Streit um Bachverlegung in Bielefeld: Experten verteidigen großen Eingriff

Werther/Niederdornberg-Deppendor. Viele Fische und Kleintiere leben nicht im Schwarzbach. Das soll sich in einigen Jahren ändern. Dafür muss der Bach verlegt und naturnah umgestaltet werden, mit Röhricht und Ufergehölzen. Wie das passieren soll, darüber gehen die Meinungen auseinander. Der Eigentümer der Deppendorfer Mühle auf der Grenze zu Werther, an der das Gewässer entlang fließt, kritisiert die Planungen des Umweltamtes – und erwägt eine Klage gegen die Stadt. &bdquo;Fachleute beschäftigen sich seit vielen Jahren mit dem Thema, wie man es hinbekommt, dass Fische wandern können“, sagt Claudia Quirini-Jürgens. Die Mitarbeiterin der Biologischen Station Gütersloh/Bielefeld und Vorsitzende des naturwissenschaftlichen Vereins bedauert, dass in den letzten Jahrzehnten fast alle Gewässer in einen naturfernen Zustand gebracht worden seien. Sie hat die Deppendorfer Wiesen unter die Lupe genommen und festgestellt, dass die Aue zu einem großen Teil aus artenarmem Grünland besteht, das landwirtschaftlich genutzt wird. &bdquo;Es gibt kaum Blütenpflanzen“, sagt die Expertin. Verlegung des Schwarzbaches ist ein großer Eingriff Die Naturschützerin betont, dass die Stadt Bielefeld dazu verpflichtet ist, sich mit der EU-Wasserrahmenrichtlinie zu befassen: &bdquo;Endlich haben wir die Chance, fast alle Gewässer in einen naturnahen Zustand zu bringen.“ Das Gefälle an der denkmalgeschützten Mühle biete zwar optisch für Spaziergänger einen idyllischen Anblick, für Bachbewohner jedoch sei es unüberwindbar. Deshalb plane die Stadt dort ein größeres Bauwerk, die sogenannte Sohlgleite. &bdquo;Das ist ein gewaltiger baulicher Eingriff“, räumt BUND-Mitglied Adalbert Niemeyer-Lüllwitz ein. Er könne gut verstehen, dass Anwohner, die jahrzehntelang mit dem jetzigen Anblick vertraut seien, damit fremdeln. &bdquo;Es gibt viele gesetzliche Vorgaben, die unter einen Hut gebracht werden müssen. Das ist mit dem Gefälle an der Mühle nicht einfach“, erläutert Quirini-Jürgens. Die Biologin gibt jedoch zu bedenken, dass die ursprüngliche Nutzung schon lange nicht mehr besteht. Vielmehr werde das Gebäude heute als Hotel- und Gastronomiebetrieb genutzt. Außerdem sei die Stadt in Besitz des Wasserrechts. Deppendorfer Mühle soll nicht trocken fallen Wie mehrfach berichtet, möchte Mühlenbesitzer Hans Westfeld ein Mühlrad einbauen. Er befürchtet, dass nach der Bachverlegung kaum noch Wasser am Gebäude ankommt. Das könne sich auch auf die Bausubstanz auswirken. Das Umweltamt teilt dazu mit, dass es dazu noch Bodenuntersuchungen geben wird. Adalbert Niemeyer-Lüllwitz macht darauf aufmerksam, dass sich einst sogar zwei Mühlräder an der Deppendorfer Mühle gedreht haben. Es habe sich damals um eine Mietmühle gehandelt, in der zwei Müller tätig gewesen seien. Als Beispiel für eine gelungene Restaurierung nennt der Gartenbauingenieur Niemöllers Mühle in Quelle. Dort komme zwar auch nicht viel Lutterwasser an, es reiche jedoch aus, um das Mühlrad in Gang zu setzen. Die Planung des Umweltamtes lasse die Deppendorfer Mühle ebenfalls nicht trocken fallen. .responsive23-DsShgEtGrZJC0OD3-map-wassermuehle-deppendorf-und { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-DsShgEtGrZJC0OD3-map-wassermuehle-deppendorf-und { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-DsShgEtGrZJC0OD3-map-wassermuehle-deppendorf-und { padding-top: 142.86%; } } &bdquo;Alle Belange der Mühle sind vom Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz berücksichtigt worden“, betont der 73-Jährige. Zudem bestehe im Planfeststellungsverfahren noch die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen und Bedenken zu äußern. Das Umweltamt teilt auf Anfrage mit, dass es auch noch ein Baumgutachten zur Böckstiegeleiche geben soll. Der Mühlenbesitzer will verhindern, dass dem rund 200 Jahre alten Baum das Wasser abgegraben wird, weil das Grundwasser durch das geplante Bauwerk absinkt.

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