Werther bohrt für viel Geld neuen Brunnen - und kann ihn nicht nutzen

Werther. Wie kann das möglich sein? Eine Frage, die sich die Verantwortlichen von Werthers Wasserwerk in den vergangenen eineinhalb Jahren vermutlich schon viele Male gestellt haben. Für eine halbe Million Euro hat die Stadt vor zwei Jahren den Brunnen Kök neu bohren lassen. Seit Mitte 2023 fördert er nun Wasser. Das wird allerdings bis heute nicht ins Netz eingespeist. Nachfragen bei der Verwaltung ergeben: Die Sulfatwerte sind zu hoch. Seit 1959 betreibt die Stadt im Wohngebiet an der Kök einen Trinkwasserbrunnen. Er förderte zuverlässig und tut dies bis heute. Dennoch fiel 2022 die Entscheidung, ihn neu bohren zu lassen. Im Grunde als Vorsichtsmaßnahme, bevor das Bohrloch nach mehr als 60 Jahren versandet, die Förderleistung nachlässt oder er anderweitig anfängt, Probleme zu machen. Anfang 2023 rückte eine Fachfirma an und bohrte kaum zehn Meter vom bisherigen Brunnen entfernt. Das war erstens am günstigsten, weil man weiterhin die Technik des bestehenden Brunnenhauses nutzen konnte. Und - so die feste Annahme aller Beteiligten - auch am sichersten, da man dieselbe Grundwasserblase anbohren würde. Wasserqualität lässt Freigabe nicht zu Inzwischen hat sich dies als Trugschluss herausgestellt. Dabei lief die Bohrung reibungslos. Genau wie beim existierenden Brunnen stieß man in rund 160 Metern Tiefe auf ein ausreichend großes Vorkommen. Das Bohrloch wurde ausgekleidet, die Technik angeschlossen, der Brunnen gespült. Im Frühsommer 2023, so der Plan, sollte eigentlich das erste Trinkwasser aus dem neuen Brunnen ins Netz gehen. Doch das Gesundheitsamt des Kreises konnte die Freigabe nicht erteilen - und tut es bis heute nicht. &bdquo;Weil es die Wasserqualität nicht zulässt“, bedauern Bauamtsleiter Jens Kreiensiek und Kämmerer Rainer Demoliner. Beide sind verwaltungsseitig für das Wasserwerk zuständig und erläutern auf Anfrage des &bdquo;Haller Kreisblatts“, wo genau die Probleme liegen. &bdquo;An der Wasserhärte liegt es nicht“, sagen sie. Was man hätte vermuten können, da auch das Wasser des alten Brunnens Kök immer sehr kalkhaltig war. Doch der Wert liegt bei 20 Grad deutscher Härte und damit im Normbereich. Grenzwert offenbar eklatant überschritten Das trifft für den Sulfatwert allerdings nicht zu. Laut Deutscher Trinkwasserverordnung liegt der Grenzwert hier bei 250 Milligramm pro Liter, der Wert des geförderten Wassers aus dem neuen Brunnen liege allerdings deutlich darüber, sagen die Rathaus-Vertreter, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Selbst bei Verschneiden mit dem sulfatärmeren Wasser der anderen Brunnen lasse sich der Grenzwert offenbar nicht einhalten. Auch beim Wasser des alten Brunnens werden die 250 Milligramm überschritten, wie ein Blick auf die Homepage der Stadt zeigt. Dort werden die Beprobungsergebnisse aller Trinkwasser-Parameter, also auch der Sulfatgehalte, genau aufgeführt. Beim letzten Stand vom 18. Dezember 2024 lag der Sulfatgehalt im Rohwasser bei 384 Milligramm. Doch durch den Verschnitt dieses Wassers mit dem der weiteren Brunnen werden die geforderten Grenzwerte eben nicht gerissen. Lange hatten Kreiensiek und Demoliner gehofft, dass sich die Lage beim neuen Brunnen normalisiert, wenn sich erst einmal die Sedimente gesetzt hätten, die durch das Bohren aufgewirbelt wurden. &bdquo;Wir spülen und spülen, aber der Wert geht nicht runter“ - sie stehen vor einem Rätsel. &bdquo;Wir wissen einfach nicht, wie das sein kann, hätten nie damit gerechnet.“ Auch der beauftragte Hydrogeologe habe noch keine Erklärung, so die Verwaltungsmitarbeiter. Wertheraner fragen sich, was sie jetzt tun sollen Ihre große Hoffnung ist, dass sich die Werte doch noch stabilisieren und man das Wasser aus dem neuen Brunnen demnächst doch nutzen kann. Und was, wenn nicht? Wenn der Sulfatgehalt deutlich zu hoch bleibt? Weiter abwarten? Oder sogar neu bohren? Das werde man mit Fachleuten besprechen müssen, sagen Kreiensiek und Demoliner. Möglicherweise gebe es auch noch Möglichkeiten, technisch etwas zu verbessern. &bdquo;Denn das Bohren eines neuen Brunnens birgt ja dasselbe Risiko.“ &bdquo;Das Ganze ist deshalb so übel, weil nur ein einziger Wert nicht stimmt. Ansonsten ist das Wasser völlig in Ordnung“, beklagen Kreiensiek und Demoliner. Und schildern, wozu das Wasser aus dem neuen Brunnen aktuell genutzt wird: &bdquo;Ausschließlich zum Reinigen unserer Filter.“ Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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