Bürgermeisterwahl in Steinhagen: Ein Bibelvers wird zum Wahlkampfslogan

Steinhagen. Valerie Augustin biegt mit Buddy um die Ecke. Wir begleiten die Grünen-Politikerin mit ihrem Familienhund, einem Australian Shepherd, auf ihrer Gassirunde durch ihr Viertel. Das befindet sich oberhalb der Autobahn und habe sich in den vergangenen Jahren sehr verändert, erzählt die 44-Jährige. Und damit ist nicht nur unser Treffpunkt gemeint: der Rosenplatz, auf dem gar keine Rosen mehr zu sehen sind. Dass sich die Steinhagenerin für die Grünen als Bürgermeisterkandidatin aufstellen ließ, klingt eigentlich nur logisch, wenn man weiß, wie sehr sich Valerie Augustin schon immer gesellschaftlich engagiert hat. Bereits als Kind war sie im CVJM und bei Greenpeace aktiv, aktuell gehört sie zum Vorstand des Kulturwerks und engagiert sich unter anderem in der evangelischen Kirchengemeinde. &bdquo;Während Corona haben wir in der Familie viel über Politik geredet. Da entstand der Impuls, selbst bei einer Partei mitzumachen.“ Ursprünglich wollte sich die Mutter von drei Söhnen und einer Tochter erst mal verschiedene Parteien anschauen und dann entscheiden, bei wem sie anheuert. &bdquo;Das war 2020. Meine erste Station waren die Steinhagener Grünen, und dort habe ich mich sofort wohlgefühlt“, erzählt Valerie Augustin. Also blieb sie gleich dort. Aktuell sitzt sie für die Grünen im Ausschuss für Schule, Jugend, Sport und Kultur. Nach der Kommunalwahl am 14. September möchte sie auf dem Bürgermeister-Sessel im Rathaus Platz nehmen. Steinhagen durch Autobahn geteilt: Grüne sieht Handlungsbedarf Ihren Job hat die Theaterpädagogin für den Wahlkampf hintenangestellt. Valerie Augustin ist freiberuflich im Skills Lab an der Uni Bielefeld beschäftigt. Dort durchlaufen Medizinstudenten typische Berufssituationen, die mithilfe von Schauspielern nachgestellt werden. Zum Beispiel Patientengespräche; aber auch Untersuchungsmethoden werden dort trainiert. Auf der Waldbadstraße gibt es für Buddy ein Leckerli. Früher, da habe es hier noch mehrere kleine Läden gegeben, &bdquo;eine Apotheke und eine Bankfiliale“, erinnert sich Valerie Augustin. Heute bezeichnet sie Steinhagen oberhalb der Autobahn als &bdquo;unterversorgt“. &bdquo;Das Carsharing-Auto der Gemeinde müsste eigentlich auf dem Rosenplatz stehen“, schlägt Valerie Augustin vor. Möglicherweise wäre auch ein Einzelhandelskonzept wie &bdquo;Tante Enso“, das im benachbarten Halle funktioniere, eine gute Idee für den Standort. Lesen Sie auch: Steinhagens Bürgermeisterin Sarah Süß überrascht mit einem Auto-Verbot Ohne die Autobahn wäre Steinhagen vermutlich zusammengewachsen, glaubt Valerie Augustin. Mit der Autobahn sei der nördliche Bereich abgeschnitten – und die Verbindung in den Ortskern problematisch. &bdquo;Als Kind bin ich noch sicher über die Bielefelder Straße mit dem Fahrrad ins Schulzentrum gefahren“, erzählt sie. Ihren eigenen Kindern rät sie zu Schleichwegen abseits der viel befahrenen Straße. Und, na klar: &bdquo;Das Radwegenetz in Steinhagen muss optimiert werden“, fordert die Grüne. &bdquo;Wir müssen die Verkehrsflächen gerechter aufteilen. Fahrräder und Fußgänger müssen genauso sicher zum Ziel kommen wie der Autoverkehr. Der Lastenverkehr sollte möglichst aus dem Ort raus.