Oldtimer-Virus: Haller Familie liebt seit Generationen italienische Autos

Halle. An manchen Küchentischen wird über das Mittagessen gesprochen, an anderen diskutiert man das Wetter oder die Tagespolitik. Wenn Anjuscha Wörmann mit ihren Eltern beisammensitzt, geht es schon mal darum, wie man die Dichtung einer Ölwanne richtig montiert, ob ein Getriebe überholt werden muss oder – sehr umstritten – welches das beste Fiat-500-Modell ist: der Nuova aus den 60ern oder sein 30er-Jahre-Vorgänger der legendäre Topolino. &bdquo;Wir sind eine Oldtimer-Familie“, sagt die Hallerin selbst. Und das nicht erst in zweiter Generation, sondern in dritter und vierter. Das Fiat-Virus schleppte die Großmutter von Anjuscha Wörmann in die Familie ein. Wobei deren Fiat 500 eigentlich kein Oldtimer war, sondern ein günstiger Alltagswagen. Für die 40-Jährige sind die Fahrten im Fiat der Oma teure Kindheitserinnerungen. Als die ihr dann etwas Geld vermachte, war für Anjuscha Wörmann klar, was sie damit machen wollte. Ein Auto kaufen, das sie an die schönen Tage erinnert. &bdquo;2011 habe ich ihn bei Ebay gesehen“, erinnert sie sich noch. Weil ich arbeiten musste, habe ich meine Mutter beauftragt, ihn zu kaufen. &bdquo;Die hat irgendwann Bescheid gesagt: Habe ihn nicht bekommen!“, erzählt sie. Haller Familie steht auf italienische Oldtimer Stimmte aber nicht. Tatsächlich hatte Katharina Mattick den Fiat 500 in &bdquo;schwierigem Zustand“ für ihre Tochter ersteigert. 2.600 Euro hatte sie dafür geboten. Aus heutiger Sicht eine gute Investition, damals viel Geld für wenig Auto. Trotzdem war die Freude groß, als die Mutter den Bluff auflöste und ihrer Tochter doch noch ihren neuen Wagen vorstellte. Mehr Blechgeschichten? Die beliebte Reihe feiert Jubiläum Auch wenn es eines von diesen Kindern war, das nur eine Mutter lieben kann. &bdquo;Er war grottig. Komplett auseinandergebaut und gefüllt mit Bananenkisten, in denen die Teile lagen“, sagt Wörmann. Obwohl sie hochschwanger war, fing sie sofort mit der Wiederherstellung der italienischen Baustelle an. &bdquo;2011 habe ich angefangen, ihn zu restaurieren. 2018 ist er das erste Mal gefahren“, sagt die Fiat-Enthusiastin. Vieles musste geschweißt werden, der Motor wurde zusammengesetzt und überarbeitet, frischen Lack gab es auch. Zu den Feiertagen schenkten Katharina und Klaus Mattick statt Blumen Bodenbleche und Fußmatten. Hallerin fuhr schon als Kind im Fiat 500 ihrer Oma Und nun wohnt der kleine, blaue Italiener mit Spitznamen Luigi in der Garage der Familie. Gefahren wird er, wenn es das Wetter zulässt, regelmäßig. &bdquo;Ich nehme ihn zum Beispiel zur Arbeit. Oft nehme ich den Hund mit, dann muss ich aber den Beifahrersitz ausbauen, sonst passt es nicht“, berichtet Anjuscha Wörmann. Lesen Sie auch: Fiat Topolino beim TÜV geschrottet Mit weniger als drei Metern Länge und etwa 1,30 Höhe und Breite ist der Wagen eines der kleinsten Kfz, die jemals auf den Markt kamen. Ende der 50er Jahre hatten die Italiener ihn herausgebracht, als Nachfolger des legendären Topolino, dessen Technik nicht mehr zeitgemäß war. Die Kernidee lautete, das Auto so klein und einfach wie möglich zu gestalten, damit es sich ein einfacher Arbeiter für ein Jahresgehalt leisten konnte. Nach anfänglicher Skepsis gegenüber dem Winz-Auto, das es mit 13 PS nur auf 85 Stundenkilometer bringt, startet der Fiat 500 doch noch durch. Verschiedene Varianten, zusätzliche Ausstattung und vor allem etwas mehr Leistung machten ihn zum beliebten Stadtauto in- und außerhalb Italiens. Allein die wohl bekanntesten Modellvarianten 500 F und 500 L wurden zwischen 1965 und 1972 2,2 Millionen Mal verkauft. Die Mutter des Nuovo ist der Topolino. Die Frage, welches der beiden Autos schöner ist, beschäftigte das Haller Mutter-Tochter-Duo schon öfter. Klären konnten sie sie bisher nicht. Sicher ist, auch Katharina Matticks &bdquo;Mäuschen“ – so Topolino auf Deutsch – von 1939 gilt als absolutes Kultobjekt. Auch wegen seines wohl bekanntesten Besitzers, des Entenhausener Privatdetektivs Micky Maus. Und wenn dann noch Vater Klaus die Schlüssel seines 68er Jaguar MK2 auf den Küchentisch wirft, wird die Debatte endgültig unlösbar. Lesen Sie auch: Hunderte Slum-Kinder bitten um Essen: Haller Fotografin Anjuscha Wörmann ist schockiert Tochter aus Halle fährt Fiat 500, Mutter liebt Topolino Einig sind sich die Mattick/Wörmanns indes darin, dass ihr gemeinsames Hobby eines der schönsten ist, das man sich vorstellen kann. Zusammen mit Trennschleifer und Schweißgerät einer Karosserie zu Leibe rücken – was könnte es Schöneres geben? Gut, dass Mutter Katharina bereits für Nachschub gesorgt hat und eine weitere Topolino-Baustelle in der Garage wartet. In loser Folge stellen wir Ihnen in den &bdquo;Blechgeschichten“ spannende Autos, interessante Menschen und die Geschichten vor, die sie verbinden. Egal ob Trabant oder Lamborghini, Baujahr 1925 oder 2025: Wenn Sie ein außergewöhnliches Fahrzeug Ihr Eigen nennen, freuen wir uns über eine E-Mail an jonas.damme@haller-kreisblatt.de. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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