Noch ein Gebäude am Steinhagener Kirchplatz soll abgerissen werden

Steinhagen. Die Planung für das Quartier zwischen Fivizzanoplatz und dem Schlichte-Carree sind einen entscheidenden Schritt weitergekommen. Einstimmig sprachen sich die Fraktionen in einer Sondersitzung am Montag dafür aus, dass auf dem Areal ein Gebäudeensemble mit grünem Innenhof geschaffen werden soll. Über Detailfragen existieren allerdings sehr unterschiedliche Meinungen. Die DNA des Ortskerns Die Fassade des Gebäudes am Kirchplatz 28 (Haus Brinkmann), in dem sich aktuell das Gebrauchtwarenkaufhaus Möbel & Mehr befindet, soll nach Ansicht von Stadtplaner Stefan Hartlock und Ingenieur Martin Hoelscher erhalten werden. Das Gebäude gehöre schließlich &bdquo;zur zentralen DNA“ des Ortskerns. Eine Aufstockung der Immobilie um ein weiteres Stockwerk sei dann allerdings nicht möglich. Das benachbarte Haus Vogt am Kirchplatz 30, in dem sich zurzeit eine Spielothek befindet, kommt in den Planungen der Städtebauer allerdings nicht mehr vor. Es soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Erst vor wenigen Wochen war bekanntgeworden, dass auch dem Kirchplatz-Gebäude neben dem Steinhäger Häuschen der Abbruch droht. Die Gebäude am Kirchplatz 28 und 30 könnten später miteinander verbunden werden, um auf diese Weise größere Nutzungsflächen zu schaffen. Einspruch erhob der Geschäftsführer der Perus GmbH & Co. KG, der neben der Gemeinde Steinhagen die Immobilien auf der zu überplanenden Fläche gehören. &bdquo;Auch das Haus Vogt gehört zur DNA des Ortskerns. Ich habe großes Interesse daran, dass es erhalten bleibt.“ Ganz anders sieht das Dirk Lehmann (CDU). Er plädiert für den Abriss beider Gebäude. &bdquo;Alles andere schränkt uns bei den Planungen nur ein.“ Die Zukunft von Möbel & Mehr Viel diskutiert wurde bereits, wie das Ensemble mit dem grünen Innenhof künftig genutzt werden soll. Dass das beliebte Gebrauchtwarenkaufhaus Möbel & Mehr hier wieder unterkommt, galt als gesetzt. Sowohl CDU-Fraktionsvorsitzende Mechthild Frentrup als auch ihre FDP-Kollegin Silke Wehmeier erinnerten jetzt daran, dass es dafür noch gar keinen politischen Beschluss gibt. Auch ein neuer öffentlicher Veranstaltungsraum taucht in den Planungen auf. &bdquo;Aber auch da müssen wir über die finanziellen Konsequenzen nachdenken“, warf Silke Wehmeier ein. &bdquo;Soll die Gemeinde Steinhagen als Ankermieter in das Gebäude einziehen?“ Dazu bedarf es nach Ansicht von Mechthild Frentrup &bdquo;einer öffentlichen Debatte“. &bdquo;Wenn die Kommune die Räume mit Leben füllen soll, sind das finanzielle Herausforderungen für viele, viele Jahre“, warnte die CDU-Fraktionsvorsitzende. Horst Neugebauer sieht die Chance, das Gebrauchtwarenkaufhaus an der Stelle &bdquo;mit modernen Ansätzen zu realisieren“. Er warb auch für den Veranstaltungsraum. &bdquo;Es fehlt vor allem im Winter ein Raum für die Veranstaltungen des Dritte-Orte-Projektes“, so der Perus-Geschäftsführer. Das Projekt hat bereits seinen Sitz im Schlichte-Carree und organisiert unter anderem Lesungen, Konzerte und das Kultur-Picknick. Möglicher Standort für ein Hotel An der Ecke Am Markt/Woerdener Straße soll der Gebäude-Altbestand auf jeden Fall Neubauten weichen. Diese werden mit den Gebäuden am Kirchplatz eine Block-Innenhof-Kombination bilden. Ein Durchbruch im Historischen Museum soll das Schlichte-Carree mit dem zweiten Innenhof verbinden. Wer in die Neubauten zur Woerdener Straße hin einzieht, ist ebenfalls offen. Von einem Hotel oder einem Boardinghouse war zuvor in Workshops die Rede. Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistungsbetriebe wären ebenfalls denkbar. In den oberen Geschossen könnten Wohnungen und Co-Working-Spaces einziehen. Oben viel Grün, unten die Autos Anders als das Schlichte-Carree, das bereits jetzt regelmäßig für Veranstaltungen wie beispielsweise das Open-Air-Kino genutzt wird, soll der zweite neue Innenhof eher ein Ort zum Abschalten werden. Stefan Hartlock und Martin Hoelscher schlagen deshalb eine &bdquo;grüne Gestaltung“ vor, um Aufenthaltsqualität zu schaffen. Natürlich sei aber auch ein eher &bdquo;steinender Charakter“ für den zweiten Hof denkbar. Auch darüber soll sich die Politik eine Meinung bilden. Christiane Manthey von den Grünen sieht eine große Freifläche ohne Bepflanzungen kritisch: &bdquo;Es sollte kein Platz werden, auf dem sich die Leute verlieren.“ Unter dem Quartier sehen die Stadtplaner eine Tiefgarage vor. Die Zufahrt erfolgt über die Woerdener Straße. Ob die Tiefgarage angesichts des feuchten Untergrunds in Steinhagen überhaupt möglich sei, wollte Silke Wehmeier wissen. Bauamtsleiter Stephan Walter ist da optimistisch: &bdquo;Unter den Ärztehäusern am Marktplatz haben wir ja auch Tiefgaragen; da hat es funktioniert.“ Noch viele offene Fragen Sowohl über die architektonische Gestaltung als auch über die künftige Nutzung muss also noch intensiv beraten werden. Darüber hinaus stehen eigentumsrechtliche Fragen im Raum. Ein Teil der Gebäude gehört Perus, ein anderer der Gemeinde Steinhagen. &bdquo;Wer beauftragt am Ende überhaupt den Architekten?“, fragte etwas Mechthild Frentrup.

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