Entsteht ein neues Naturschutzgebiet? Streit um XL-Projekt nahe Versmold

Dissen/Versmold. Die Stadt Dissen plant direkt hinter der Landesgrenze aus Versmolder Sicht ein Energieprojekt der Superlative. Auf einer Fläche von elf Hektar soll eine Freiflächen-Photovoltaik-Anlage (FFPVA) entstehen. Nur einen Steinwurf vom Bockhorster Bach entfernt könnte bald Strom produziert werden - mit Folgen für die Umwelt. Aber sind diese Veränderungen tatsächlich so negativ, wie eine Gruppe von Anliegern um Dissens CDU-Ratsherrin Meike Krüger bei einem Ortstermin beschrieb? Die Anwohner befürchten, dass Tierarten wie Kiebitz, Rebhuhn oder Rehe ihres Lebensraumes beraubt würden. Der örtliche Hegeringleiter Lutz Meyer zu Drewer brachte auch Vorkommen des stark bedrohten Feldhamsters zur Sprache. &bdquo;Jägerlatein“, kontert einer der Flächeneigentümer, Wilfried Lammert. Die Tiere würden westlich der Weser kaum noch vorkommen. Aber um Details geht es Lammert und seinem Mitstreiter Volker Middendorf (ebenfalls einer von insgesamt sieben Flächeneigentümern) gar nicht. Sie wollen aufklären. Denn die Natur würde sogar profitieren, sagen die beiden. Positive Naturschutz-Effekte an Versmolds Grenze Wenn die Felder normal beackert werden, rollen zwei bis drei Mal im Jahr die Trecker und schwere Geräte über den Boden. Und der landwirtschaftliche Ertrag ist ohnehin überschaubar. Denn die Flächen werden nur mit wenigen Bodenwertpunkten bewertet, die Ernten waren gerade in den trockenen Jahren überschaubar. Wirtschaftlich sei das nicht. &bdquo;Ein Großteil der Pflanzen wurde in der Vergangenheit ohnehin zu einer Biogasanlage gebracht“, so Lammert. Eine Bewirtschaftung laufe also weder für Menschen noch für Tiere unter besonders guten Voraussetzungen - im Gegensatz zu einer festen Solaranlage. &bdquo;Es entsteht ein Rückzugsort für die Tiere“, sagt Lammert. Um die Solarzellen herum muss aus sicherheitstechnischen Gründen ein Zaun aufgestellt werden. Dieser soll aber so gestaltet sein, dass kleine Tiere unter ihm durchschlüpfen können. Für Rehe und Co. könnten Schneisen geschaffen werden. Eine Anlage in Bad Rothenfelde, bei der der Zaun bis zum Boden aufgestellt wurde, gilt bei den Eigentümern als Negativbeispiel. &bdquo;So etwas wollen wir nicht“, sagt Volker Middendorf. Im Nachbarort grasen um die Solarzellen Schafe. Für wildlebende Arten ist dort kein Platz. Ohnehin läuft die Entwicklung der Anlagen nicht ohne Gutachten der Behörden, wie Middendorf sagt: &bdquo;Die untere Naturschutzbehörde gibt ihre Einschätzungen ab“, nennt er ein Beispiel. Expertin sieht offene Diskussion Ein Argument der Anlieger können Wilfried Lammert und Volker Middendorf durchaus nachvollziehen. Eine optische Beeinträchtigung entstehe durchaus, wenn die neue Solaranlage gebaut werde. Allerdings werde diese nicht so massiv, wie viele Anlieger befürchteten. &bdquo;Ein großer Teil der Fläche wird für Ausgleichspflanzungen benutzt. Das ist purer Naturschutz“, so Wilfried Lammert. &bdquo;In ein paar Jahren ist dort vieles zugewachsen“, fügt Middendorf, der in Bockhorst lebt, hinzu. Ob die FFPVA in Aschen gebaut werden kann, entscheidet sich am Montag (26. Februar 2024). Dann tagt der Dissener Stadtrat. In einer vorbereitenden Ausschuss-Sitzung am 6. Februar bekam das Projekt seitens der Politik bereits eine Mehrheit. Damit rechnen die Eigentümer auch für den Stadtrat - trotz Widerstandes der Anlieger. &bdquo;Das ist eine ganz normale Diskussion, die auch geführt werden sollte“, kommentiert Silke Horchler. Ihr Unternehmen, die Eyedexe GmbH aus Kassel, entwickelt das Projekt. Horchler rechnet allerdings selbst bei einer positiven Entscheidung nicht mit einer sofortigen Realisierung. Vor 2025 könne vermutlich nicht mit dem Bau begonnen werden, da noch einige bürokratische Hürden zu nehmen seien. Versmold und Borgholzhausen planen Die Installation von FFPVA steht auch in den umliegenden Kommunen auf der Tagesordnung. In Versmold wurde beispielsweise beschlossen, einen Kriterienkatalog für mögliche Gebiete zu erstellen. Borgholzhausens Politik verhandelt einen Antrag der Firma Clever Bruch Solar GbR, eine entsprechende Anlage zu errichten. Eine 11.000 Quadratmeter große Fläche befindet sich im Ortsteil Cleve in der Nähe zur A33.

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