Erfahrungen am Sterbebett: Zwei Versmolderinnen erzählen vom Abschiednehmen

Versmold. Der Tod gehört zum Leben dazu. Der Satz geht leicht über die Lippen. Aber wenn der Abschied von einem geliebten Menschen unumstößlich ist, fällt es schwer, loszulassen. Zwei Versmolderinnen mussten zum Jahresanfang diese Erfahrungen machen. Würdevoll sollte die Begleitung in der letzten Lebensphase sein. Darin stimmten Marion Naumann beim Ableben ihrer Mutter und Christel Busch beim Tod ihres Ehemanns überein. Beide erzählen dem &bdquo;Haller Kreisblatt“ offen von ihren Erfahrungen und über individuelle Möglichkeiten einer menschenwürdigen Begleitung bis zum Lebensende. Grete Borgmann starb mit fast 101 Jahren zu Hause im Kreis der Familie. Begleitet wurde ihr letzter Weg durch die Diakoniestation, einer Ehrenamtlerin aus der Hospizgruppe und einer Palliativfachkraft. Gerhard Busch bekam die letzten Wochen bis zu seinem Tod mit 77 Jahren im Beisein vertrauter Angehöriger auf der Palliativstation im Warendorfer Josephs-Hospital eine rundum Betreuung durch extra dafür geschultes Krankenhauspersonal. Mit dem Ableben der geliebten Mutter zu Hause gab es für Marion Naumann einige Hürden zu überwinden. Sie nahm Kontakt zum Hausarzt auf, zum Palliativnetzwerk Gütersloh, zur Diakoniestation und zur Hospizgruppe. &bdquo;Nachdem ich die Situation geschildert hatte, bekam ich vom Arzt ein Spezialrezept ausgestellt für eine Notfallbox mit Medikamenten“, berichtet Naumann. Eine in Palliativmedizin ausgebildete Schwester klärte über die Handhabung der Medizin auf. Letzter Wunsch der Mutter: Sie wollte zu Hause sterben Die Pflege der Mutter übernahm Fachpersonal der Diakoniestation, und ehrenamtliche Mitarbeiter der Hospizgruppe stärkten Marion Naumann in der schweren Zeit den Rücken. &bdquo;Alle waren hilfsbereit, kompetent und immer ansprechbar“, sagt die 59-Jährige und ist dankbar für die Unterstützung. Ein Aufenthalt im Krankenhaus wurde nicht in Erwägung gezogen. &bdquo;Es gab ja keine Hoffnung auf Heilung. Sie hat gespürt, dass es zu Ende ging. Sie hat sich immer ein Sterben zu Hause gewünscht und sich kurz davor von allen verabschiedet“, schildert Marion Naumann. Zusammen mit der Familie hat sie ihrer Mutter diesen letzten Wunsch erfüllen können. Pflege und Beruf: Versmolder Unternehmen geht mit gutem Beispiel voran Als die Sterbestunde der Mutter spätabends näher rückte, bat Marion Naumann Pfarrerin Susanne Absolon um Beistand. &bdquo;Sie kam sofort. Wir haben meine Mutter in den Tod begleitet, Kerzen angezündet und die Pastorin nahm die Aussegnung vor“, beschreibt die Tochter den ergreifenden Abschied am Sterbebett. Das Waschen und Ankleiden der Verstorbenen übernahm die Diakoniestation, bevor der Bestatter die einst so lebensbejahende Grete Borgmann aus ihrem vertrauten Umfeld abholte. &bdquo;Wir sind dankbar, dass sie zu Hause sterben konnte. Sie ist ruhig eingeschlafen. Das erfüllt uns selber. Wir haben gemerkt, was wichtig ist im Leben, und der Tod gehört dazu“, beschreibt Marion Naumann ihre Gefühle. Sie ist erleichtert, dass eine Patientenverfügung der Mutter vorlag und sie mit ihr über Wünsche im Krankheits- und Todesfall gesprochen hatte. Versmolder Familie fühlt sich auf der