Großes Windrad-Projekt: Versmold ist offen für Borgholzhausener Idee

Versmold. In Versmold drehen sich aktuell zwei Windkraftanlagen. 2002 wurden sie auf einem Acker an der Langen Straße in Oesterweg in Betrieb genommen. Gut 20 Jahre später hieß es, dass der Eigentümer ein Repowering der Windräder plant. Ansonsten herrscht in Versmold, was Energie aus Wind betrifft, eher Flaute. In den Orten drumherum sieht das ganz anders aus. In der jüngsten Sitzung des Planungs- und Stadtentwicklungsausschusses hatte die Verwaltung mehrere Karten mitgebracht, anhand derer sie die Entwicklungen in der Nachbarschaft vorstellte. Zum einen ging es um die Änderung des Regionalplans Münsterland, für die zurzeit das Beteiligungsverfahren läuft. In unmittelbarer Nähe auf Füchtorfer Gebiet, circa einen Kilometer von der Stadtgrenze Versmold entfernt, wird zukünftig ein Vorranggebiet mit einer Größe von circa 60 Hektar ausgewiesen. Dabei handelt es sich in Teilen um eine Fläche, die bereits seit 2000 im Flächennutzungsplan der Stadt Sassenberg Konzentrationszone für die Windenergienutzung ist. Ebenfalls befindet sich der Regionalplan Osnabrück derzeit im Änderungsverfahren. Die nächste Beteiligung ist für Anfang 2025 vorgesehen. Aus Versmolder Sicht sind die beiden Vorranggebiete in Bad Laer (circa 5 Hektar) und Bad Rothenfelde (etwa 6 Hektar) von Interesse. Sie liegen jeweils in unmittelbarer Nähe zur Stadtgrenze. Regionale Wertschöpfung statt Investoren-Profit Auch im Kreis Gütersloh tut sich in Sachen Windkraft etwas. Der neue Regionalplan OWL sieht drei sogenannte Windenergiebereiche im nördlichen Harsewinkel vor. Diese drei Flächen liegen zwischen einem und eineinhalb Kilometer entfernt von der Fleischstadt, unweit des Naturschutzgebiets Bruch. Das Haller Vorranggebiet befindet sich in einer Distanz von 2,5 Kilometer. Die Fläche der Stadt Borgholzhausen grenzt hingegen direkt an Versmolder Gebiet. Und genau für diesen Bereich gibt es ambitionierte, grenzübergreifende Pläne. Die neu gegründete Windenergiegemeinschaft Borgholzhausen GbR, vertreten durch Carolin Wagemann (25) und Bernd Nagelsmöller (54) als Geschäftsführung, stellte kürzlich ihre Idee der Versmolder Politik vor. Mehr als 50 Gesellschafter (alles Grundstückseigentümer in den betroffenen Gebieten) gehören zur GbR. Im zweiten Schritt, wenn Planungsrecht besteht und es an den Bau sowie den Betrieb der Anlagen geht, sollen sich alle Bürgerinnen und Bürger dem Genossenschaftsmodell anschließen können. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK &bdquo;Wir wollen Bürgerwind machen“, benennt die Geschäftsführung das Ziel. &bdquo;Wir wollen die Wertschöpfung in unserer Hand behalten und die Flächen nicht an Investoren abgeben und zugucken“, beschreibt Carolin Wagemann die Grundidee. &bdquo;Unsere Gesichter stehen dafür, was wir da machen.“ Geplant sind in Casum zwei größere Windkraftanlagen Im Fokus stehen in Borgholzhausen insgesamt vier Gebietszonen: Casum, Kleekamp, Königsholz und Wichlinghausen. Das Vorhaben in Casum betrifft unmittelbar Versmold. &bdquo;Dort haben wir fast alle Grundstücke, die wir bräuchten, um handlungsfähig zu werden“, sagte Carolin Wagemann. &bdquo;Wir haben fast alle Eigentümer hinter uns stehen. Die Akzeptanz ist dort sehr groß“, betonte Bernd Nagelsmöller. Heute befindet sich in dem Gebiet bereits eine Anlage, die Bestandsschutz bis 2032 habe. Die GbR befindet sich in Gespräche mit dem privaten Eigentümer. &bdquo;Wir hoffen, dass wir eine Einigung finden.