Verhaltener Neustart für Steinhagener Gastronomie - wird's bald teurer?

Seit vergangener Woche dürfen Restaurants wieder öffnen. Doch Gastronomen und Gästen wird einiges abverlangt. Hier erzählen vier Steinhagener Wirte wie sie mit der Corona-Krise umgehen. Nicht jeder Betrieb hat wieder geöffnet.

Ruim Budzaku
La Fucina | © Frank Jasper

Frank Jasper
16.05.2020 | 16.05.2020, 08:54

Steinhagen.Der Schock über das Aus des Hotel-Restaurants Graf Bernhard sitzt tief. Wie berichtet, hatte Peter Krebs seinen Betrieb nach achtwöchiger Zwangspause nicht mehr wieder eröffnet. Weil Saalbuchungen bis in den Oktober hinein storniert wurden, sei das Unternehmen nicht mehr wirtschaftlich, erklärte der Gastronom. Die meisten seiner Kollegen in Steinhagen haben in dieser Woche den Neustart gewagt.

Mann & Metzger

Erst Freitag haben Denis Mann und seine Lebensgefährtin Sabrina Schüler das Mann & Metzger am Kirchplatz wieder eröffnet. „Wir haben Zeit gebraucht, um die Corona-Regeln umzusetzen und das Personal zu schulen", erklärt Denis Mann. „Überraschend gut" sei in den zurückliegenden Wochen der Abhol- und Lieferservice an den Start gegangen. „Bis die Bauarbeiten an der Bahnhofstraße begannen. Wir sind von einer Krise in die nächste geraten", berichtet der Koch.

 

Endlich geht es wieder los. Sabrina Schüler und Denis Mann vom Restaurant Mann & Metzger nehmen wieder Reservierungen entgegen. Im Lokal müssen sie Mund-Nasen-Schutz tragen, die Gäste dürfen ohne Masken am Tisch sitzen. Foto: Frank Jasper - © Frank Jasper
Endlich geht es wieder los. Sabrina Schüler und Denis Mann vom Restaurant Mann & Metzger nehmen wieder Reservierungen entgegen. Im Lokal müssen sie Mund-Nasen-Schutz tragen, die Gäste dürfen ohne Masken am Tisch sitzen. Foto: Frank Jasper (© Frank Jasper)

Am ersten Abend hatten knapp 30 Gäste reserviert. „Normalerweise bewirten wir bis zu 60 an einem Freitagabend." Doch die Abstandsregeln lassen es ohnehin nicht zu, alle Tische zu besetzen. Der Betrieb im Mann & Metzger wird erst nach und nach hochgefahren. Während das To-go-Geschäft die ganze Woche über läuft, ist die Bewirtung im Restaurant zunächst nur freitags, samstags und sonntags möglich.

La Fucina

„Am schlimmsten sind die Masken", ächzt Carina Budzaku vom italienischen Restaurant La Fucina in der Alten Schmiede. „Gerade beim Service läuft doch viel über Blickkontakt; das ist jetzt echt schwierig." Doch der Nasen-Mund-Schutz ist Pflicht fürs Personal, während die Gäste am Tisch darauf verzichten dürfen. Neu ist auch die Vorgabe, dass Restaurantgäste Name und Adresse in ein Formular eintragen müssen, damit mögliche Infektionsketten nachverfolgt werden können. „Die Gäste fragen schon mal nach, zeigen aber Verständnis", berichtet Ruim Budzaku.

Auch im La Fucina müssen Mindestabstände eingehalten werden. Die Zahl der Plätze im Restaurant hat sich darum von 50 auf nur noch 25 halbiert. „Wir freuen uns darum, dass das Wetter in den kommenden Tagen besser wird, und wir zusätzlich unsere große Terrasse nutzen können", erklären Carina und Ruim Budzaku. Auf Preissteigerungen angesichts der vielen Auflagen, die es umzusetzen gilt, will das Restaurant verzichten.

Gaststätte Wokenstein

Die Gaststätte Wolkenstein in Brockhagen bleibt vorerst geschlossen. „Es rechnet sich für mich einfach nicht", erklärt Guido Wolkenstein. „Ich kann nicht alle Betriebsanlagen wieder hochfahren, um dann gerade mal sechs bis zehn Gäste im À-la-carte-Geschäft zu bedienen." Kegelbahn und Saalbetrieb seien ohnehin noch nicht erlaubt.

Für die neuen Hygienevorschriften zeigt Guido Wolkenstein zwar Verständnis, sie seien aber enorm aufwendig. „Um die Kundendaten aufzunehmen und die Tische zu desinfizieren, müsste ich ja schon eine Bedienung zusätzlich einstellen", rechnet er vor. Einzig der Abholservice laufe derzeit. „Dank der Einnahmen daraus und meiner Reserven kann ich bis zum Herbst durchhalten", sagt Gudio Wolkenstein.

Zur Zukunft des Köchemarktes, den er unter anderem mit Graf-Bernhard-Wirt Peter Krebs viele Jahre organisiert hat, nur so viel: „Ende des Jahrs werden wir uns austauschen, ob die Veranstaltung eine Zukunft hat. Es ist eine Veranstaltung, die funktioniert und immer Spaß gemacht hat."

Dorfbulle

Im Dorfbullen im Steinhägerhäuschen war es am ersten Abend, Donnerstag, noch ruhig. „Die Gäste waren vorsichtig, aber froh, dass es wieder los geht", berichtet Melanie Schneider, die das Restaurant mit ihrem Mann Jan betreibt. Von 14 Tischen im Innenraum können aufgrund der Abstandsregeln nur noch sieben genutzt werden. Die Theke ist ohnehin tabu. „Wir könnten noch mit Plexiglaswänden arbeiten, aber das macht den Gastraum ungemütlich", meint Melanie Schneider.

 

Melanie und Jan Schneider. - © Sonja Faulhaber
Melanie und Jan Schneider. (© Sonja Faulhaber)

In der nächsten Woche werde sich zeigen, ob der Betrieb unter den gegebenen Umständen wirtschaftlich sei. Die Bundesregierung hat zwar die Mehrwertsteuer auf Speisen für ein Jahr von 19 auf sieben Prozent gesenkt. „Das gilt allerdings nicht für Getränke, die viel beim Umsatz ausmachen", erklärt Melanie Schneider.