Palliativstation gut aufgehoben Gerhard Busch und seine Familie hatten nach Feststellung der Krankheitssymptome noch Hoffnung auf Heilung. Ein stationärer Krankenhausaufenthalt im Warendorfer Josephs-Hospital sollte zur Gesundung des Ehemanns und Vaters zweier erwachsener Kinder führen. Aber die Behandlung brachte nicht die gewünschte Besserung. Die Familie musste schmerzlich erfahren, dass eine Genesung des passionierten Wohnmobilliebhabers ausgeschlossen war. Die Mediziner empfahlen der Familie die Verlegung auf die Palliativstation. &bdquo;Das war eine segensreiche Fügung für uns und Gerd. Er empfand es wie das Paradies, er wollte dort nicht mehr weg und ist dort ruhig eingeschlafen“, erzählt Christel Busch und ist erleichtert über die Entscheidung, erfüllt von der Wohlfühlatmosphäre sowie dankbar über die Unterstützung, die sie dort erfahren durften. Mehr zum Thema Palliativpflege: Aus für Palliativangebot: Frauen aus Halle und Werther reden über Ängste Das Personal beschreibt sie als kompetent, herzlich und einfühlsam. &bdquo;Die waren immer ansprechbar, klärten uns über die medizinische Versorgung auf und achteten auf jede Veränderung bei Gerd“, lobt die pensionierte Lehrerin das Menschen zugewandte Klima auf der Palliativstation. Versmolderinnen empfinden Dankbarkeit für Begleitung Dort finden Familienangehörige Möglichkeiten zur Übernachtung, es gibt unter anderem eine Wohnküche, gemütliche Sessel zum Verweilen, ein Aquarium, heimelige Dekorationen und ein Gästebuch. &bdquo;Es war uns ein Bedürfnis, dort hinein Worte des Dankes zu schreiben“, erzählt Christel Busch, dass sie und ihre Tochter dorthinein Worte der Dankbarkeit und der Verbundenheit verewigt haben. &bdquo;Für das Personal war das Wirken dort eine Berufung. Sie haben die Familie mit einem Pallas ummantelt“, beschreibt die Versmolderin. Lesen Sie auch: Sie spendet Sterbenskranken Trost – ein Fall geht ihr besonders nahe Der Begriff Palliativ leitet sich aus dem Lateinischen von pallium (der Mantel) ab. Palliativmedizin hat zum Ziel, den Patienten und seine Angehörigen wie einen Mantel zu umhüllen und umfassend zu betreuen. Christel Busch sieht im Warendorfer Josephs-Hospital die Grundsätze des von der Engländerin Cicely Saunders entwickelten Palliativkonzepts gut umgesetzt. Dazu gehören Punkte wie Schmerztherapie, Symptomkontrolle, Erhaltung der persönlichen Autonomie, Respektierung des Patientenwillens, optimale Pflege und Betreuung im letzten Lebensabschnitt. &bdquo;Man sollte eine Patientenverfügung ausgefüllt haben. Danach wird im Krankenhaus gefragt und gehandelt“, sagt Christel Busch, die zusammen mit ihrem Mann bereits für diesen Moment vorgesorgt hatte. Die Trauer über den Verlust des geliebten Menschen ist in beiden Familien groß. Aber dennoch erfüllt beide ein gutes Gefühl, weil sie ihren Liebsten ein menschenwürdiges Sterben ermöglichen konnten. 📱 Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

Meistgelesen

Sanierer prüfen Szenarien für insolventes Krankenhaus nahe Versmold

Liquidität fehlt: Krankenhaus nahe Versmold meldet Insolvenz an

Nach Krankenhaus: Auch MVZ mit Praxis in Versmold stellt Insolvenz-Antrag

Insolvenz des Josephs-Hospitals: Was bedeutet sie für Versmolder Praxis?