“ Die Straße Im Recke bildet eine Art Trennlinie. Auf der einen Seite sieht die Bezirksregierung Detmold im Regionalplan OWL eine Flächenkulisse vor. &bdquo;Ein Zipfel“, der für eine Anlage reichen würde, so Bernd Nagelsmöller. Diese wäre relativ problemlos umzusetzen. Doch ein Windrad allein rechne sich nicht, die Schaffung der Infrastruktur und Netzanschluss seien dafür zu teuer. &bdquo;Unser Ziel ist es, das Gebiet so gut wie möglich zu nutzen“, so der Geschäftsführer. Die GbR möchte deshalb zwei größere Anlagen bauen. Die beiden geplanten Windräder müssten aufgrund ihrer Höhe (200 Meter) etwa 400 Meter Abstand zueinander haben. An der Stelle kommt Versmold ins Spiel. Lesen Sie auch: Wespenbussard könnte eins der sechs geplanten Haller Windräder verhindern Knackpunkt: Die Flächenkulisse auf der anderen Seite der Straße Im Recke liegt in Teilen in einem sogenannten BSN-Gebiet (Bereiche zum Schutz der Natur). In der Regionalplanung sind solche Gebiete für Windkraftanlagen nicht vorgesehen. Bis die Änderung des Regionalplans allerdings gültig ist, gibt es ein Schlupfloch, das die GbR zur Realisierung in Casum gerne nutzen möchte. Bernd Nagelsmöller spricht von einem &bdquo;geschickten Schachzug“. Um in das BSN-Gebiet hineinzukommen, müsste der aktuelle Flächennutzungsplan als nicht rechtsgültig erklärt werden. Dann könnten - unter Berücksichtigung aller Vorgaben und Belange - Windkraftanlagen errichtet werden. Auch Versmolder Bürger sollen von Windrad-Projekt profitieren Der Antrag auf Vorprüfung soll möglichst Anfang 2025 gestellt werden. Der Kreis Gütersloh würde den Vorgang bearbeiten und sich gemeindliches Einvernehmen der beiden betroffenen Kommunen einholen. Die Versmolder Politik zeigte sich offen für den Vorstoß aus Borgholzhausen. Kritische Nachfragen äußerte niemand am Sitzungstisch. &bdquo;Respekt“, lobte CDU-Fraktionschef Ulrich Wesolowski allgemein die Idee des Bürgerwinds, von dem auch Versmolderinnen und Versmold profitieren könnten. &bdquo;Das sind die richtigen Ansatzpunkte.“ Mit Rückenwind aus Versmold geht die neu gegründete GbR nun in die politischen Beratungen nach Borgholzhausen. Der Umweltausschuss in der Lebkuchenstadt beschäftigt sich am Donnerstag, 5. Dezember, mit dem Antrag; der Ausschuss für Planung und Bauangelegenheiten am 11. Dezember. Allgemein begrüßt man auch in Pium den genossenschaftlichen Ansatz. Borgholzhausen sieht Konfliktpotenziale beim Artenschutz Hinsichtlich der Casumer Flächenkulisse im BSN-Gebiet hat man im Rathaus allerdings Bedenken und verweist unter anderem auf &bdquo;erhebliche Konfliktpotenziale“ beim Artenschutz in den bisher angedachten Suchräumen. Vor diesem Hintergrund hätten zuletzt die Borgholzhausener Fachausschüsse einstimmig darauf verzichtet, in der Stellungnahme beim Regionalrat die Berücksichtigung einer weitergehenden Flächenkulisse für das Beschleunigungsgebiet Casum zu beantragen. &bdquo;Mit einer Zustimmung würde die Windgemeinschaft zur Nutzung einer Regelungslücke hinsichtlich der BSN-Flächen bis zur Rechtskraft des Teilplanes Wind motiviert, indem seitens der Stadt Borgholzhausen für entsprechende, noch nicht konkret vorliegende Bauvoranfragen pauschal vorab das gemeindliche Einvernehmen in Aussicht gestellt wird“, fasst die Verwaltung ihren Standpunkt zusammen. Sie schlägt deshalb vor, in der Sitzung einen Beschluss zu erarbeiten, &bdquo;der die Windgemeinschaft motiviert, für die Suchräume außerhalb von BSN-Flächen nun die nächsten Schritte zu gehen“. Im Ratsinformationssystem der Stadt Versmold findet sich Kartenmaterial mit den Windenergiegebieten in der Nachbarschaft.

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