Saft aus eigenen Äpfeln: Diese Wertheranerin trinkt keinen anderen mehr

Werther. Es ist früh am Morgen. Annette Diembeck ist bereits auf ihrer Streuobstwiese in Isingdorf unterwegs, um das Fallobst ihrer Apfelbäume aufzusammeln. &bdquo;Alles alte Sorten“, erzählt sie. Jakob Lebel, Prinz Albrecht von Preußen, Grahams Jubiläumsapfel. Eine bunte Mischung, es dauert nicht lange, schon sind ihre vier mitgebrachten Kisten voll. Was sie auch sein müssen, denn sie will die Äpfel noch heute Morgen zum Werthland bringen, um sie zu Saft pressen zu lassen. &bdquo;Wäre doch viel zu schade, sie hier verfaulen zu lassen“, findet Annette Diembeck. Sie ist im Herbst regelmäßiger Gast beim Werthland. &bdquo;Wer einmal Saft aus eigenen Äpfeln getrunken hat, will keinen anderen mehr“, sagt sie. Annette Diembeck ist nicht die einzige, die so denkt. Auf dem Werthland-Hof von Familie Schräder ist bereits einiges los. Wie alle anderen muss die Wertheranerin warten, bis sie von Junior Niels Schräder eingewiesen wird, wo sie ihren Wagen mit den Äpfeln parken kann. Ein Duft von Äpfeln liegt über dem Hof Es ist Dienstag, Apfelpresstag an der Rotenhagener Straße. &bdquo;Je nach Anmeldungen pressen wir dienstags und donnerstags“, erzählt Niels Schräder. &bdquo;Am Wochenende sind wir meist mit unserer Apfelpresse auf Apfel-, Hof- oder Erntefesten unterwegs.“ Das ist leicht möglich, weil die Presse auf einem Lkw aufgebaut ist. Wer sich rechtzeitig anmeldet und ein bisschen Zeit mitbringt, kann zuschauen, wie die eigenen Äpfel zu Saft gepresst werden. Dazu werden sie zunächst in eine Waschanlage gekippt, wandern danach in die Rätzmühle, wo sie zerkleinert und dann ausgepresst werden. Anschließend wird der gewonnene Saft in einem Pasteur auf knapp 80 Grad erhitzt und haltbar gemacht. Zum Schluss füllt ihn das Team vom Werthland in Plastikbeutel mit Zapfhahn ab. Der Trester, also die Reste aus Schalen, Stielen und Kerngehäusen, wandert über ein Fließband in einen großen Container. Er wird später als Dünger genutzt. &bdquo;Dieser Saft ist einfach lecker“, sagt Niels Schräder. Er freut sich noch immer, wenn sich an den Presstagen ein köstlicher Duft von Äpfeln über den Hof legt. Auch Apfelsaft zu trinken wird er nicht müde. &bdquo;Ich mag am liebsten den vom Roten Boskop. Schön sauer“, erzählt er und lacht. Sehr durchwachsene Saison Was die aktuelle Apfelsaison angeht, ist Niels Schräder nur bedingt zufrieden. &bdquo;Es ist sehr durchwachsen dieses Jahr“, zieht er eine Zwischenbilanz. Manche Bäume würden gut tragen, andere dagegen kaum bis gar nicht. &bdquo;Es ist je nach Standort sehr unterschiedlich.“ Zwar habe es in diesem Jahr viel geregnet, dafür habe die Sonne gefehlt. Und bei der Apfelblüte im Frühjahr sei es zu nass gewesen. Trotzdem ist er froh, dass an diesem Tag die Apfelkisten auf dem Hof gut gefüllt sind. Manche Kunden haben ihr Obst bereits an den Tagen zuvor angeliefert. zumal dann, wenn sie größere Mengen pressen lassen wollen. &bdquo;50 Kilo müssen es mindestens sein, sonst lohnt es sich für uns nicht“, sagt er. Die Vielfalt aus Farben und Sorten begeistert. In den Kisten liegen große und kleine Äpfel, rote, grüne, gelbe, gestreifte und gesprenkelte, die wenigsten davon komplett makellos. &bdquo;Ist doch auch völlig egal“, findet Niels Schräder. Dafür wisse man, woher sie kommen und dass sie nicht gespritzt wurden. &bdquo;Ein gesundes, ursprüngliches Lebensmittel.