Keine Kneipe, kein Imbiss, kein Geschäft: Haller Ortsteil kämpft um Zukunft

Halle-Hesseln. Es ist ein nebeliger Tag, als sich das &bdquo;Haller Kreisblatt“ im Haller Ortsteil Hesseln umsieht. Der Sportplatz der SG Hesseln liegt verlassen da, dem Rasen wurde von ein paar Maulwürfen übel mitgespielt. Auch vom örtlichen Kindergarten lassen sich keine Geräusche vernehmen – die Kinder wurden bereits abgeholt. Ab und zu fährt ein Auto die Hesselner Straße entlang. Jemand entsorgt Glas im Container. Mehr Action ist in der Siedlung unterhalb der Osnabrücker Straße an diesem Tag nicht auszumachen. Naturgemäß ist in ländlich gelegenen Ortschaften kein großer Trubel zu erwarten. Doch selbst für die Verhältnisse eines solchen Ortsteils ist in Hesseln wenig los. Diesen Eindruck bestätigt dem HK Sebastian Manke, Vorsitzender der SG Hesseln und Fraktionsmitglied der UWG in Halle. Jüngst hatte er stellvertretend für seine Fraktion einen Vorstoß im städtischen Sportausschuss unternommen. Auf Drängen von Hesselner Bürgern hatte er die Installation von neuen Sportgeräten, sogenannten Calisthenics, zur Debatte gestellt. Die Stadt erklärte sich bereit, die entsprechende Fläche zu unterhalten und die Geräte zu pflegen, ein Hesselner Verein müsse allerdings eine Förderzusage für die Geräte einholen. Manke prüft nun, ob sich sein Vorhaben umsetzen lässt. Nötig hätte es das Dorf ohne echten Dorfkern allemal. &bdquo;Hesseln ist eine Schlaf-Gemeinschaft“, sagt dem HK ein unzufriedener Hesselner, der mit seiner Familie im Ort wohnt. Ein dörfliches Zusammenleben gebe es kaum. Sebastian Manke sieht das ähnlich: &bdquo;Es tut schon weh, wenn ich sehe, mit viel Dampf in anderen Orten gearbeitet wird.“ Das Anwerben von Tante Enso in Hörste und Künsebeck etwa sei ein gutes Beispiel dafür. Zwar gäbe es auch in Hörste Probleme, dem Ortskern rund um die Kirche zu alter Attraktivität zu verhelfen, aber immerhin sei man sich dessen bewusst und arbeite an Lösungen. &bdquo;Hier in Hesseln hat sich diese Fragen niemand gestellt, als damals nach und nach alles zugemacht hat“, bedauert Manke. &bdquo;Wir hatten hier früher einen Lebensmittel-Markt und eine Gaststätte“, kann er sich noch gut erinnern. Oft sei er in der Gastwirtschaft &bdquo;Zur Diele“ Billard oder Darts spielen gewesen. Döner-Imbiss konnte sich nur acht Monate in Haller Ortsteil halten Nachdem die Kneipe vor einigen Jahren den Ausschank eingestellt und ihre Tore geschlossen hatte, war zwischenzeitlich ein Showroom für ausleihbares Hochzeitsmobiliar im Inneren eingerichtet worden. Inzwischen ist das Unternehmen allerdings schon wieder nach Borgholzhausen umgezogen. Wo einst der Lebensmittel-Markt Hofbücker zu Hause war, hatte sich im Mai vergangenen Jahres ein Döner-Imbiss versucht. Wie berichtet, musste Metin Yildrim sein Projekt aber bereits nach acht Monaten wieder abbrechen. Manke wundert das nicht. &bdquo;Es gibt im Dorf kaum Arbeitsplätze. Also macht auch niemand Mittagspause bei einem solchen Imbiss. Die Nachfrage allein aus Hesseln reicht da einfach nicht und der Lieferdienst muss sich gegen die starke Konkurrenz aus dem Haller Zentrum behaupten“, gibt er zu bedenken. Aber nicht nur der mangelnde Döner-Bedarf fällt auf - auch die Deutsche Bahn betrachtet Hesseln offenbar nicht gerade als Halt mit hohem Fahrgastaufkommen. So verzichtet das Unternehmen darauf, den Haller Willem halbstündlich am örtlichen Bahnhof halten zu lassen, um Zeit zu sparen und so den Halbstundentakt auf der Strecke zwischen Osnabrück und Bielefeld einhalten zu können. &bdquo;Die Nummer finde ich schon mehr als fragwürdig“, sagt Manke. Er könne sich zwar vorstellen, dass ein Stundentakt für die Nachfrage in Hesseln ausreicht. Andererseits ermutige man die Menschen auf die Weise nicht gerade, auf die Bahn umzusteigen. &bdquo;Das und auch der unzureichende Lärmschutzwall zur Autobahn sind schon ernüchternd. Da steht Hesseln schon ein bisschen alleine da“, findet Manke. Dass Hesseln vom ÖPNV so vernachlässigt wird, stört auch Ulrike Niemeier-Müller. Die Haller Ratsfrau (SPD) setzt sich seit Langem für die Belange des Ortsteils ein und kennt die Sorgen der Einwohner. &bdquo;Die Buslinien fahren den Ort nicht ausreichend an. Die Haltestellen liegen zu weit außerhalb - da kommen die Älteren kaum hin.“ Ratsfrau kämpft für Ladestationen in Haller Ortsteil In puncto Mobilität hat Niemeier-Müller deswegen die Initiative ergriffen: &bdquo;Ich bin im Austausch mit den TWO, dass wir vielleicht ein, zwei Ladestationen für E-Autos bekommen“, verrät sie. &bdquo;Eine könnte man am Sportplatz installieren und eine eher Richtung Bahnhof“, findet sie. Auch ein allgemein zur Verfügung stehendes E-Fahrzeug, das am Sportplatz geparkt würde, hält sie für eine gute Idee. Außerdem &bdquo;wäre es schön, wenn wir mal einen richtigen Treffpunkt bekommen könnten, so wie das Gemeindehaus in Hörste zum Beispiel“. Hesseln habe ja auch etwas zu bieten, stellt Sebastian Manke klar – die Nähe zum Teutoburger Wald mache das Wohnen im Haller Ortsteil durchaus attraktiv, findet der Ehrenamtliche. &bdquo;Ich bin hier geboren und ich werde auch hier sterben“, sagt er mit felsenfester Überzeugung. Die Calisthenics seien nur der Anfang: &bdquo;Das wird nicht die letzte Idee sein, mit der ich dem Ausschuss komme“, kündigt er an und lacht. Auch wenn es ein langwieriger Prozess ist, so verfestigt sich doch der Eindruck: Hesseln zu alter Blüte zu verhelfen – das ist wohl kein Ding der Unmöglichkeit, solange Menschen wie Sebastian Manke und Ulrike Niemeier-Müller auch weiterhin dafür kämpfen. 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