Groß-WG will in ehemaligem Gefängnis in Werther einziehen

Werther. Wohnen in einem ehemaligen Gefängnis? Das klingt nicht nur ungewöhnlich, das ist es sicher auch. Für die Mitglieder eines sozialen Wohnprojekts aus Bielefeld könnte die Idee bald Realität werden. Sie würden gern das Gebäude neben dem Hof Meyer zu Theenhausen erwerben, das viele Jahrzehnte als Außenstelle der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Senne genutzt wurde und jetzt zum Verkauf steht. Am Dienstagabend soll dafür der rechtliche Weg geebnet werden. Wie berichtet will Immobilienbesitzerin Sigrid Meyer zu Theenhausen das markante Natursteingebäude veräußern. Das Justizministerium NRW hatte den Mietvertrag nicht verlängert, da die Räume mit den Doppelzimmern und dem begrenzten Raumangebot nicht mehr dem Standard entsprachen. Ein Aus- und Anbau, den jedoch Sigrid Meyer zu Theenhausen hätte tragen müssen, kam für sie nicht in Frage. Entsprechend fiel in der Zentrale der JVA in Bielefeld die Entscheidung, die Außenstelle aufzugeben. Die letzten Insassen des offenen Vollzugs wurden im Juni in andere Einrichtungen verlegt. Seitdem steht das Gebäude leer. Über den Immobilienmakler Engel & Völkers Commercial wird es seit dem Frühjahr für 580.000 Euro angeboten. Das Kaufangebot existiert bis heute - denn ohne Nutzungsänderung kommt ein Erwerb für die Bielefelder WG nicht in Frage. Wohnraum für bis zu 20 Personen Entsprechend gespannt werden sie und auch Hausbesitzerin Sigrid Meyer zu Theenhausen die Entscheidung des Bauausschusses am Dienstagabend im Rathaus verfolgen. Hier sollen die Politiker bestenfalls ihr gemeindliches Einvernehmen zur Bauvoranfrage geben. Was das genau bedeutet, erläutert die stellvertretende Bauamtsleiterin Sarah Huxohl: &bdquo;Es geht um eine Nutzungsänderung zugunsten von Wohnraum.“ Denn obwohl natürlich auch die Insassen der JVA in dem Gebäude gewohnt hätten, wäre dies ja kein freiwilliges Wohnen im eigentlichen Sinn gewesen. &bdquo;Für eine Wohnnutzung im Außenbereich gelten andere Voraussetzungen als etwa in der Innenstadt“, so Huxohl. Hier habe eine landwirtschaftliche Nutzung die Priorität. Würde hier Wohnraum für bis zu 20 Personen geschaffen, müsse sichergestellt sein, dass der landwirtschaftliche Betrieb in direkter Nachbarschaft nicht beeinträchtigt wird. Stadt will spätere Probleme unterbinden Sarah Huxohl nennt Beispiele: &bdquo;Wir möchten nicht, dass es später zu Problemen kommt, weil sich die neuen Bewohner über Gerüche oder Treckerlärm am Wochenende aufregen.“ Und ja, sagt sie, dies sei alles schon vorgekommen. &bdquo;Sie glauben gar nicht, was alles an Beschwerden an die Stadt herangetragen wird.“ Das ginge so weit, dass Leute eine Wohnung gemietet und dann festgestellt haben, dass sie allergisch gegen den Baum vor dem Haus reagieren. &bdquo;Und die Stadt soll dann dafür sorgen, dass der Baum gefällt wird.“ Solche Dinge wolle man auf jeden Fall vermeiden, so die stellvertretende Bauamtsleiterin. Es müsse klar sein, dass der landwirtschaftliche Betrieb keine Nachteile durch die neuen Nachbarn hat, die ja vermutlich auch Autos haben und zum Haus kommen müssen. Wie Sarah Huxohl allerdings auf Anfrage erläutert, spreche aus Sicht der Stadt nichts gegen die Nutzungsänderung. Auch der Kreis Gütersloh als Baugenehmigungsbehörde habe bereits seine Zustimmung signalisiert. Hausbesitzerin spricht von &bdquo;idealer Lösung“ Für Sigrid Meyer zu Theenhausen sind dies gute Nachrichten. Sie erzählt, dass das Projekt bereits sehr konkret sei und jetzt alles an der Nutzungsänderung hinge. &bdquo;Ich würde mir sehr wünschen, dass es klappt“, sagt sie. Und nennt das soziale Wohnprojekt die &bdquo;perfekte Lösung“ für das Gebäude. Denn sie selbst hatte früher immer den Traum, hier einmal ein Wohnprojekt für Alt und Jung zu realisieren. &bdquo;Ich würde gern an die jungen Leute aus Bielefeld verkaufen.“ Gute Nachrichten auch für die potenziellen neuen Besitzer. Jetzt ist es an der Politik, den Weg für interessierte Neu-Wertheraner frei zu machen.

Meistgelesen

Ex-Gefängnis in Werther wird Groß-WG: Das steckt dahinter

Umstrittenes Baugebiet in Werther: Interesse an Grundstücken ist groß

Warum ist Parken hier nicht mehr erlaubt? Rätsel um leere Fläche in Werther

Bauplätze in Werther: Neue Chance für potenzielle Käufer am Blotenberg

Haller feiern mit viel Nostalgie: Klassentreffen in Party-Keller-Manier Ehemalige der Eulenschule aus Halle haben ihr Wiedersehen gefeiert. Vor 45 Jahren erhielten sie die Mittlere Reife. 50 der einst 160 Mitschüler kamen zum Feiern nach Werther.

Abendmarkt in Werther feiert Rekord-Besuch: „Das ist sensationell“ Mehr als 1.000 Besucher sind...