Wahl 2020 in Werther: Lemmen und Decius gehen in die Stichwahl

Auf ein erneutes Duell in zwei Wochen. Der SPD-Kandidat Veith Lemmen (links) sowie Johannes Decius (UWG) sind die Kontrahenten für die Stichwahl um das Bürgermeisteramt. | © Claus Meyer

Die Überraschung des Abends kündigt sich mit einem vollgekritzelten Zettel an. UWG-Fraktionschef Uwe Gehring kommt um Viertel vor acht in den Ratssaal. Der langjährige Frontmann wirkt euphorisiert. „Das Ding läuft", ruft er seinen UWG-Mitstreitern Dirk Schröer, Olaf Wöhrmann und Johannas Decius zu. Dass das Ding läuft, dokumentieren ein paar Zahlen auf einem Blatt Papier: Die wichtigste ist die 124. So viel Stimmen hat Gehring in seinem Wahlbezirk in Häger geholt und sich damit deutlich das Direktmandat gesichert – im insgesamt achten Anlauf. Auch die Bürgermeisterwahl „läuft": Johannes Decius liegt auf Gehrings Zettel im Wahlbezirk mit 139 Stimmen vorne.

Der Jubel wird an diesem Abend bei den Unabhängigen nicht abreißen: Reinhard Kreft gewinnt ein weiteres Ratsmandat direkt. Der Ortsvereinsvorsitzende Olaf Wöhrmann kommentiert seinen Sieg im Wahlbezirk 7 mit einem „Jawohl" und der geballten Faust. Die „Kirsche auf die Sahne" (Wöhrmann) hat vorher schon Johannes Decius geliefert. 18 Stimmen mehr er bei der Bürgermeisterwahl vor CDU-Kandidat Ralf Eckelmann und fordert Sozialdemokrat Veith Lemmen in der Stichwahl.

Bei der CDU ist Wunden lecken angesagt

Bei allem UWG-Jubel dürfte der gleichwohl am 27. September als Favorit ins Duell gehen. Lemmen holt fast zehn Prozentpunkte mehr als seine Partei. „Ich bedanke mich für das Ergebnis. Es bedeutet, dass ich die Freude und Ehre habe, mich weiterhin um das Bürgermeisteramt zu bewerben", sagt er. Das Parteiergebnis bezeichnet die Ortsvereinsvorsitzende Annette Milke-Gockel als „durchwachsen". Die SPD bleibt in Werther stärkste Partei, verliert aber mehr als zehn Prozent im Vergleich zu 2014.

Das Endergebnis in Werther bei der Wahl zum Bürgermeister. - © Kreis Gütersloh
Das Endergebnis in Werther bei der Wahl zum Bürgermeister. (© Kreis Gütersloh)

Bei den Christdemokraten ist Wunden lecken angesagt. Erst um 21 Uhr, als die Bürgermeisterwahl komplett ausgezählt ist, betreten Kandidat Ralf Eckelmann, seine Frau Kathrin Eckelmann und Fraktionschefin Birgit Ernst den Ratsaal. „Dass es knapp wird, war mir in den letzten Tagen schon bewusst", sagt ein gefasster Ralf Eckelmann.
Die Stichwahl um das Bürgermeisteramt hat die CDU knapp verpasst, bei der Ratswahl hat sie ebenfalls Federn gelassen. „Wir können nicht zufrieden sein mit diesem Ergebnis", sagt Birgit Ernst, die zumindest das Direktmandat für die CDU holt. Im Rat werde es jetzt ein ganz anderes Arbeiten. „Wir werden bei jedem Antrag kämpfen müssen", sagt Ernst mit Blick auf die neuen Stimmenverhältnisse.

Bei den Grünen ist die Stimmung geteilt. „Das Bürgermeisterergebnis ist schon enttäuschend", sagt Grünen-Kandidat Thorsten Schmolke, der zumindest mit der Stichwahl gerechnet hat. Aber die Grünen haben immerhin einen „Plan B" (Schmolke), der an diesem Abend zieht. Denn sie halten trotz der „innergrünen" Konkurrenz mit Werther – Das geht anders! annähernd ihr Ratsergebnis von 2014, und die Newcomerinnen Anne-Kathrin Warzecha, Louisa Mittelberg und Jennifer Reker holen drei Direktmandate.