“ Bibelvers taugt auch als Wahlkampfslogan für Steinhagen Der Blick geht rüber zur Brache, auf der vor einigen Jahren noch die Hallen von Gronemeyer & Banck standen. Seit Jahren passiert auf der Fläche an der Waldbadstraße nichts. Der hier geplante Industriepark ist bei den Anwohnern ohnehin umstritten. Sie haben gegen den Vorbescheid der Baugenehmigung Klage beim Verwaltungsgericht eingereicht. Die grüne Bürgermeisterkandidatin macht einen überraschenden Vorschlag: &bdquo;Die Gemeinde könnte das Grundstück zurückkaufen und hier eine Wohnsiedlung planen.“ Das würde ihrer Meinung nach gleich mehrere Probleme lösen, die den Menschen in Steinhagen auf den Nägeln brennen. Denkt man die Idee zu Ende, würde das mehr bezahlbaren Wohnraum und weniger Autoverkehr im Ort bedeuten. Jetzt müsse man aber erst mal den Gerichtstermin am 25. August abwarten. Auch interessant: Rätselraten um AfD: Stellt sich die Partei im Altkreis Halle zur Wahl? video-js.video-js.vjs-fluid:not(.vjs-audio-only-mode) { padding-top: 177.7778%; } Der Familienhund spitzt die Ohren und wittert einen politischen Wau-Effekt. Dann zieht Buddy an der Leine Richtung Johannes-Busch-Haus. Das evangelische Gemeindehaus ist einer der wenigen verbliebenen Treffpunkte &bdquo;hier oben“ und hat für die gläubige Christin eine hohe Bedeutung. Tatsächlich kann Valerie Augustin sogar einen Bibelvers aus dem Ärmel schütteln, den sie auch für ihren Wahlkampf verwendet: &bdquo;Suchet der Stadt Bestes“, lautet er und stammt vom Propheten Jeremia. Während Buddy auf dem nächsten Leckerli kaut, geht Valerie Augustin zum Bücherschrank, der vor dem Johannes-Busch-Haus steht. &bdquo;Ich lese sehr gerne Krimis“, erzählt die Theaterpädagogin. Da muss der Bücherschrank allerdings gerade passen. Dafür schlägt die Grünenpolitikerin noch ein spannendes Kapitel auf. Es geht um den Steinhagener Ortskern. Mehr Sicherheit für Ortskern in Steinhagen Zwar ist die Ortskernsanierung erst wenige Jahre her, so richtig zufrieden sind die Bürgerinnen und Bürger aber nicht mit dem Ergebnis. Der Marktplatz könnte mehr Schatten vertragen, meint Valerie Augustin. Den Vorstoß von Bürgermeisterin Sarah Süß, die wie berichtet für die SPD erneut antritt, Autos ganz aus dem Kirchplatz zu verbannen, schließt sich die grüne Bürgermeisterkandidatin an. Außerdem schlägt sie zur Sicherheit des Ortskerns im Boden versenkbare Poller vor, als Ersatz für Wassertanks oder geparkte Fahrzeuge. Im November hatte die den Weihnachtsmarkt organisierende AGS die hohen Kosten für derartige Sicherheitsmaßnahmen beklagt. Gerade erst sorgen die improvisierten Barrieren rund um die Wahlkampfstände auf dem Marktplatz für Irritationen. Lesen Sie auch: Tempo 30 an der Bielefelder Straße in Steinhagen? Entscheidung gefallen Dann zieht der Familienhund wieder an der Leine. Es geht zurück Richtung Rosenplatz ohne Rosen. Valerie Augustin hat viel über die Probleme in Steinhagen geredet. Dabei darf kein falscher Eindruck entstehen. Denn sie liebt ihren Heimatort. Nach der Schule hatte sie Steinhagen für zehn Jahre den Rücken gekehrt, wollte sogar aus Deutschland auswandern. Dann kam sie aber ganz bewusst nach Steinhagen zurück. &bdquo;Der Teuto hat mir gefehlt. Und die Menschen. Es sind die Menschen, die Steinhagen zu dem Ort machen, der er ist“, sagt die Bürgermeisterkandidatin. Buddy wedelt mit dem Schwanz. Das signalisiert wohl Zustimmung. 📲 Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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