Funde im Baugebiet: Werthers Geschichte muss neu geschrieben werden

Werther. Dass sie am Blotenberg etwas finden würden, war für die Archäologen keine Überraschung. Was sie dann allerdings dort gefunden haben, "ist für diese Gegend wirklich ein sehr bedeutender Fund", sagt Dr. Sven Spiong. Der Archäologe vom LWL-Fachbereich Archäologie ist gemeinsam mit seinem Kollegen Sebastian Düvel am Dienstagabend im Ausschuss für Planen, Bauen und Stadtentwicklung erschienen, um die mit Spannung erwarteten ersten Ergebnisse der archäologischen Grabungen am Blotenberg zu präsentieren. Spannend für die einen, weil sie geschichtlich interessiert sind. Für die anderen, weil sie befürchten, dass die Erschließungsarbeiten des lange erwarteten Baugebiets verzögert werden. Für beide hatten die Archäologen gute Nachrichten. Bislang habe man Scherben und Erdverfärbungen gefunden. Aus der Keramik lasse sich schließen, dass es am Blotenberg in der Eisenzeit, so etwa im 4. bis 5. Jahrhundert vor Christus, eine Besiedlung gegeben habe. Die Erdverfärbungen - sie deuten zum Beispiel auf Pfähle im Boden oder Abfallgruben hin - lassen auf eine Hofstelle schließen. Und erstmals könne man aus diesen Funden voraussichtlich auch ein digitales Modell einer solche Hofstelle anfertigen. Es soll nicht groß gebuddelt werden Solch einen Fund habe es in der näheren Umgebung bisher nur in Bielefeld-Sieker gegeben. "Bisher hatten wir hier eine mittlere bis schwache Befundlage", sagt Sven Spiong. Ein paar Funde aus der Bronzezeit und einige Grabhügel seien in der Gegend bekannt gewesen, mehr nicht. Die Siedlungsgeschichte Werthers müsse nun auf jeden Fall neu geschrieben werden, so Spiong. Wer jetzt allerdings erwartet, dass der Blotenberg über Monate gesperrt und dort großflächig gebuddelt wird, liegt falsch. Genau das Gegenteil haben die Archäologen vor. Wo immer es möglich ist, sollen die Bodendenkmäler unberührt in der Erde bleiben. "Wir sind das Amt für Denkmalpflege und nicht für -ausgrabungen", sagt Sven Spiong und betont mehrmals: Bei Bodendenkmälern bedeutet ausgraben, sie zu zerstören. Doch da, wo demnächst gebaut wird, wird unweigerlich auch gegraben. Was also bedeuten die Funde beziehungsweise das Wissen um sie für das lange geplante Baugebiet? Nur da, wo tiefer als die vorhandene Oberbodenschicht gegraben wird, müssen die Archäologen zuvor tätig werden, das Bodendenkmal dokumentieren und falls möglich sichern. In Richtung des Teutoburger-Wald-Wegs könnte das erst ab 1,60 Metern der Fall sein, am Waldrand sei die Oberbodenschicht deutlich dünner. Verzögerungen nur minimal Das bedeutet, dass zunächst nur dort, wo die Erschließungsstraßen gebaut und Leitungen gelegt werden, auch gegraben werden muss. Dies würde die Arbeiten maximal um ein bis zwei Wochen verzögern, sagt Sandra Huxohl vom städtischen Bauamt auf HK-Anfrage, denn die Archäologen würden quasi vor den Bauarbeitern herarbeiten. An den Stellen, an denen einmal Häuser errichtet werden, wird gegraben, wenn deren Pläne vorliegen. "Bei Häusern, die keinen Keller haben und auch nicht tiefer als die Oberbodenschicht gehen, muss gar nicht gegraben werden", sagt Sven Spiong. Aber juckt es denn den Archäologen nicht in den Fingern, herauszufinden, wie der Blotenberg vor 2.400 Jahren vollständig ausgesehen hat? Das beantwortet Sven Spiong mit einem Schmunzeln. "Wir haben 20 bis 30 größere Grabungen in OWL jedes Jahr - und wir sind drei Archäologen", sagt er. Warten auf bessere Möglichkeiten Doch nicht nur die Kapazitäten führen dazu, dass die Historiker die Funde gerne an Ort und Stelle belassen. "Selbst wenn wir genügend Geld hätten, um alles auszugraben, würde ich sie im Boden lassen. Denn die technische Entwicklung geht immer weiter", sagt Spiong. "Und ausgraben kann man nur einmal, dann ist es zerstört. Wir wollen die Denkmäler ja erhalten." Wie die Kosten für die Arbeit der Archäologen aufgeteilt werden, darüber muss noch beraten werden. Es herrsche das Verursacherprinzip, also: Wer bauen will, muss zahlen, sagt Sandra Huxohl. Sechs Euro pro Quadratmeter werden für die Grabungen berechnet, plus Baggerkosten. Ganz grob gehe man von 25.000 Euro für die Erschließungsstraßen aus. Ob das Geld dann auf die Grundstückspreise aufgeschlagen werde, müsse man noch sehen. Die Grabungskosten auf den Baugrundstücken selbst - sofern gegraben werden muss - werden wahrscheinlich zu Lasten der Bauwilligen gehen.

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