Ergebnis von der FDP ist kurios

Kurios ist das Ergebnis für die FDP: Sie legt im Vergleich zu 2014 leicht zu, verliert aber ihren Fraktionsstatus, da wegen de fehlenden Überhangmandate nur ein Bewerber, nämlich Jan-Holm Sussieck, in den Rat einziehen wird. „Das Ergebnis ist enttäuschend, weil ich glaube, dass wir gute Ratsarbeit gemacht haben", sagt Werthers FDP-Chef Andreas Honsel. Dass die Partei keine eigenen Bürgermeisterkandidaten gehabt habe, habe ihr wegen der Konzentration auf diesen Fünfkampf geschadet.

Die neue Wählervereinigung „Werther – Das geht anders!"sitzt dagegen in Fraktionsstärke im neuen Rat. Auch die – bei Kommunalwahlen allerdings nicht maßgebliche – Fünf-Prozent-Hürde nimmt die Gruppierung. „Darauf lässt sich aufbauen", sagt der Vorsitzende Jürgen Schäfer, der zusammen mit Wolfgang Böhm die Ratsfraktion bilden wird. Ratsmitglied Nummer 28 ist Hannes Dicke-Wentrup, der als Einzelkandidat seinen Wahlbezirk gewinnt.

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22:22 Uhr: Jetzt trudeln langsam auch erste Reaktionen ein: "Das Ergebnis zur Bürgermeisterwahl ist enttäuschend", sagt Thorsten Schmolke von den Grünen, der zumindest mit der Stichwahl gerechnet hatte. Immerhin: Die Partei hält annähernd ihr Ratsergebnis von 2014.

21:49 Uhr: Damit ergibt sich folgende vorläufige Sitzverteilung im Rat der Stadt Werther: SPD sieben Sitze, CDU sechs Sitze, UWG sechs Sitze, Grüne fünf Sitze, Werther das geht anders! zwei Sitze, FDP einen Sitz und Einzelbewerber Hannes Dicke-Wentrup einen Sitz.

21:43 Uhr: Die Ergebnisse aller 14 Wahlbezirke sind eingegangen. Veith Lemmen von der SPD hat mit 35,74 Prozent die meisten Stimmen. Sein Gegner bei der Stichwahl in zwei Wochen ist Johannes Decius. Der UWG-Mann liegt mit 23,87 Prozent auf dem zweiten Platz vor Ralf Eckelmann von der CDU. Ihm fehlten letztlich nur 18 Stimmen.

21:14 Uhr:SPD-Mann Veith Lemmen ist mit 35,74 Prozent der Stimmen weiter klarer Spitzenreiter. Spannend ist es dahinter. Johannes Decius von der UWG und Ralf Eckelmann von der CDU liegen fast gleichauf. Decius mit 23,87 Prozent und Eckelmann mit 23,56 Prozent. Derjenige von beiden, der am Ende des Abends die meisten Stimmen tritt in zwei Wochen bei der Stichwahl gegen Lemmen an. 

20:20 Uhr: Es folgen die ersten Hochrechnungen zur Ratswahl. Dort ist aktuell die UWG mit 28,42 Prozent die stärkste Kraft. SPD (25,26 Prozent) und die CDU (22,63 Prozent) folgen.

20:02 Uhr: Die ersten Ergebnisse für Werther sind jetzt da! Bei der Wahl zum Bürgermeister liegt Veit Lemmen vorne. Der SPD-Mann kommt auf 35,15 Prozent. Ralf Eckelmann (CDU, 24,66 Prozent) und Johannes Decius (UWG, 24,92 Prozent) liegen dahinter

12 Uhr: Mehr Menschen als bei der Kommunalwahl 2014 haben bis zum Mittag, 12 Uhr, ihre Stimme abgegeben. Bei knapp 34 Prozent lag die Wahlbeteiligung heute Mittag, vor sechs Jahren waren es gut 27 Prozent. Die Briefwahl ist mit 22,4 Prozent deutlich höher, 2014 waren es 12,3 Prozent. Der Ansturm auf die Wahllokale ist etwas geringer als vor sechs Jahren, waren es heute bis zum Mittag 11,5 Prozent, waren es 2014 ganze 14,8 Prozent.Die höchste Wahlbeteiligung verzeichnet Werther mit 43,8 Prozent. Die niedrigste Beteiligung bis zum Mittag hat Rheda-Wiedenbrück mit 28,9 Prozent, gefolgt von Gütersloh mit 29,2 Prozent.

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