Früher Krankenhaus, jetzt Kiosk: Hallerin wagt im Ruhestand mutigen Schritt

Halle/Bad Rothenfelde. Die Sonne lacht vom Himmel, überall sprießen die Pflanzen auf dem Außengelände des Sole-Freibads in Bad Rothenfelde. Besser hätte das Wetter zum Auftakt der Saison an der Frankfurter Straße nicht sein können. Kein Wunder, dass die Freude bei Christiane Becker groß ist. Die Hallerin nimmt auf einem der Stühle unterm schattigen Vordach Platz, lehnt sich zurück – und lässt den Blick übers Gelände mit den hohen Bäumen schweifen. &bdquo;Eine schöne Außenanlage“, findet sie. Genau das richtige Fleckchen Erde, um nun – im Ruhestand – einen kleinen Traum zu leben. Christiane Becker ist die neue Kiosk-Pächterin, die sich während der Freibad-Saison um das Wohl der Gäste kümmern wird. &bdquo;Ich bin schon immer gerne mit Menschen umgegangen“, sagt die Hallerin. Ihr ganzes Berufsleben hat sie sich um andere gekümmert. 45 Jahre lang arbeitete Becker im Haller Krankenhaus; auf der Intensivstation an der Winnebrockstraße hatte sie die pflegerische Leitung inne. &bdquo;Das Organisatorische hat mir immer Freude bereitet“, erzählt sie. Ohnehin: &bdquo;Ich habe meine Arbeit immer gerne gemacht“, sagt Christiane Becker, wenn der Pflege-Alltag auch körperlich und mental herausfordernd gewesen sei. Mit 64 Jahren verabschiedete sich die Hallerin in den Ruhestand. Ruhig sollte es im neuen Lebensabschnitt allerdings nicht werden. &bdquo;Ich möchte beweglich bleiben“, sagt die zweifache Großmutter. &bdquo;Enkelkinder sind etwas Wunderbares.“ Aber das Omasein allein reicht der agilen Rentnerin nicht, zumal auch ihr Mann noch im Berufsleben steht. Traum der Hallerin: ein eigenes Café im Ruhestand &bdquo;Viele machen das, was sie ihr Leben lang gemacht haben. Für mich war klar: Wenn die Tür zu ist, bleibt sie zu.“ Ein Ehrenamt oder eine Nebentätigkeit im Krankenhaus kam für die langjährige Klinik-Mitarbeiterin deshalb nicht infrage. &bdquo;Mein Traum war es immer, im Ruhestand ein eigenes Café zu haben“, verrät Christiane Becker. Doch ein geeignetes Objekt zu finden, sei nicht so einfach. Im Sommer ergibt sich per Zufall die Gelegenheit, im Freibad-Kiosk in Bad Rothenfelde in direkter Nachbarschaft zur Therme Carpesol auszuhelfen. Der Pächter, ein entfernter Verwandter der Familie, benötigt Unterstützung. Lesen Sie auch: Zehn Wochen Pause im Haller Lindenbad: Planschen in den Ferien fällt aus Die Hallerin findet Gefallen an der Tätigkeit. Am Umgang mit den Badegästen. An der Location im Kurort, die auch viele Gäste aus dem Altkreis Halle anlockt. Am Bewirten der Menschen, die dort ihre Freizeit verbringen. Denn das genau ist der Unterschied zum früheren Berufsalltag im Krankenhaus. Christiane Becker kümmert sich um Menschen, denen es gut geht, die – in der Regel – bester Laune sind. Spaß haben. Anders als früher auf der Intensivstation. Kiosk im Sole-Freibad Bad Rothenfelde hat nun einen Namen Ihr Vorgänger möchte nach zehn Jahren aus Altersgründen den Betrieb abgeben und fragt die Hallerin, ob sie Interesse hat. &bdquo;Da habe ich erst mal geschluckt“, erinnert sich Christiane Becker. Nach etwas Bedenkzeit und Beratung