Furchtbares Verbrechen in Steinhagen soll nicht vergessen werden

Steinhagen-Brockhagen. Erika Puhlmann hat vorgeschlagen, in Brockhagen einen Stolperstein verlegen zu lassen. Er soll an das Schicksal der Familie Hurwitz erinnern, die aus dem Steinhagener Ortsteil während des Nationalsozialismus auf brutale Art vertrieben wurde. Die pensionierte Lehrerin hat einen entsprechenden Bürgerantrag an den Gemeinderat adressiert. Das Schicksal der Familie Hurwitz ist in dem 2018 von dem Historiker Jürgen Büschenfeld veröffentlichten Buch &bdquo;Steinhagen im Nationalsozialismus - Ländliche Gesellschaft im Gleichschritt“ dokumentiert. Die Familie des bis in die 1920er Jahre in Brockhagen geachteten Viehhändlers Nathan Hurwitz war demnach die einzige jüdische Familie in Brockhagen. Mit Aufkommen des Nationalsozialismus sah sich die Familie ständigen Provokationen ausgesetzt. Doch dabei blieb es nicht. In der Nacht vom 10. auf den 11. November 1938 fiel das Haus der Familie einer Brandstiftung zum Opfer. &bdquo;Die Täter, Mitglieder der NSDAP, waren langjährige Nachbarn“, heißt es im Büschenfeld-Buch. Nach dem Brand sei das Gebäude nur noch ein Trümmerhaufen gewesen. In der Nachkriegszeit kam heraus, dass die Feuerwehr angewiesen worden sein soll, &bdquo;nicht so schnell heranzurücken, und wenn sie da sei, dann müsse an der Spritze irgendetwas nicht in Ordnung sein“. Familie zog von Steinhagen nach Bielefeld Die obdachlos gewordene Familie verließ Brockhagen und zog in ein &bdquo;Judenhaus“ nach Bielefeld. &bdquo;Während Tochter Selma bereits 1940 in Bielefeld verstarb, wurden Nathan und Alma Hurwitz sowie ihr Steinhagener Verwandter Moritz Wißbrun im Sommer 1942 nach Theresienstadt und von dort weiter nach Auschwitz deportiert, wo sie schließlich ermordet wurden“, ist aus dem Buch weiter zu erfahren. Der jüngste Sohn der Familie sei mit hoher Wahrscheinlichkeit im Konzentrationslager Majdanek gestorben. Die einzige Überlebende der Familie sei die Tochter Julie Genuit gewesen, die später wieder in Brockhagen gelebt habe und dort 1972 starb. 86 Jahre sind seit dem Pogrom in Brockhagen vergangen. Erika Puhlmann hält es - auch angesichts des aktuell aufflammenden Judenhasses in Deutschland - für wichtig, an das Schicksal der Familie Hurwitz zu erinnern. Möglich sei das mit dem Verlegen eines Stolpersteins in Brockhagen. Es wäre der erste Stolperstein in Steinhagen. Deutschlandweit wurden seit 1992 bereits mehr als 100.000 von ihnen hergestellt und in 1.265 Kommunen verlegt. Darunter auch Halle, Borgholzhausen und Versmold. Die im Boden einzementierten quadratischen Messingtafeln, sind eine Idee des Künstlers Gunter Demnig. Mit den Steinen vor den Häusern soll die Erinnerung an die Menschen lebendig gehalten werden, die früher hier wohnten. Meist sind es mehrere Steine in einem Block. Einer für jeden Menschen. Die Steine gelten als größtes dezentrales Mahnmal der Welt. Politik befasst sich mit dem Bürgerantrag Aber wie wird man überhaupt Teil der Stolperstein-Aktion? Wie die Stolperstein-Initiative auf ihrer Homepage erklärt, muss der Rat einer Gemeinde zunächst eine Genehmigung erteilen, weil das Verlegen von Stolpersteinen auf Gehwegen im öffentlichen Raum stattfindet. Weiter bittet Gunter Demnig darum, das Familienschicksal für die Zeit von 1933 bis Kriegsende 1945 zu dokumentieren, um in jedem Fall der gesamten Familie gedenken zu können. Diese Aufgabe hat für Steinhagen der Historiker Jürgen Büschenfeld somit bereits übernommen. Das Interesse für die Verlegung von Stolpersteinen sei nach wie vor groß, heißt es weiter von der Initiative. Zurzeit sei mit einer Wartezeit von mindestens einem Dreivierteljahr zu rechnen. In Steinhagen könnte eine Terminfindung zusätzlich Zeit in Anspruch nehmen. Denn Gunter Demnig lässt es sich nicht nehmen, die ersten Stolpersteine in neuen Kommunen immer persönlich zu verlegen. Die Verlegung eines Stolpersteins kostet 120 Euro. Möglicherweise schon am Mittwoch, 27. November, wird sich der Ausschuss für Schulen, Jugend, Sport und Kultur mit dem Antrag von Erika Puhlmann befassen.

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