Halle-Kölkebeck. Anlässlich des seltenen Jubiläums führen die Eheleute den Reporter in „die gute Stube" des Wohnhauses. Alles ist perfekt vorbereitet. Fotoalben, Teeservice, Kaffee, Kekse. Gerhard Wortmann zeigt seine Urkunden, Margarete Wortmann ihr weißes, wunderschönes Hochzeitskleid.
Margarete und Gerhard Wortmann sind auf einem Bauernhof aufgewachsen. Er und seine Frau haben ihr Leben lang einen großen Freundeskreis und Bekanntenkreis gepflegt. Die meisten nennen sie Hete und Gerd.
In Erinnerungen vertiefen sich beide anscheinend gerne: „Heute ist es noch genauso, wie es am Anfang war", versichert Gerhard Wortmann. In einer einklassigen Schule in Sandforth lernten sie sich schon als Kinder kennen. In der Landjugend sind sie sich schließlich nähergekommen. „Wir konnten uns schon angucken", sagt er. „Ja, aber mehr nicht", fügt sie hinzu. Margarete Wortmanns Mutter hat ihr später mit einem nüchternen Rat zum Eheglück verholfen: „Nimm mal Gerd, dann biste nah zu Hause."
„Ich könnte ein ganzes Buch über uns schreiben"
Ein Foto von 1961 zeigt das frisch verheiratete Paar mit fünf Brautführerpaaren. Der Zusammenhalt mit Nachbarn, Freunden und in der Familie ist groß. In dem bereitgelegten Album bewahren sie einige Erinnerungen auf: an Feste, Ausflüge und Jubiläumsfeiern. „Hier ist der Wortmann mit der Sense, und hier ein bisschen moderner mit Selbstbinder", sagt Gerhard Wortmann. „Ich könnte ein ganzes Buch über uns schreiben", fügt er hinzu.
Drei Kinder haben sie großgezogen. Angelika, Reinhard und Eckhard sind in den 60er Jahren auf dem Wortmann-Hof groß geworden, der viel Milchwirtschaft betrieb. Ihr mittlerer Sohn Reinhard ist später überregional bekannt geworden mit dem Produkt der Brockhagener Dorfmilch. „Wir haben zur Gründung der GmbH Wortmann-Speckmann beigetragen", sagt Gerhard Wortmann mit sichtlichem Stolz. Ein trauriges Ereignis traf die Familie in den 80er Jahren schwer: Ihr jüngster Sohn Eckhard verunglückte so schwer, dass er verstarb. „Gehört das da rein?", fragt der Jubilar den Reporter und räumt zugleich ein, dass es wohl zur Familiengeschichte dazugehört. Mittlerweile sind fünf Enkelkinder auf der Welt und besuchen „Oma Hete" und „Opa Gerd" regelmäßig.
„Es ist ein sehr gutes Eheverhältnis"
Margarete Wortmann wendet sich im Gespräch zurück und zeigt ihr Spinnrad, mit dem sie nach alter Tradition Wolle spann. In all den Ehejahren hat sie Haus und Hof und Garten zusammengehalten. Ihre Enkelkinder berichten nur Gutes über sie. Als beherzt, wacker und furchtlos bezeichnet die Enkeltochter Theda ihre Oma. Noch heute sammelt die 83-Jährige jeden Morgen die Eier auf, die ihre Hühner gelegt haben.
Mehrere Jahre waren Gerhard und Margarete Wortmann Mitglieder in der TSG Kölkebeck-Bokel. Sie in der Gymnastikgruppe. Er spielte Handball und Tennis. Zudem war er 16 Jahre als Turner aktiv. 50 Jahre lang gehörte er außerdem der Fahnenabordnung des TSG Kölkebeck-Bokel an. Er war Zweiter Vorsitzender und übte von 1961 bis 1967 das Amt des Ersten Vorsitzenden aus. Einstimmig wählten ihn die Mitglieder zum Ehrenvorsitzenden. Zur Ehe sagt er: „Es ist ein sehr gutes Eheverhältnis."