Storchen-Invasion in Versmold: Werden die schönen Tiere jetzt zum Problem?

Versmold. Man traut seinen Augen kaum. Aber beim näheren Hinsehen wird es zur Gewissheit: Rund 100 Weißstörche tummeln sich auf einem frisch gepflügten Acker in Loxten. &bdquo;Gegenüber steht auch noch eine große Gruppe“, zeigt Rolf Schlüter auf ein weiteres Feld mit dem Vogel, der im Volksmund auch gern Adebar genannt wird. Der Loxtener Landwirt hat die Flächen gepachtet und dort erst kürzlich Getreide abgeerntet. Zur Freude der Störche, die sich dort genüsslich den Bauch vollschlagen. Die riesige Anzahl der Schreitvögel mit dem schwarz-weißen Gefieder und dem typischen roten Schnabel überrascht auch das Ehepaar Hawes. &bdquo;Die sind schon seit einiger Zeit tagsüber hier. Auch Jungtiere haben wir gesehen“, versucht Fritz-Dieter Hawes immer wieder akribisch die Anzahl der Störche herauszufinden. Seine Ehefrau Margret beobachtet, dass einige Störche regelmäßig das Dach des Wohnhauses als Landeplatz nutzen und munter auf die Pfannen klopfen. Die größte Storchenschar landet jedoch auf dem Acker gegenüber vom Wohnhaus, um sich an Kleinsäugetieren wie Maus und Maulwurf oder an Großinsekten und Larven satt zu fressen. Keiner der Beobachter kann sich die riesige Ansiedlung der Zugvögel erklären. Auch die Frage, wohin sie bei einbrechender Dunkelheit verschwinden, bleibt offen. Biologe ordnet Storchen-Vorkommen in Versmold ein Eine Vermutung ist, dass sie sich bereits für den Flug in den Süden sammeln. Für die weite Reise kommt Adebar sicher eine kräftige Mahlzeit gelegen. Diese Vermutung bestätigt der Leiter der Biologischen Station Bielefeld Bernhard Walter. &bdquo;Sie kommen zum Teil aus Nordeuropa und versammeln sich hier“, sagt er im HK-Gespräch. Sie nutzen die Region mit ihren zahlreichen Feuchtwiesen, um ausgiebig zu fressen und Energie zu tanken. Dabei bleiben sie oft nur wenige Stunde, maximal zwei Tage. Eine dreistellige Anzahl Störche hält Bernhard Walter zwar für &bdquo;sehr viele“, aber durchaus möglich. Im Südkreis hat er bereits über 50 Störche an einem Fleck gesehen. Aber, das sei eben nur ein temporäres Phänomen jener Tage, an denen Störche auf Durchreise nach Nordafrika oder Spanien sind. Bernhard Walter freut sich über so viele Tiere. Denn sie sind durchaus &bdquo;Sympathieträger“. Viele gehen auf die Suche nach den anmutigen Schreitvögeln. Insbesondere in Versmold hat das Tradition: Die Aussichtsplattform im Versmolder Bruch hat sich seit ihrer Reparatur zu einem Anziehungspunkt entwickelt. Von dort aus hat der Betrachter einen guten Blick auf ein Storchennest. Schadet der Storchenbestand Versmolds Umwelt? &bdquo;Der Bestand hat sich stark erholt“, sagt der Biologe. In den 80er und 90er-Jahren waren die Tiere aus den hiesigen Feuchtgebieten nahezu verschwunden. Inzwischen sind auch viele Jungtiere zu beobachten. Unter der &bdquo;Invasion“ leidet teilweise auch das Image der Vögel. Videos bei Youtube oder in den sozialen Netzwerken zeigen, wie Störche kleine Hasen fressen. Das ist aber eine Seltenheit. &bdquo;Quasi Beifang“, sagt Walter. Die natürliche Nahrung von Störchen sind Amphibien wie Frösche, Mäuse oder auch Heuschrecken. Davon brauchen sie jede Menge, gerade während der Brut- und Fütterzeit der Jungtiere. Das führt durchaus zu Problemen. &bdquo;Der Bestand hier ist gerade an der Obergrenze“, ordnet Bernhard Walter ein. Irgendwann sind die Ressourcen der hiesigen Feuchtgebiete, wie dem Bruch oder der Salzenteichsheide, ausgeschöpft. Daher rät Walter davon ab, Tieren ein künstliches Umfeld zu schaffen. &bdquo;Wer privat einen Horst aufstellt, leistet nicht direkt einen guten Beitrag für den Naturschutz.“ Für spektakuläre Bilder sorgen die Störche aber auf jeden Fall. Auch, wenn die Anblicke derzeit wohl nur für einen kurzen Moment in Versmold und dem Kreis Gütersloh verweilen. Noch besteht aufgrund ihrer großen Anzahl jedenfalls kein Grund zur Sorge.

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