Angeschlagener Wurstkonzern TFB aus Versmold beschließt nächsten Einschnitt

Versmold/Lörrach. Der heimische Fleischkonzern The Family Butchers (TFB) mit der Traditionsmarke Reinert hat am Dienstag angekündigt, ein weiteres Werk zu schließen. Betroffen ist die Niederlassung in Lörrach (Baden-Württemberg), die unter Schinken-Einhaus GmbH & Co. KG firmiert. Und der nächste schmerzhafte Schritt soll schnell vollzogen werden. "Angesichts der anhaltenden und sich beschleunigenden Umwälzungen der Fleisch- und Wurstbranche hat sich The Family Butchers in der ersten Jahreshälfte 2023 frühzeitig für eine umfangreiche Transformation entschieden", heißt es vom Unternehmen in einer Pressemitteilung. In der Tat hatte TFB damals recht drastische Maßnahmen verkündet. Der Konzern wird bis spätestens zum zweiten Quartal 2025 auch sein Werk im niedersächsischen Vörden aufgeben, wo bislang Bratwurst, Fleischwurst, Kochpökelwaren und auch die bekannte Bärchen-Wurst hergestellt wurden. Die Produktion soll in großen Teilen an andere Standorte verlagert werden. In Vörden waren zuletzt knapp 400 Mitarbeitende beschäftigt, 290 Arbeitsplätze werden im Zuge der Werkschließung abgebaut. Wie ernst die Lage ist, hatte der als Sanierer vom Beratungsunternehmen Roland Berger losgeeiste Georg Hürth schon im Frühjahr verkündet: "Wir stehen mit dem Rücken zur Wand und können nicht mehr alles zu jedem Preis machen." TFB leide unter den massiv gestiegenen Schweinepreisen und der generellen Inflation - aber wie die gesamte Branche ist man auch beim Konzern mit den Stammsitzen Versmold-Loxten und Nortrup mittlerweile massiv von sinkender Nachfrage betroffen. TFB muss sich auf sinkende Nachfrage einstellen Denn "neben der Umstrukturierung einzelner Geschäftsbereiche ist die Anpassung der Produktionskapazitäten auf die sinkende Nachfrage ein notwendiger Bestandteil dieser Transformation", heißt es von TFB über die Entscheidung zu Lörrach. Damit gehe das Unternehmen "in der Branche voran, um die Wirtschaftlichkeit zu sichern und eine auf Agilität sowie Vertiefung der Wertschöpfung ausgerichtete Zukunft einzuleiten". Ziel dieser Maßnahme sei es, Ressourcen im Sinne der Effizienz zu bündeln. Diese Strategie kostet nun ein weiteres Werk - mittelfristig soll damit Stand heute nur noch in Versmold, Nortrup, Cloppenburg und Rumänien produziert werden. Der operative Betrieb der Schinken-Einhaus GmbH & Co. KG in Lörrach habe sich wirtschaftlich "nachhaltig negativ" entwickelt, heißt es vom Unternehmen. Er wird darum mit Wirkung zum 12. November 2023 vollständig eingestellt. Etwa 40 Arbeitsplätze sind von der Schließung betroffen. Die Mitarbeitenden am Standort Lörrach wurden am 15. August im Zuge einer Betriebsversammlung über die Werksschließung informiert. &bdquo;Leider ist die Schließung des Werks in Lörrach im bestehenden Marktumfeld im Zuge der Transformation notwendig. Auch wenn der Beschluss und die Umsetzung sehr schwerfallen, ist dieser Schritt unvermeidbar, um die Stellung von The Family Butchers als starke Nummer zwei auf dem deutschen Wurstmarkt langfristig zu sichern", erklärt Gesellschafter Hans-Ewald Reinert die Entscheidung. Warum diese Schließung so viel schneller vollzogen wird als die in Vörden, dazu äußerte sich das Unternehmen auch auf Nachfrage nicht konkreter. Es sei "schnelles Handeln" gefragt gewesen, heißt es, die Entscheidung sei dennoch gründlich geprüft worden. Es wird eine deutlich geringere Produktion geben Schinken werde weiterhin produziert, teilt das Unternehmen auf Anfrage des Haller Kreisblattes mit. "Nur der Schwarzwälder wird eingestellt und bei Bedarf in Teilen noch zugekauft." TFB bleibe ein Großsortimentsanbieter und werde auch in Kooperation mit anderen Familienunternehmen arbeiten, "um Kompetenzen zu bündeln". Die Transformation bedinge "ein rasches Handeln in den Bereichen, in denen wir nicht mehr gemäß dieser Kriterien Werte schöpfen können", sagt Sanierer Georg Hürth. "Nun, da sich die damit verbundenen Maßnahmen in der Umsetzung befinden, werden wir für unsere Kunden sowie unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Zukunft schaffen." Immerhin zeigten die Entscheidungen erste Erfolge, hieß es vom Unternehmen: Die Strategie schaffe durch die Bündelung der Ressourcen neue Möglichkeiten, um The Family Butchers in allen Geschäftsbereichen zukunftsorientiert weiterzuentwickeln. Klar ist, dass es eine Zukunft mit weniger Produktion klassischer Fleisch- und Wurstwaren sein wird: TFB hat angekündigt, die jährliche Tonnage von 121.000 auf 97.000 zu senken. Das dürfte weitere Auswirkungen auf die Größe der Belegschaft haben. Weitere Sparmaßnahmen stünden aktuell indes nicht zur Debatte, teilt TFB auf HK-Anfrage mit: "Es sind vorerst keine weiteren Werke von einer Schließung bedroht."

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