende Betriebe, listet der Kämmerer auf. Angefangen bei ganz kleinen, die von zu Hause aus geführt werden, bis hin zu großen wie Poppe + Potthoff, Pahmeyer oder Weber Maschinenbau. Allein 259 davon könnten keinem Gewerbegebiet zugeordnet werden, seien also an anderer Stelle als am Esch, in der Rodderheide, der Damm- oder Ziegelstraße tätig. In die Zukunft geblickt ist eine nennenswerte Verbesserung der Gewerbesteuereinnahmen durch Ansiedlung neuer Betriebe jedoch schwierig. Die meisten Flächen in den Gewerbegebieten sind vergeben, bliebe höchstens die umstrittene Erweiterung der Rodderheide oder eine Beteiligung außerhalb Werthers wie im Haller Ravenna-Park. &bdquo;Doch auch dort stehen nur noch wenige Flächen zur Verfügung“, so Demoliner. Kämmerer lebt von der Hoffnung Dennoch: &bdquo;Alles kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken“, findet der Kämmerer. &bdquo;Vielleicht geht ja doch noch etwas. Alles, was besser ist als die vier Millionen und möglichst sogar die zunächst kalkulierten 3,5 Millionen Euro wäre gut. Wir leben von der Hoffnung.“

Meistgelesen

Werther bohrt für viel Geld neuen Brunnen - und kann ihn nicht nutzen

Gewerbegebiet zwischen Borgholzhausen und Versmold an der A33 boomt

Steuern rauf? Mega-Projekte kosten Steinhagen eine Menge Geld

Das Minus in Borgholzhausens Haushalt wird größer, der Optimismus bleibt

Zahnarztpraxis in Werther: Begabte 21-Jährige ist beliebt bei Angstpatienten Dass sie im medizinischen Bereich arbeiten wollte, war für Malin Nawarra schon immer klar. Dass es die Zahnmedizin geworden ist, war Zufall. Nun glänzt sie mit einer Top-Leistung.

Was machen die Ermittlungen zur illegalen Zigarettenfabrik in Werther? Es ist jetzt ein Jahr her...