Harsche Kritik an Schulbehörde: Steinhagener Eltern rufen zu Demo auf

Steinhagen. Die Elterninitiative Steinhagen ruft für Mittwoch (26.04.) zu einer Demonstration für eine dauerhafte Vierzügigkeit der Realschule auf. Wie Mitinitiatorin Nina Meseke im Gespräch mit dem "Haller Kreisblatt" berichtet, werden Redebeiträge von Lokalpolitikern und Elternvertretern vorbereitet. Eine Unterschriftenaktion sei bereits angelaufen. "Wir wollen die Stimmen der Eltern bündeln", erklärt Nina Meseke. Beginn der Demo ist um 15 Uhr vor dem Haupteingang der Realschule. Alarmiert hat die Eltern die Ankündigung der Bezirksregierung Detmold, eine dauerhafte Vierzügigkeit an der Realschule ablehnen zu wollen. In der Folge müsste ausgelost werden, wer nach den Sommerferien einen Platz erhält. Wie Bürgermeisterin Sarah Süß mitteilt, hält die Bezirksregierung an ihrer Position fest. Das habe ihr am Montag die Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling bestätigt. Der Ball liege nun beim Land NRW. "Die Stimmung der Eltern schwankt zwischen Fassungslosigkeit und Sorge", berichtet Nina Meseke. "Wie schon öfter in den vergangenen Jahren fehlt in den Familien Planungssicherheit, wie es nach der Grundschule mit den Kindern weitergeht." Vor allem das drohende Losverfahren sorge in den Familien für Unbehagen, berichtet Meseke. "Bildung und Schulwahl dürfen doch keine Tombola sein, bei der es am Ende Gewinner und Verlierer gibt." Eine zentrale Rolle spielt in dem Verfahren die Detmolder Bezirksregierung, die als zuständige Behörde die Schullandschaft organisiert und darüber zu entscheiden hat, ob die Realschule künftig vier statt drei Eingangsklassen bilden darf. Dabei lässt sich die Behörde Zeit und agiert unglücklich. In einem Gespräch mit der Steinhagener Gemeindeverwaltung wurde eine Ablehnung der Vierzügigkeit am vergangenen Mittwoch zwar angekündigt, aber noch nicht ausgesprochen. Geduldsfaden längst gerissen Als das "Haller Kreisblatt" einen Tag nach dem Gespräch nachfragte, wann denn mit einer Entscheidung zu rechnen sei, lautete die lapidare Antwort: "Die Bezirksregierung befindet sich mit den Beteiligten noch in der Abstimmung und Prüfung der Sachlage. Eine zeitnahe Entscheidung ist das gemeinsame Ziel." Doch bei den Eltern ist der Geduldsfaden längst gerissen. Britta Baumann von der Elterninitiative stellt dazu in einem Schreiben an das "Haller Kreisblatt" fest: "Die Kinder und Eltern wochenlang in der Ungewissheit ihrer schulischen Zukunft zu lassen, um im Lostopf bei einer Ablehnung der dauerhaften Vierzügigkeit zu landen ist unmenschlich. Wie kann es sein, dass diese Entscheidung so lange hinausgezögert wird?" Allein 28 Kinder aus Halle Die Anmeldezahlen haben auch in diesem Jahr gezeigt, dass die Steinhagener Realschule über Steinhagen hinaus beliebt ist. Wie Nina Meseke sieht darum auch Britta Baumann den Bedarf für eine Vierzügigkeit, zumal auch jedes Jahr zahlreiche Haller Familien ihre Kinder lieber auf die Steinhagener Realschule schicken als auf die Haller Gesamtschule. In diesem Jahr sind es 28; das ist eine Klassenstärke. Weil es in Halle keine Realschule mehr gibt, müssen diese Kinder gleichbehandelt werden. Dass in der Folge möglicherweise Haller Kinder in Steinhagen einen Platz erhalten, Steinhagener Kinder aber zum Beispiel an eine Realschule in Bielefeld fahren müssen, ist auch für Britta Baumann ein Unding: "Die Bezirksregierung Detmold schickt lieber die zehnjährigen Mädchen und Jungen gegen 6.15 Uhr aus dem Haus, damit sie nach Bielefeld pendeln können. Soll so die Zukunft aussehen? Lieber Schülertickets nutzen zu müssen, obwohl der Schulweg mit Fahrrad oder zu Fuß möglich ist?" Politik zieht an einem Strang Wie Nina Meseke berichtet, sind es nicht nur die Eltern des aktuell betroffenen Jahrgangs, die für eine vergrößerte, also vierzügige Realschule, kämpfen. "Eltern, deren Kinder noch in die Kita gehen, werden sich ja möglicherweise ebenfalls mit dieser Situation auseinandersetzen müssen." Sie ist deshalb zuversichtlich, dass sich viele Familien an der Demonstration am Mittwochnachmittag beteiligen werden. "Plakate, Banner, Tröten und Trommeln sind erwünscht", heißt es im Demo-Aufruf. Erfreut zeigt sich Nina Meseke, dass die Steinhagener Politik in der Realschul-Frage "an einem Strang ziehe" und ihre Unterstützung zugesagt habe. Bürgermeisterin Sarah Süß setzt ihre Hoffnungen nun in das NRW-Schulministerium: "Aus meiner Sicht hat das Land NRW, das sich selbst als Bildungslandbezeichnet, hier die Chance eine Entscheidung zu treffen, die tatsächlich beste Bildung vor Ort ermöglicht. Eine Ablehnung unseres Antrags auf dauerhafte Vierzügigkeit wäre abseits der Realität und entspräche eben überhaupt nicht dem Grundsatz bester Bildung, und mit Blick auf die Fahrtwege die Schülerinnen und Schüler auf sich nehmen sollen im Übrigen auch nicht dem Klimaschutz" Inzwischen hat sich auch Alt-Bürgermeister Klaus Besser zu Wort gemeldet. "Das Wohl der Kinder und der Elternwille scheinen die Bezirksregierung in Detmold nicht zu interessieren. Die Ministerialbürokratie verhindert eine gute Bildung vor Ort. Armes Bildungsland NRW", schreibt Klaus Besser.

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