Abriss für Kultkneipe: Die letzten Fotos vom Haus des Haller Willem

Halle. Ein paar Zaungäste finden sich am frühen Freitagmorgen am Sandgrabenweg ein. Von hier aus können sie aus sicherer Entfernung beobachten, wie der große Abrissbagger im hinteren Bereich des alten &bdquo;Haller-Willem“-Hauses steht und lautstark seine Arbeit verrichtet. Unaufhörlich dreht sich das monströse, grüne Gefährt. Erst packen die Greifarme in Mauern, Fachwerk, Holzverkleidungen und reißen es auseinander. Nach der 180-Grad-Wende öffnet der Fahrer den Korb und lässt die gesammelten Teile krachend auf den Boden fallen. Holz, Steine und sonstige Materialien werden getrennt voneinander gestapelt, ehe sie in Mulden geschafft und abtransportiert werden. Bei den einen fließen Tränen. Bei den anderen überwiegt das Interesse. Nach ein paar Minuten kehren sie dem Geschehen schließlich wieder den Rücken, und es kommen neue Zuschauer. &bdquo;Da ist alles morsch, das Haus hat null Substanz“, sagt Meik Schmidt. Er gehört zum Team des Unternehmers Olaf Krause und hat genau im Blick, was den Fahrer auf dem Bagger heute erwartet. Eine kurze Abstimmung mit seinen Kollegen, die erst den hinteren Teil, dann das Haupthaus aus Sicherheitsgründen permanent wässern. Dann fährt er fort: &bdquo;Eben haben wir noch einen alten Brunnen gefunden. Den haben wir bei Seite gestellt. Und die alten Eichenbalken retten wir auch.“ Brunnen und Balken werden später in dem neuen Biergarten der Gaststätte &bdquo;Taverne“ einen Platz finden. Als Erinnerung. Und als Zeichen dafür, dass Tradition und Zukunft Hand in Hand gehen. Diese Geste war von Anfang an Teil des Plans der beiden Gastronomen Thisa Vijayakumar und Jalatheepan Thirunavukkarasu, die am Ende den Zuschlag für die &bdquo;Taverne“ erhalten haben. Gastronomin der Haller Kultkneipe beobachtet Abriss mit Wehmut Auch Thisa Vijayakumar beobachtet die Arbeiten, klar. Allerdings vom Balkon der &bdquo;Taverne“. Dann kommt sie nach unten, sichtlich bewegt angesichts der Bautätigkeiten auf dem Nachbargrundstück. &bdquo;Einerseits freuen wir uns, dass es jetzt endlich losgeht“, sagt sie. Der Wunsch sei es schließlich, dass der Biergarten im Mai 2026 öffnen könne. Thisa Vijayakumar schaut auf den Bagger, dann fügt sie an: &bdquo;Natürlich wäre es uns lieber gewesen, wenn es den Abriss nicht hätte geben müssen. Die Häuser haben alle eine Geschichte, und es ist nicht so, dass wir dem hier einfach so zuschauen. Also das tut schon weh.“ Für einen Moment kann man sich aufgrund der Lautstärke nicht unterhalten. Dann meint sie mit Bedauern: &bdquo;Wir kennen ja auch die Menschen, die hier gewohnt haben - für die ist es noch schlimmer ...“ Lesen Sie auch: Nach Skandal um Angebote: Haller Gastronomen-Paar wartet auf Entscheidung Bereits am Donnerstagabend hatte die Kultkneipe Taverne auf Instagram ein Video über die ersten Abrissarbeiten zwischen Lange Straße und Sandgrabenweg gepostet. Gezeigt wurde der Abriss des Hinterhauses, ehe Freitagmorgen dann das Haupthaus in die Zange genommen wurde. Bereits in diesem Video ließ das Ehepaar Demut durchblicken: &bdquo;In diesem Haus lebte einst der legendäre Haller Willem – eine echte Persönlichkeit aus Halle! Wir lassen seine Geschichte weiterleben und tragen sie mit Stolz in unser neues Kapitel.“ Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Gaststa?tte Taverne (@taverne_halle_westfalen) Biergarten der Haller Kultkneipe wird alte Elemente zeigen Der Biergarten soll ein historischer Biergarten mit einem Spielplatz und Ladestationen für E-Bikes sein, der die Vorgeschichte des Hauses aufgreift. &bdquo;Wasser soll ein wichtiges Element in diesem Biergarten sein“, erklärte Anwältin Sandra Rostek anlässlich des unterzeichneten Kaufvertrages. Eine alte Pferdetränke soll zu einem Brunnen umgestaltet werden, eine Schwengelpumpe soll Wasser nach oben befördern und die Eingangstore sollen aus altem Fachwerkgebälk angefertigt werden. Zudem wird eine Bodenmarkierung die alten Umrisse des Hauses abbilden. Die Taverne selbst soll ihren Charakter behalten und sich mit Blick auf das Ambiente nur unwesentlich verändern. &bdquo;Hier geht es in erster Linie um eine energetische Sanierung, Arbeiten an der Fassade und den Fenstern oder an den Sanitäranlagen. Die Taverne bleibt während der Arbeiten übrigens weitestgehend geöffnet, wir müssen höchstens mal für ein paar Tage schließen“, erklärte Thisa Vijayakumar im Vorfeld. Im Obergeschoss wird es auch zukünftig zwei Wohnungen geben, das Betreiberehepaar selbst wohnt auch dort. &bdquo;Wir planen, eine der Wohnungen für Mitarbeiter freizuhalten, die weiter entfernt wohnen“, sagte Vijayakumar, die in der Taverne alle nur Thisa nennen. &bdquo;Bei uns geht es familiär zu, hier wird jeder geduzt.“ Mehr über die Hintergründe: Haller Kultkneipe sichert sich Zuschlag für Häuserverkauf Mittlerweile greift der Bagger tief ins Dach des historischen Hauses. Und der nächste Gast steht am Rand der Baustelle und schaut auf das Treiben. Er habe früher selber auf’m Bau gearbeitet und wohne in einem der alten Häuser am Kirchplatz. Sein Blick zeigt Zweifel: &bdquo;Was geschieht denn mit dem Haus neben der Baustelle - also in Richtung Graebestraße? Die stützen sich doch gegenseitig ... Kann das stehen bleiben? Oder wird das auch abgerissen?“ Nein, wird es nicht. Aber in einem Punkt hat der Herr recht: Nach Informationen des &bdquo;Haller Kreisblatts“ wurde hier tatsächlich eine &bdquo;statische Abhängigkeit“ der beiden Objekte festgestellt, die allerdings im Vorfeld durch den zuständigen Architekten geprüft wurde. Da sollte also nichts schiefgehen. Der Zaungast vom Bau setzt sich auf sein Fahrrad und fährt. Er wird das weitere Vorgehen auf dieser Baustelle weiter beobachten - wie viele andere Menschen in Halle auch. Der eigentliche Abriss sollte am Samstag beendet sein. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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