Zu wenig Fußgänger: Kreis lehnt weiteren Zebrastreifen an der Ringallee ab

Bewohner vom Seniorenhaus Phönix wollen mehr Sicherheit an der Ringallee. Das wird schwierig.

Tasja Klusmeyer
24.08.2020 | 24.08.2020, 20:01

Versmold. Der kürzeste Weg in die Innenstadt führt für die Seniorenheim-Bewohner von der Wittensteiner Straße über die Mittelstraße. Um dorthin zu gelangen, müssen sie die Ringallee queren. Um dies sicherer zu machen, beantragte der Bewohnerbeirat, einen Zebrastreifen anzulegen.

Für die Stadt ist das Thema nicht neu. Bereits Anfang des Jahres hatte eine andere Anwohnerin einen inhaltlich identischen Antrag an die Verwaltung gestellt. Angeordnet werden müsste ein Fußgängerüberweg vom Kreis Gütersloh, der zuständigen Straßenverkehrsbehörde. Bei der regulären Verkehrsschau nahm man die Situation bereits im März unter die Lupe. Anfang Juni gab es einen zweiten Ortstermin, wo die Fußgängerquerungen pro Stunde erfasst wurden. Die Verwaltung informierte die Politik jetzt über das Ergebnis.

Kritik: Zählung wegen Corona nicht repräsentativ

Unterm Strich kommt der Kreis zu dem Schluss, dass kein weiterer Zebrastreifen erforderlich ist. Er begründet dies mit den verkehrlichen Voraussetzungen, wonach mindestens 50 Fußgänger pro Stunde die Fahrbahn queren müssten. Mit 28 Querungen (davon sechs Radfahrer) ist die Ringallee an der Stelle zu gering frequentiert. SPD-Ratsherr Mirko Maas-Woltering kritisierte den Zeitpunkt der Zählung. In Corona-Zeiten würden viele Bewohner das Haus nur selten verlassen. „Die Untersuchung ist nicht repräsentativ."

Der Kreis begründet seine Ablehnung allerdings nicht allein mit den Fußgängerquerungen. Zwischen zwei Überwegen müsse ein ausreichender Abstand vorhanden sein. Im unmittelbaren Bereich des gewünschten Standortes ist in weniger als 100 Metern bereits ein solcher vorhanden. Dieser liegt aus Sicht der Behörde in zumutbarer Entfernung und stelle keine Gefahrenstelle dar.

Besonders Bewohner des Seniorenheims betroffen

Die Seniorenheimbewohner sehen dies anders. In ihrem Antrag weisen sie auf das Gefälle in Höhe des Küchenstudios sowie auf den Umweg hin, den sie über die Wiesenstraße nehmen müssten. Unterstützung bekommen sie von der SPD. „Wir reden hier von eingeschränkt mobilen Personen", sagte Fraktionschefin Liane Fülling.

„Ich finde die Begründung vom Kreis nicht schlüssig", kommentierte Wolfgang Beuge von den Grünen allgemein. CDU-Vertreter Andreas Holtkamp hinterfragte den vorhandenen Zebrastreifen an der Wiesenstraße und schlug vor, die Frequenz dort zu überprüfen. 2004 war die Querungshilfe angelegt worden. Anwohner hatten sich damals für mehr Sicherheit eingesetzt. Der Kreis legte den Zebrastreifen auf Probe an – je nach Nutzerzahlen wollte er die Situation neu bewerten. Dafür könnte nun der Zeitpunkt gekommen sein.

Der Planungs- und Stadtentwicklungsausschuss verständigte sich darauf, dass die Stadt das Gespräch mit dem Kreis suchen soll. Unter anderem fordert die Politik eine Zählung unter normalen Bedingungen.