Eltern wütend: Steinhagener Realschule soll Kinder künftig auslosen

Steinhagen. Die Bezirksregierung Detmold will den Antrag der Gemeinde Steinhagen auf eine dauerhafte Vierzügigkeit der Realschule ablehnen. Das NRW-Schulministerium trägt diese Entscheidung mit. Das berichtet Bürgermeisterin Sarah Süß nach einem Gespräch, das am Mittwoch in Detmold stattgefunden hat. Eine offizielle Ablehnung hat die Bezirksregierung noch nicht ausgesprochen. Im Rathaus rechne man nach dem Treffen aber in den nächsten Wochen damit. Steinhagen will die drohende Entscheidung nicht akzeptieren. Für das Gespräch waren Bürgermeisterin Sarah Süß, Schulamtsleiterin Gabi Schneegaß und Carolin Wonnemann, ebenfalls Schulamt, nach Detmold gefahren. Auch eine Abordnung aus Halle nahm an dem Treffen teil. In Detmold habe ihnen die Bezirksregierung die drohende Entscheidung mitgeteilt, berichtet die Bürgermeisterin. In der Folge würde dies bedeuten: Weil sich zu viele Schülerinnen und Schüler an der Realschule angemeldet haben, muss das Los entscheiden, welche Kinder einen Platz erhalten. Als Begründung für ihre Ablehnung einer weiteren Eingangsklasse habe die Bezirksregierung auf rund hundert freie Plätze an Bielefelder Realschulen verwiesen, so Bürgermeisterin Sarah Süß. Es sei zumutbar, an der Steinhagener Realschule abgelehnte Kinder auf die freien Plätze an den dortigen Realschulen zu verweisen. Als weiteres Argument habe die Bezirksregierung die Schutzwürdigkeit der Gesamtschule Halle genannt sowie einen möglichen erhöhten Personalbedarf bei einer Vierzügigkeit angeführt. Steinhagen widerspricht Argumentation der Bezirksregierung Dem widerspricht die Gemeinde Steinhagen: "Ein zusätzlicher Personalbedarf bei Vierzügigkeit ist an der Realschule Steinhagen nicht gegeben, da die Realschule faktisch seit fünf Jahren vierzügig agiert", schreibt Sarah Süß in einer Stellungnahme. Das Argument der Schutzwürdigkeit der Gesamtschule in Halle stößt in Steinhagen zumindest auf Verwunderung, wenn die Bezirksregierung im selben Atemzug auf freie Plätze an Bielefelder Realschulen verweist. Dort seien im Übrigen von der Bezirksregierung an drei Realschulen Mehrklassen genehmigt worden, habe man im Rathaus recherchiert. Warum in Bielefeld Mehrklassen an Realschulen gebildet werden dürfen, trotz einer Vielzahl freier Plätze im Bielefelder Stadtgebiet, ist aus Steinhagener Sicht befremdlich. "Dort sollen die Kinder offenbar nicht einmal quer durch die Stadt geschickt werden, Steinhagener Kinder aber sehr wohl in eine Nachbarkommune", wundert sich Sarah Süß. Die Bürgermeisterin will nun erneut Kontakt zum Schulministerium aufnehmen, "um den Steinhagener Antrag zu stärken". "Darüber hinaus halte ich es für sinnvoll, wenn die hiesige Politik erneut ihre Kontakte zur Landespolitik nutzt, um auf die Problematik aufmerksam zu machen." Außerdem sollten sich die Eltern auf direktem Weg an die Bezirksregierung und das Land wenden. Im Fall einer tatsächlichen Ablehnung behalte sich die Gemeinde rechtliche Schritte vor. Ungewissheit belastet Familien Was die Farce um die Realschule für die betroffenen Familien bedeutet, schildert eine Steinhagener Mutter, die anonym bleiben möchte, im Gespräch mit dem "Haller Kreisblatt". "Unser zehnjähriger Sohn hat bisher die Grundschule Dorf besucht. Jetzt haben wir uns ganz bewusst für eine Anmeldung an der Steinhagener Realschule entschieden", erzählt die Mutter. "Während die meisten Freunde meines Sohnes längst wissen, wie es für sie nach den Sommerferien weitergeht, hängen wir weiter in der Luft. Unserem Kind macht das zu schaffen. Die Aufregung ist ihm deutlich anzumerken." Ein Anruf bei der Bezirksregierung habe sie fassungslos zurückgelassen. "Die meinten, bis zu einer Entscheidung könnten noch drei weitere Wochen vergehen. Das ist doch ein Unding." Die Angst sei groß, dass nach einer möglichen Absage von der Steinhagener Realschule eine Anmeldung an einer anderen Schule in der Umgebung nicht mehr möglich sei, weil auch dort keine Plätze mehr zur Verfügung stehen. "Grundsätzlich wünschen wir uns für unseren Sohn, dass er auch weiterhin mit dem Fahrrad zur Schule fahren kann und nicht mit dem Bus in eine andere Stadt auspendeln muss. Die Schultage sind doch schon so lang", sagt die Mutter. Die Gesamtschule Halle komme für die Familie als Alternative ohnehin nicht in Frage. "Von dort hören wir nichts Gutes." 113 Anmeldungen sind zu viel für drei Klassen Wie berichtet liegen der Steinhagener Realschule 113 Anmeldungen vor. Davon kommen 28 aus Halle und elf aus Bielefeld. Selbst wenn die elf Bielefelder Schüler abgelehnt würden, weil Bielefeld über eigene Realschulen verfügt, blieben zu viele für die drei genehmigten Eingangsklassen. Dann müsste das Los entscheiden, wer einen Platz an der Steinhagener Realschule erhält. Das empfinden vor allem Steinhagener Familien verständlicherweise als Zumutung. Halle lehnt eine vierzügige Realschule in der Nachbarkommune weiter ab, da sie dadurch eine Schwächung ihrer Gesamtschule befürchten.

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