“ Leute zu finden ist schwer Manche Apfelbesitzer haben auch ein paar Birnen untergemischt, &bdquo;das geht, wenn sie noch schön fest sind. Andernfalls müssen wir sie wegen ihrer kleinen Körnchen zum Schluss des Tages pressen, sonst verstopft die Maschine.“ Auch Quitten könnten mitgepresst werden. Rund 95 Prozent der Kundinnen und Kunden seien Gartenbesitzer, die eine Handvoll Bäume ihr Eigen nennen. &bdquo;Wir auch“, erzählt Niels Schräder. Einen Teil der sechs Apfelbäume habe man bereits abgeerntet und durch die Presse geschickt. &bdquo;Aber auch ein einige Landwirte gehören zu unseren Kunden, die Bäume auf Streuobstwiesen haben.“ Wer richtig viel Obst erntet - vier Tonnen oder mehr - kann die mobile Presse auch anfordern. &bdquo;Dann fahren wir zu den Kunden raus“, so Niels Schräder. Seit dem 20. August läuft beim Werthland die Apfelsaison. &bdquo;Zwei Wochen früher als sonst“, berichtet Niels Schräder. Ende sei meist Mitte Oktober. Genau diese Kürze sei die Krux. &bdquo;Dies ist ein absolutes Saisongeschäft. Und dafür Leute zu finden, ist schwer.“ Natürlich sei beim Werthland die ganze Familie im Einsatz, dazu ein Stamm fester Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und einige Leute auf Abruf. &bdquo;Aber darüber hinaus haben wir echte Probleme.“ Denn noch dazu, dass die Saison mit rund zehn Wochen kurz ist, seien die Arbeitstage teils sehr lang. &bdquo;In echten Hochzeiten hat der Tag für uns auch mal 20 Stunden“, erzählt Niels Schräder. Denn nach dem Pressen müsse die Maschine gründlich gereinigt werden. &bdquo;Sie glauben nicht, wo wir überall Apfelreste finden.“ Acht Kisten Saft - &bdquo;Toll, oder?“ Inzwischen ist es 10 Uhr und Annette Diembeck an der Reihe. Niels Schräder nimmt ihr die vier Kisten ab und bringt sie zur Ladebordwand des kleinen Lasters. Und ruckzuck kann die Wertheranerin mit ansehen, wie aus ihren Äpfeln naturtrüber, köstlicher Apfelsaft wird. Noch warm, hilft ihr Niels Schräder dabei, die acht Kisten à fünf Liter, die es am Ende geworden sind, in den Kofferraum zu laden. &bdquo;Toll, oder?“, freut sich Annette Diembeck. Darüber, dass sie demnächst ihrer Familie, den Enkelkindern und Freunden frischen Apfelsaft anbieten kann. Und dass die Initiative &bdquo;Ravensberger Lichtlandschaften“ seinerzeit auf die Idee kam, Obstbäume auf ihrer Wiese in Isingdorf zu pflanzen. Währenddessen zerhäckselt die Maschine bereits die Äpfel des nächsten Gartenbesitzers. Wer übrigens selbst noch Obst zum Pressen hat, findet tagesaktuell alle wichtigen Informationen auf der Homepage des Werthlands.

Meistgelesen

Vier Tipps für die Apfelernte

Apfelquiz, Apfeldruck, Apfelsaft: Klar, wer hier in Werther der Star ist

Gesund und nachhaltig? Naturtrüber Apfelsaft unter der Lupe

Jetzt noch Marmelade als Weihnachtsgeschenk einkochen

Zahnarztpraxis in Werther: 21-Jährige mit Bestnote und Herz für Patienten Dass sie im medizinischen Bereich arbeiten wollte, war für Malin Nawarra schon immer klar. Dass es die Zahnmedizin geworden ist, war Zufall. Nun glänzt sie mit einer Top-Leistung.

Was machen die Ermittlungen zur illegalen Zigarettenfabrik in Werther? Es ist jetzt ein Jahr her...