’59er MGA in neuem Glanz: Wertheraner Künstler entspannt beim Autoschrauben

Werther. Jochen Eilert ist in Werther vor allem für seine Stahl-, Glas- und Holz-Skulpturen bekannt. Rustikale Eichenbalken und rostige Metallplatten werden bei ihm zu etwas völlig Neuem. Und er hat viel Erfolg, mit dem was er tut. Tatsächlich arbeitet Eilert aber schon deutlich länger mit dem Schweißgerät, als er es als selbstständiger Künstler nutzt. Schon seit Jahrzehnten hat der heute 62-Jährige ein Faible für italienische Motorräder und Motorroller. Einige klassische Vespas hatte er schon in seiner Sammlung, dazu seltene Moto Guzzis und irgendwann auch mal eine amerikanische Buell. Viele davon hat er komplett zerlegt, restauriert und aufgebaut. Für ihn über Jahrzehnte ein wichtiger Gegenpol zum beruflichen Stress. &bdquo;Für mich war das die ganzen Jahre Therapie", sagt er rückblickend. &bdquo;Das Schrauben war nach der Arbeit mein Ausgleich." Hauptberuflich arbeitete der Wertheraner mehrere Jahrzehnte als Informatiker. Tagsüber Tastatur, abends Schraubenschlüssel Gestartet hatte er seine Karriere als Elektromaschinenmonteur, später sattelte er auf Informationselektroniker um. &bdquo;Deswegen kenne ich den Ursprung der Technik. Dieser Blick hat mich mein Leben lang begleitet", sagt Eilert. Tagsüber Tastatur, dann Schraubenschlüssel, so sah lange Eilerts Alltag aus. Irgendwann entschied er dann, das Motorradschrauben zurückzufahren, sich mehr Zeit für andere Dinge zu nehmen und verkaufte große Teile der Sammlung. Stattdessen wollte er sich 2003 einen Wochenend-Flitzer zulegen. Und weil er einen Blick für starke Formen hat, blieb Eilert bei englischen Roadsters hängen. &bdquo;Mit einem Morgan +8 habe ich schon immer geliebäugelt", erzählt er. Wie sich aber herausstellte, sind die Oldtimer mit Eschenholzrahmen ein ganz schwieriges, weil faulendes Liebhaberobjekt. &bdquo;Als ich dann meinen ersten MGA gesehen habe, fand ich den geil", weiß Jochen Eilert noch genau. Die klassische Form, eine ewig lange Motorhaube, der Lack, einfach ein besonderes Auto. &bdquo;Außerdem ist das ein Großserienauto, die Ersatzteillage ist bis heute perfekt." In Rheda-Wiedenbrück fand Jochen Eilert schließlich &bdquo;seinen" Engländer. Mit rund 17.000 Euro war der MGA 1500 sogar noch recht bezahlbar. Zuvor war er im US-Staat Carolina gefahren und hatte entsprechend schon einiges erlebt. Ein häufiges Schicksal. &bdquo;Viele Soldaten haben sich damals aus Europa einen mitgenommen. Die haben die natürlich oft ziemlich getreten", sagt der Technikfan. Anfangs machte der MGA große Probleme &bdquo;Viel Spaß hatte ich allerdings nicht dran." Schnell zeigte sich, dass der Motor bereits angeschlagen war. Von der Fahrfreude, die so ein britischer Flitzer verspricht, war nicht viel zu spüren. Also war klar: Jochen Eilert musste wieder zum Schraubenschlüssel greifen. Schon im Jahr nach dem Kauf demontierte der Wertheraner den Wagen und baute den Motor komplett neu auf. Von Werk bringt es der 1,5-Liter-Vierzylinder auf 72 PS, Eilert schätzt seinen MGA etwas sportlicher ein, auch wenn er die Leistung nie gemessen habe. Gleichzeitig verpasste der Freizeit-Mechaniker dem Wagen Scheibenbremsen, erneuerte die Ledersitze, baute einen Querstabilisator ein und ergänzte einen Öl- und einen elektrischen Wasserkühler. Noch einmal 10.000 Euro wanderten so unter die Haube. Gerade was die Motortemperatur angeht, mache etwas zeitgenössische Technik beim mehr als 60 Jahre alten Engländer Sinn, findet Eilert. &bdquo;Den Motor himmelst du sonst ruckzuck", betont der 62-Jährige mittlerweile. Nach den Arbeiten sei der alte Wagen aber durchaus alltagstauglich, weiß Jochen Eilert nach 20 gemeinsamen Jahren: &bdquo;Da kannst du schon mit schroten." Einziges Manko. &bdquo;Ich fahre ihn viel zu selten!" In loser Folge stellen wir Ihnen spannende Autos, interessante Menschen und die Geschichten vor, die sie verbinden. Egal ob Trabant oder Lamborghini, Baujahr 1923 oder 2023: Wenn Sie ein außergewöhnliches Fahrzeug Ihr Eigen nennen, freuen wir uns über eine E-Mail an jonas.damme@haller-kreisblatt.de. Neugierig geworden? Mehr Blechgeschichten finden Sie hier.

Meistgelesen

Lehrer aus Werther wirbt für sein kultiges Mini-E-Auto Twizy

Viele Fotos: Versmolder Schrauber baut DIY-Roadster - und cruist durch OWL

Panzer-Lkw, DeLorean und Elvis-Cadillac: Blechgeschichten feiern Jubiläum

Züchterin aus Hingabe: Schafe aus Werther landen niemals beim Schlachter

Bezahlung ohne Bargeld: Wertheraner Bäcker verteidigt Borgholzhausener Kollegin Patrik Kröger von der Bäckerei Bossert hält den Schritt der Bäckerei Welpinghus in Borgholzhausen für genau richtig. Warum er ihn selbst bisher nicht gegangen ist - und was er von Anfeindungen hält.

Kreativ-Agentur in Werther: Mit Miele in die Küchen der Scheichs Vergoldete Einbaugeräte in...