Hotel-Restaurant Graf Bernhard hat Corona-Pause nicht überlebt

Am Montag dürfen die Gastronomiebetriebe in Nordrhein-Westfalen nach der coronabedingten Zwangspause wieder öffnen. Das Hotel-Restaurant Graf Bernhard 1344 bleibt trotzdem geschlossen. Die Pächter haben neue Pläne.

Vor und hinter der Fachwerkfassade haben in den vergangenen 13 Jahren etliche Feiern und Veranstaltungen stattgefunden. | © Frank Jasper

Frank Jasper
08.05.2020 | 08.05.2020, 17:09

Steinhagen. Über eine Ansage auf ihrem Anrufbeantworter informiert das Gastronomen-Paar Peter und Alexandra Krebs die Gäste und Freunde des Hauses. „Wir haben in alle Richtungen überlegt, doch diese Krisenzeit lässt es nicht zu, den finanziellen Schaden wieder aufzuholen", hat Alexandra Krebs auf Band gesprochen. „Fast alle Veranstaltungen wie Hochzeiten, Feste und Seminare sind bis in den Oktober hinein storniert worden. Einige angemeldete Weihnachtsfeiern wurden ebenfalls bereits abgesagt. Das wird vermutlich nur den Anfang sein. Darum ziehen wir die Reißleine. Wir haben beschlossen, Graf Bernhard 1344 tatsächlich zu schließen." Alexandra Krebs bedankt sich noch für das entgegengebrachte jahrelange Vertrauen. Dann endet die Ansage. Ihr Mann Peter Krebs bestätigte am Donnerstagabend im persönlichen Gespräch mit dem Haller Kreisblatt die Schließung.

Die Mitarbeiter wurden Anfang dieser Woche über die  Betriebsschließung informiert. Ganz überraschend kommt das Aus des Hotel-Restaurants allerdings nicht. Alexandra und Peter Krebs haben bereits seit einigen Monaten ein neues Gastronomieprojekt in Bad Rothenfelde geplant. "Dort eröffnen wir das Café Komm und bleib", sagt Peter Krebs. Doch eigentlich war geplant, dass zunächst beide Betriebe parallel laufen. Nach fast acht Wochen Zwangspause sei das aber nicht mehr wirtschaftlich.

Im März 2007 war Eröffnung

Mit viel Leidenschaft und Profession hatten Alexandra und Peter Krebs seit 2004 den alten Hof Niederwahrenbrock zusammen mit dem Haller Investor und Eigentümer Arno General zu einem Hotel-Restaurant umgebaut. Die ehemaligen Stallungen wurde zu einem großen Festsaal mit rund 150 Plätzen umgebaut, an den sich der Restaurantbereich mit weiteren 80 Plätzen anschließt. 23 Hotelzimmer gehören ebenso zum Betrieb wie ein großer Biergarten. Im März 2007 war Eröffnung.

Wie die Anlage künftig genutzt werden soll, dazu wollte Britta General von der Eigentümerfamilie gestern auf Anfrage dieser Zeitung keine Angaben machen.

Der Betrieb bleibt geschlossen. - © Frank Jasper
Der Betrieb bleibt geschlossen. (© Frank Jasper)

Peter Krebs hatte bereits vor der Eröffnung des Hotel-Restaurants Graf Bernhard 1344 die Steinhagener Gastroszene geprägt. Angefangen hat der gebürtige Amshausener als Bäcker. Nach seiner Lehre übernahm er die Bäckerei Dopheide am Fivizzanoplatz, die er später für die Bäckereikette Olsson betrieb. Später übernahm er als Pächter das Steinhäger Häuschen und verpasste dem Betrieb eine Verjüngungskur. Mit dem Brückenzauber in der ehemaligen Schlichte-Brücke über der Woerdener Straße füllte er eine weitere Location mit Leben. 2015 übernahm er für kurze Zeit parallel zum Graf Bernhard das Restaurant Bültmannshof in Bielefeld.

"Die Zimmer werden fehlen"

Alexandra und Peter Krebs 2007 bei einer Baustellenbesichtigung vor dem umgebauten Hof Niederwahrenbrock. - © Juergen Wohlgemuth
Alexandra und Peter Krebs 2007 bei einer Baustellenbesichtigung vor dem umgebauten Hof Niederwahrenbrock. (© Juergen Wohlgemuth)

Bürgermeister Klaus Besser bedauert gestern im HK-Gespräch das Aus des Hotel-Restaurants: „Die Auswirkungen sind groß. Etwa auf den Veranstaltungskalender." Besser hofft, dass die von Peter Krebs organisierten Wein- und Köchemärkte eine Zukunft haben. Und: „Steinhagen hat eine Übernachfrage an Hotelbetten. Die Zimmer im Garf Bernhard werden jetzt fehlen", konstatierte Klaus Besser.

Kommentar

Ein Vollblutgastronom


• Das tut weh. Mit der Schließung des Hotel-Restaurants Graf Bernhard 1344 verliert Steinhagen einen seiner renommiertesten Gastronomiebetriebe – und mit Alexandra und Peter Krebs zwei engagierte Gastgeber, die über viele Jahre das gesellschaftliche Leben im Ort am Laufen gehalten haben. Nicht nur für viele Privatleute war „Der Graf" die erste Adresse, um Feiern auszurichten, auch viele Vereine trommelten hier ihre Gäste zusammen. Völlig unklar ist noch, wie es mit den Veranstaltungen weiter geht, die Peter Krebs initiiert und durchgeführt hat. Weinmarkt, Köchemarkt und Oktoberfest lagen in den Händen des Vollblutgastronoms. Ebenso die beliebte Eisbahn, ohne die ein Steinhagener Winter kaum noch denkbar ist. Bleibt zu hoffen, dass sich ein würdiger Thronfolger für den Grafen findet.