Risiko Schwarzbach: So rüstet sich Werther gegen Hochwasser

Werther. Schon heute ist ein Gang über das Fußpättchen in der Mühlenwiese ein Genuss. Viele Fußgänger und Radfahrer nutzen den Weg täglich, um mit ihren Hunden spazieren zu gehen oder von der Innenstadt in die östlich gelegenen Wohnstraßen zu gelangen. Mitten durch die Fläche fließt, von Bäumen und Sträuchern gesäumt und nicht einmal überall zu sehen, der Schwarzbach. Demnächst wird sich das Idyll noch erheblich vergrößern. Der Grund dafür ist ein ernster und hat nichts mit einer Verbesserung der Aufenthaltsqualität zu tun. Das ist höchstens ein zufälliger Mehrgewinn. Die Stadt muss vielmehr an der hydraulischen Situation des Schwarzbachs etwas ändern. Denn der Bach, so idyllisch er auch fließen mag, ist problembelastet. Seine Gewässergüte ist schlecht, und bei Starkregen tritt er hier und im weiteren Verlauf über die Ufer. Entsprechend wurde die Stadt von der Bezirksregierung aufgefordert, ein Konzept vorzulegen, um die Situation zu verbessern. Stadt hatte zwei Optionen für Hochwasserschutz Im Grunde hatte die Stadt zwei Möglichkeiten: eine graue oder eine grüne Lösung. Grau hätte geheißen, irgendwo ein riesiges Becken in den Boden zu graben, in das das Wasser bei Starkregen fließen kann. An der Gewässergüte hätte das wenig geändert. Politik und Verwaltung entschieden sich daher für eine grüne Lösung. Dem Schwarzbach wird mehr Platz eingeräumt, er bekommt an drei Stellen Seitenarme, und es können sich regelrechte Bachauen bilden. Bei Hochwasser kann er sich ausdehnen und die gesamten Flächen überschwemmen, ohne an Häusern oder Straßen Schäden anzurichten. Das Ingenieurbüro Bockermann Fritze ist für die Ausarbeitung der Maßnahme zuständig. Viel Spielraum haben die Planer nicht, da der Schwarzbach zu einem guten Teil unterirdisch verrohrt durch die Innenstadt fließt. Bleibt im Grunde nur der Bereich von Mühlenwiese und Schloss. Belastbare Kosten für die Maßnahme kann die Stadt noch nicht benennen. &bdquo;Wir befinden uns ja noch in der Vorplanungsphase“, begründet Nadine Plaewe vom Bauamt. Die vorliegende Schätzung basiere ausschließlich auf der Konzeptbasis und berücksichtige noch keine Baugrunduntersuchungen, Vermessungen und ähnliche Kosten. Aktuell rechnet die Stadt für die Arbeiten am Bachlauf inklusive der Neuschaffung des Bolzplatzes mit rund 595.000 Euro brutto plus/minus 30 Prozent. Die Planungskosten für den Entwurf inklusive Bodengutachten belaufen sich auf rund 50.000 Euro. Dazu betont Nadine Plaewe ausdrücklich, dass die Pläne nichts mit dem Drei-Millionen-Projekt &bdquo;Urbane Lebensader Schwarzbach“ zu tun haben. Obgleich sie natürlich eng damit verknüpft seien und in ihrer Gesamtheit den Schwarzbach deutlich aufwerten würden. Mühlenwiese West Hier im Bereich zwischen betreutem Wohnen, Jacobiweg und dem Spielplatz wird der Schwarzbach auf einer Länge von rund 125 Metern neu angelegt. Er wird durch das Gelände mäandern, dadurch 19 Meter länger als bisher und bekommt außerdem zwei kleine Seitenarme. Dazwischen werden dank verschiedener Böschungsneigungen und Kiesdepots neue Sekundärauen mit einer deutlich höheren Biodiversität entstehen. Der Altlauf wird oberhalb verpfropft, so dass die ganze Fläche bei Starkregen überströmt werden kann. Dadurch erhoffen sich die Planer eine nachhaltige Entwicklung des Gewässerökosystems. Auf dem Gelände wird sich noch mehr ändern. Aktuell befindet sich direkt neben dem Fußweg ein Regenrückhaltebecken. Es ist mit Gras bewachsen und fällt höchstens auf, da es tiefer ins Gelände eingelassen ist. Hier soll künftig ein unterirdisches Becken gebaut werden, da oberhalb ein Bolzplatz entstehen soll. Denn der aktuelle Bolzplatz ein paar Meter weiter hinter dem Spielplatz muss aufgrund des zweiten Renaturierungsabschnitts verschwinden. Eine vorsichtige Kostenschätzung für diesen Abschnitt beläuft sich auf 170.000 Euro brutto, der Bolzplatz noch einmal auf 150.000 Euro. Mühlenwiese Ost Dieser Bereich wird demnächst am offensichtlichsten von den Nutzern des Fußwegs zu sehen sein, da er dort angelegt wird, wo sich aktuell der Bolzplatz befindet. Hier wird der Verlauf des Schwarzbachs von derzeit 100 auf 117 Meter aufgeweitet, zu den Fitnessgeräten hin entstehen zwei wechselfeuchte Bereiche. Auch hier soll es ein Kiesdepot geben, um die Fließgeschwindigkeit zu reduzieren, auch hier werden eine Sekundäraue geschaffen und der Altlauf durch einen Pfropfen gesichert, sodass er bei Starkregen als Überlaufzone dient. Mit der Maßnahme erhofft sich die Stadt gleichermaßen mehr Aufnahmekapazität des Schwarzbachs sowie eine Steigerung der ökologischen Vielfalt. Speziell in diesem Bereich soll perspektivisch auch die Erlebbarkeit des Gewässers für Kinder und Familien erhöht werden. Die Kosten für diesen Abschnitt schätzt die Stadt auf vorsichtige 150.000 Euro brutto. Wiese östlich Haus Werther Dieser Bereich zwischen Schloss und Kleinbahnbrücken ist vor rund 15 Jahren schon einmal aufgewertet worden. Früher befanden sich hier ein überwachsener Tennisplatz und eine Wiese. Da die Fläche zwischen Schwarzbach und Seitenarm ganzjährig trocken fällt, wird der Seitenarm auf 125 Metern neu angelegt. Künftig soll es hier wechselfeuchte Bereiche und damit eine signifikante Verbesserung von Ökosystem und Gewässergüte geben. In der Planungsvorlage ist die Rede von einem &bdquo;vielfältigen Lebensraum für Flora und Fauna“. Kostenschätzungen belaufen sich auf rund 125.000 Euro brutto. Ergänzend dazu sind unmittelbar am Schloss und der Gräfte Unterhaltungsarbeiten am Gewässer vorgesehen. Im nächsten Schritt sollen die Planungen nun mit den Aufsichtsbehörden abgestimmt und die erforderlichen wasserrechtlichen Genehmigungen eingeholt werden. In rund einem halben Jahr hofft die Stadt auf eine Genehmigung, bestenfalls könnten dann bereits 2025 die Bagger anrücken.

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