
Versmold. Der Teufel steckt bekanntlich im Detail – oder in diesem Fall in der Straßenverkehrsordnung. Die SPD hatte im Sommer beantragt, auf Ringallee sowie dem innerstädtischen Teil der Münsterstraße Tempo 30 auszuweisen. Schon in der August-Sitzung deutete sich es an, dass es mit dem Aufstellen neuer Schilder nicht einfach getan wäre. Am Mittwochabend gab die Verwaltung im Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung die Position des Kreises weiter.
Demnach gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten für Tempo 30: Zone oder Strecke. Ein Herabsetzen der Geschwindigkeit auf einem einzelnen Abschnitt ist laut Straßenverkehrsordnung (StVO) nur unter bestimmten Voraussetzungen zulässig, beispielsweise vor Kitas, Schulen und Altenheimen sowie bei verkehrlichen Gefahrenlagen. Auf Ringallee und Münsterstraße träfen diese Kriterien nicht zu. Bliebe also eine Zone.
Das allerdings hätte zur Folge, dass die vorhandenen Schutzstreifen für Radfahrer entlang der Ringallee entfernt werden müssten, denn laut StVO sind Leitlinien auf der Fahrbahn in Tempo-30-Zonen nicht erlaubt. Mirko Maas-Woltering, der als sachkundiger Bürger für die SPD dem Ausschuss angehört, wollte wissen, warum denn 30 km/h und Radschutzstreifen auf einem Teil der Ringallee heute möglich seien. Seinerzeit war die Geschwindigkeitsreduzierung in Zusammenhang mit den beiden Zebrastreifen und dem Kurvenbereich angeordnet worden. Ankommender Verkehr soll so besser auf die Gefahrenstelle aufmerksam gemacht werden. In dieser Form war das damals zulässig.
Ob es eine Ausweitung von Tempo 30 auf dem innerstädtischen Ring geben wird, hängt nun an der Politik. „Der Kreis würde das mitmachen – unter Aufgabe der Markierungen", fasste Jürgen Jakob die Gespräche mit Gütersloh zusammen. „Der Radschutzstreifen wären dann weg." Die Fraktionen werden diese Sachlage diskutieren und bewerten.
Jägerstraße „ohne Auffälligkeiten"
Ebenso wenig zufriedenstellend ist die Antwort vom Straßenverkehrsamt aus Gütersloh in anderer Angelegenheit. Bündnis 90/Die Grünen forderten nach Gesprächen mit Anliegern eine Reduzierung des Tempolimits auf der Jägerstraße von 100 auf 50 km/h. Die Fraktion verweist auf die Gefährdung von Radfahrern, brenzlige Situationen im Begegnungsverkehr und unübersichtliche Stellen. Doris Makitta-Holz regte zudem an, Rechts-vor-links-Regelungen besser kenntlich zu machen.

„Auch wir sind mit Anliegern seit längerem im Gespräch", betonte Bürgermeister Michael Meyer-Hermann. Die Stadt habe daraufhin Kontakt zum Kreis aufgenommen; es gab sowohl einen Ortstermin als auch eine Verkehrsmessung. Das Ergebnis war „ohne Auffälligkeiten", was offenbar auch den Verwaltungschef überraschte: „Ich hätte es deutlich schneller erwartet."
Täglich wurden etwa 600 Fahrzeuge erfasst. Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei 55 km/h, der V-85-Wert knapp unter 70. „Das wären selbst im 70er-Bereich gute Werte und bei 50 außerhalb geschlossener Ortschaften nicht übermäßig zu schnell", ordnete Meyer-Hermann ein.
Von 2017 bis Mitte 2020 gab es laut Polizei keine Unfälle; mit zwei Prozent ist die Belastung mit Schwerlastverkehr gering. Ein guter Straßenzustand und die Bankette als Ausweichbereich geben dem Kreis ebenso keinen Anlass, die Geschwindigkeit herabzusetzen.
„Ich kann den Wunsch der Anwohner gut nachvollziehen. Wir bleiben mit dem Kreis im Gespräch", sagte Meyer-Hermann zu. Vor allem die unübersichtlichen Stellen werde man erneut erörtern. Darüber hinaus wird die Stadt ihr eigenes Verkehrsdisplay an anderer Stelle aufstellen, um weitere Zahlen zu bekommen.
Markierungen auf der Fahrbahn, um auf die Vorfahrtsregel hinzuweisen, wie von den Grünen gewünscht, werden nicht umzusetzen sein. „Das sieht die Straßenverkehrsordnung nicht mehr vor", so der Bürgermeister. Selbst vorhandene dürften nicht mehr ausgebessert werden. Da ist er wieder, der Teufel im Detail.