Versmolder mit beeindruckender Geschichte: Nesthäkchen wird Versandleiter

Versmold. Mit Rudi Dressler zu plaudern gleicht einer Zeitreise in eine bewegte Vergangenheit. Dem &bdquo;Haller Kreisblatt“ gewährte der Senior anlässlich seines 95. Geburtstages Einblicke in sein wendungsreiches Leben. Für das Gespräch interessierten sich auch die zwei Enkelsöhne. Sie raten dem 1930 geborenen Großvater und Zeitzeugen, die vielen Erinnerungen für die Nachkommen aufzuschreiben. Auf dem Kalender stand der 2. Juni 1930, als Rudi Dressler in Ort Gersdorf auf einem Bauernhof in Niederschlesien das Licht der Welt erblickte. &bdquo;Meine Mutter war bei meiner Geburt schon 43 Jahre alt. Ich war zu Hause das Nesthäkchen“, erzählt der Jubilar, dass seine zwei Brüder schon 17 und 16 Jahre alt waren und seine Schwester 14 Jahre älter war als er. Er besuchte die Volksschule und danach die Oberschule. &bdquo;Ich war neun Jahre, als der Krieg ausbrach“, erinnert er sich, dass die Brüder in die Armee eingezogen wurden und der Vater beim Volkssturm seinen Dienst verrichten musste, während die Mutter mit der Schwester und ihm den Bauernhof bewirtschafteten. Schicksal der Brüder beschäftigt den Versmolder bis heute Das Schicksal der Brüder beschäftigt ihn bis heute. &bdquo;Mein älterer Bruder kam zu den Fallschirmjägern. Er wurde beim Absprung über Kreta 1941 mit 1.000 anderen abgeschossen. Die Insel wurde von Briten und Griechen verteidigt. Er war in einer Einheit mit dem Boxer Max Schmeling“, erzählt der Jubilar. Der zweite Bruder musste Kirchenglocken zu Munition einschmelzen - er starb 1943 in Russland an der Kriegsfront. &bdquo;Es wurde sehr still bei uns im Haus“ - die Lage bewegt Rudi Dressler bis heute. Um so mehr freute er sich, als damals der Vater von der Front zurückkam. Anders als viele Familien ergriffen Dresslers nicht die Flucht Richtung Westen. &bdquo;Die Russen kamen und schlachteten unser Vieh, damit sie was zu essen hatten.“ Fit bis ins hohe Alter: Fitnessstudio hält Versmolder Ehepaar fit Nach rund sechs Monaten wurde die Familie dennoch zu Fuß mit Kinder-und Bollerwagen vertrieben bis ins rund zehn Kilometer entfernte Siegersdorf. &bdquo;Wir durften aber zum Bestellen der Felder zurück. Dafür bekamen wir sogar Pferd und Wagen zur Verfügung gestellt“, erinnert sich Rudi Dressler. Als sie dann den Polen gehorchen mussten, spitze sich die Lage für den Vater zu. &bdquo;Er musste ein Grab ausschaufeln. Er sollte sterben, weil wir angeblich Hühner geklaut hatten“, sagt das Geburtstagskind. Doch alles ging gut aus. Im Zug nach Uelzen - neues Lebensglück in Versmolder Dorf Am Kriegsende 1945 mussten sich die deutschen Dorfbewohner am Bahnhof einfinden. Im Zugwaggon ging es bis Uelzen. &bdquo;Wir bekamen vom DRK eine Milchsuppe und wurden entlaust“, blickt Rudi Dressler zurück. Durch Beziehungen des Schwagers bekam die Familie eine Unterkunft bei einem Bauern in Hesselteich, und Rudi Dressler erhielt einen Job in einer Tischlerei. 1948 lernte er seine spätere, aber inzwischen verstorbene Frau auf dem Tanzboden kennen. Einige Jahre trug Rudi Dressler sogar das &bdquo;Haller Kreisblatt“ aus. Zwei Kinder, zwei Eigenheime mit großem Garten und eine Anstellung als Versandleiter bei Brüninghaus machten das Glück des Ehepaares perfekt. 49 Jahre engagierte sich Rudi Dressler für das Unternehmen, 30 Jahre davon in leitender Funktion. &bdquo;Die Familie und die Firma waren mir im Leben wichtig. Meine Frau hat mit immer den Rücken freigehalten.“ Das bleibt ihm beides unvergessen, ebenso wie die Wohnmobilreisen mit seiner Frau, die ihm 62 Ehejahren zur Seite stand. Spannende Lebenswege: Versmolds wohl bekannteste Wirtin wird 95 – ihr Leben für die Kneipen-Gäste Auch im Ruhestand genießt Rudi Dressler einen geregelten Tagesablauf sowie Fahrten mit dem E-Skooter und Fernsehsendungen über Fußball, Reiten und Boxen. In der Herzsportgruppe hält er sich zudem nach einer Herzklappenoperation körperlich fit. Vor zwei Jahren besuchte er sein Zuhause aus Kinderzeiten. Auf dem Soldatenfriedhof auf Kreta war er auch schon. &bdquo;Mein Elternhaus liegt heute in Polen. Es wurde umgebaut für drei Familien. Das Grab meines Bruders wird ebenso wie die von über 4.000 anderen gut gepflegt“, stellte Rudi Dressler fest. Das besondere Wiegenfest feiert er im Familien-und Freundeskreis. Das &bdquo;Haller Kreisblatt“ schließt sich den Glückwünschen der Gratulanten an. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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