mit der Familie, die sie zu dem mutigen Schritt motiviert, sagt die Mutter von zwei erwachsenen Kindern zu. Die neue Pächterin hat der Einrichtung hier und da ihre eigene Handschrift verliehen, Dekoration für den Außenbereich angeschafft. &bdquo;Ich möchte, dass die Gäste sich wohlfühlen“, sagt Christiane Becker. Der bislang namenlose Kiosk heißt nun &bdquo;Jane’s Beachbar“. Jane, diesen Spitznamen habe ihr ein guter Freund früher gegeben. Nun gut, Sand und Meer gibt es im Sole-Freibad zwar nicht. Den Strand dazu müssen sich die Gäste vorstellen. Das Gefühl, an einer Beachbar zu sitzen, die Seele baumeln zu lassen, aber soll allemal aufkommen. Mehr Freizeit-Tipps: Feldmarksee nahe Versmold lockt mit Wassersport, Erholung und neuer Idee &bdquo;Hier trifft sich Jung und Alt“, schildert die 65-Jährige. Die großzügige Terrasse am Kiosk soll eine Begegnungsstätte sein, wo es sich die Badegäste gut gehen lassen können. Der Kiosk liegt auf einer leichten Anhöhe. Von dort hat man einen guten Blick übers Becken, die Rutschen und die Liegewiese. Es gibt zweifelsohne schlechtere Arbeitsplätze. Vor allem dann, wenn die Sonne vom Himmel lacht. Hallerin ist Stress vom Krankenhaus-Alltag gewohnt Und doch weiß Christiane Becker, dass die Saison für sie kein Zuckerschlecken wird. An sieben Tagen in der Woche, bis Mitte September wird sie ihren Kiosk öffnen. Täglich ab 10 Uhr. Die bisherigen Kräfte im Team auf Minijobber-Basis sind weiter mit an Bord. &bdquo;Sie kennen sich aus“, sagt die neue Chefin und freut sich über die Erfahrung. Unterstützung hat zudem die Familie zugesagt. Andrang am Tresen und Stress im Kiosk scheut sie nicht. &bdquo;Das macht mir keine Angst. Mit Notfallsituationen kenne ich mich aus.“ Bei aller Erfahrung in leitender Position auf der Intensivstation: Nun ist Christiane Becker keine Angestellte mehr, sondern quasi Unternehmerin. Die Selbstständigkeit ist für die Ruheständlerin ein Sprung ins kalte Wasser. Vieles muss dabei bedacht werden. Ein gewisses Risiko stellt die Ablöse für Einrichtung und Inventar ebenso dar. Geld, das nun erwirtschaftet werden muss. Nach Feierabend im Freibad-Kiosk gehts ins Wasser &bdquo;Es wird natürlich die Standards geben“, sagt die Betreiberin und nennt die Klassiker eines Freibad-Kiosks: Eis, Pommes, Bratwurst und Mantaplatte. Süßigkeiten-Tüten in zwei Preiskategorien stehen ebenso auf der &bdquo;Karte“. Je nachdem, was zeitlich leistbar ist, möchte Christiane Becker das Sortiment erweitern. Vielleicht mal einen Eintopf oder Selbstgebackenes. Zur Eröffnung am Mai-Feiertag gibt es jedenfalls Kuchen und außerdem Livemusik. Aktiv im Renten-Alter: Früher Standort-Chef in Versmold: DJ Heiner (69) ist jetzt Makler Aus dem Café-Traum der Hallerin ist ein ambitioniertes Kiosk-Projekt geworden. Was eine ideale Fügung scheint. &bdquo;Ich war Jahre lang im Schwimmverein in Halle“, erzählt Christiane Becker. Klar, dass sie vor Arbeitsbeginn oder nach Feierabend künftig einige Bahnen in der Natursole ziehen möchte. &bdquo;Wasser war immer schon mein Element.“ Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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