Idylle und harte Arbeit

Dorfmilch-Betrieb aus Steinhagen lädt zu seinem großen Hoftag ein

Bei Speckmann-Wortmann im Steinhagener Ortsteil Brockhagen wird die beliebte „Dorfmilch“ produziert. Beim großen Hoftag am 1. Juni können die Besucher auf eine spannende Entdeckungsreise gehen.

Etwa 300 Kälbchen kommen jedes Jahr auf dem Hof Speckmann-Wortmann in Steinhagen-Brockhagen zur Welt. | © Birgit Nolte

19.05.2025 | 21.05.2025, 07:54

Steinhagen-Brockhagen. Der Hof Speckmann-Wortmann liegt mitten im Grünen. Prächtige alte Bäume wachsen auf dem Gelände. Die riesigen Stalltore sind weit geöffnet. Den Kühen weht die frische Luft um die Ohren. Im ebenfalls sehr hellen Nebengebäude stecken die Kälbchen neugierig die Nasen zwischen die Gitterstäbe. „Idylle“ ist das Wort, das einem sofort einfällt.

In dieser Idylle wird allerdings schwer geschuftet. Wer Milchviehwirtschaft betreibt, muss morgens gut aus den Federn kommen. Pünktlich um 5 Uhr wird bereits die Melkmaschine angeworfen. Sieben Tage die Woche.

Dennis Speckmann und Michel Wortmann kennen es nicht anders. Damit aber wenigstens ein Team zu einer etwas christlicheren Zeit in den Tag starten kann – 6.30 Uhr – wechseln sich die zwei beim morgendlichen Melken ab. Von 16 bis 19 Uhr ist ohnehin schon wieder die zweite Anzapf-Runde für Mensch und Tier angesagt. „Sonntags wechseln wir uns mit der Früh- und Spätschicht ab“, erklärt Dennis Speckmann das System. Neben Dennis Speckmann und Michel Wortmann halten deren Väter, Hermann und Reinhard, sowie sechs Festangestellte, drei Azubis und einige Aushilfen den Betrieb am Laufen.

Steinhagener erweitern vor vier Jahren ihr Sortiment

Der größte Teil der Milch ist für eine Groß-Molkerei vorgesehen. Rund 7.000 Liter sind in der Woche für die „Dorfmilch“ bestimmt. An den Auslieferungstagen – montags, dienstags, donnerstags und freitags – wird die Dorfmilch direkt im Betrieb pasteurisiert. Gegen 8.30 Uhr steht das hundertprozentige Naturprodukt dann frisch in Glasflaschen abgefüllt in den Geschäften.

Beliefert werden nicht nur Supermärkte im Altkreis, sondern auch in Bad Rothenfelde oder Osnabrück. Vor vier Jahren ist das Sortiment um den Dorfmilch-Joghurt erweitert worden. Auch diese Investition zahlte sich aus. Das cremige Produkt, das jeden Dienstag und Freitag ausgeliefert wird, hat viele ernährungsbewusste Liebhaber gefunden. Alina Bewekenhorn sorgt dafür, dass alles pünktlich bei den Verbrauchern ankommt.

Ohne die Kühe im Stall würde es weder Dorfmilch noch Joghurt geben. Rund 280 Tiere leben auf dem Hof. Sind die Milchkühe zwei Jahre alt, sind sie bereit für die Zucht. „Die besten Milchkühe werden künstlich besamt“, erklärt Michel Wortmann die Taktik, die sicherstellen soll, dass nur die besten Gene an die nächste Generation weitergegeben werden. Ist der Milchertrag eher so lala, darf der große Hof-Bulle auf natürlichem Wege ran an die Kuh. Diese Nachkommen sind dann für die Mast bestimmt. Männliche Kälbchen bleiben in beiden Fällen nur drei Wochen auf dem Hof.

300 Kälbchen kommen jedes Jahr auf dem Hof in Brockhagen zur Welt

Am 1. Juni, zum Tag der Milch, laden Dennis Speckmann (v. l.), Jannik Pötter, Alina Bewekenhorn, Reinhard und Michel Wortmann sowie Moritz Witte zum großen Hoftag ein. - © Birgit Nolte
Am 1. Juni, zum Tag der Milch, laden Dennis Speckmann (v. l.), Jannik Pötter, Alina Bewekenhorn, Reinhard und Michel Wortmann sowie Moritz Witte zum großen Hoftag ein. (© Birgit Nolte)

Damit die Kühe sich in Ruhe auf die Geburt vorbereiten können, werden sie zwei Wochen vorher in einem Trockenstall separiert. „Von Frühling bis Herbst kommen sie auf eine spezielle Weide“, so Michel Wortmann. Rund 300 Kälbchen kommen jedes Jahr auf dem Hof zur Welt. „In 95 Prozent der Fälle kriegen die Kühe das wunderbar selbst hin“, berichtet Michel Wortmann. Braucht das Tier Hilfe, wird der Tierarzt gerufen.

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Den Tieren im Stall geben die Landwirte bewusst keine Namen. Doch manchmal fallen Kühe einfach durch ihre Optik oder andere Besonderheiten auf. Und dann ist ein Spitzname fällig: Wegen ihres komischen Gangs hieß ein Milchvieh im Team immer nur „Frau Frosch“. Der stiere Blick brachte einem anderen Tier den Kosenamen „Shrek“ aus dem gleichnamigen Animationsfilm ein.

Am Sonntag, 1. Juni, haben Besucher die Gelegenheit, mit den Kühen und Kälbchen auf Tuchfühlung zu gehen. Zum „Tag der Milch“ ist zwischen 10 und 18 Uhr an der Kölkebecker Straße 3 richtig was los. 60 Stände werden auf dem Gelände aufgebaut. Auf einem großen Bauernmarkt werden verschiedene Lebensmittel präsentiert. Außerdem können die Gäste auf dem Handwerkermarkt stöbern gehen. Vom Mähdrescher bis zum Traktor reicht die Bandbreite bei der Landtechnikausstellung, wo es auch Live-Vorführungen geben wird. Für die Kinder sind gleich zwei Hüpfburgen und eine Strohburg aufgebaut.

„Tag der Milch“ in Steinhagen am 1. Juni

Die Biologische Station ist genauso vertreten wie der Hegering mit seiner rollenden Waldschule. Die Landfrauen servieren Kaffee und Kuchen. Außerdem stehen Wild, Burger, Fisch und Linsengerichte auf der Speisekarte. Nur an diesem Tag können die Gäste Shakes und Eis aus Dorfmilch probieren.

Darüber hinaus hat die NRW-Landesvereinigung für Milchwirtschaft als Veranstalter den Star-Koch Björn Freitag angekündigt, der um 11.30 und 13.45 Uhr live kocht. Der Eintritt und das Parken sind frei.

Bis dahin hoffen Dennis Speckmann und Michel Wortmann auf ein wenig Regen. „So 20 Liter pro Quadratmeter über einen Tag verteilt, würde uns schon helfen.“ Nur an einem Tag soll natürlich die Sonne scheinen: Nämlich dann, wenn die Gäste am 1. Juni auf Entdeckungstour gehen.

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